Die Explosionen in Tanta und Alexandria seien von den Dschihadisten verübt worden, berichtete das IS-Sprachrohr Amak am Sonntag. Wie das ägyptische Gesundheitsministerium mitteilte, starben bei der Bombenexplosion in Tanta mindestens 27 Menschen, wenige Stunden später wurden in der St. Markus-Kathedrale in Alexandria mindestens elf weitere getötet.
Dort hatte auch das Oberhaupt der Kopten, Papst Tawadros II., Palmsonntag gefeiert. Er blieb unverletzt.
«Die Explosion ereignete sich in den vorderen Reihen, in der Nähe des Altars während der Messe», sagte Vize-Innenminister Tarek Atija der Nachrichtenagentur AFP über den Anschlag in der Mar-Girgis-Kirche in Tanta, 120 Kilometer nördlich von Kairo.
Der Gouverneur von Gharbija, Ahmed Deif, sagte dem Fernsehsender Nile News, möglicherweise habe es sich um einen Selbstmordanschlag gehandelt. Sicherheitskräfte hätten die Umgebung des Gotteshauses nach weiteren Sprengsätzen durchkämmt.
Ägyptische Privatsender zeigten Bilder von blutverschmierten Kirchenwänden und zerstörten Holzbänken in Tanta. Die Zahl der Toten stieg rasch von anfangs 13 auf 27, zudem wurden laut Gesundheitsministerium rund 80 Menschen verletzt. Der ägyptische Regierungschef Scherif Ismail bekräftigte als Reaktion auf den ersten Anschlag Ägyptens Willen, den «Terrorismus auszulöschen».
Der Sprecher des Aussenministeriums, Ahmed Abu Seid, erklärte, der Anschlag in Tanta sei «ein misslungener Angriff auf unsere Einheit». Das einflussreiche sunnitische Al-Ashar-Institut in Kairo sprach ebenfalls von einem Versuch, die Sicherheitslage in Ägypten und «die Einheit der Ägypter zu destabilisieren».
Bereits wenige Stunden nach der Bluttat in Tanta wurde die koptische Gemeinde erneut von einem Anschlag erschüttert. Dieses Mal traf es die St. Markus-Kathedrale in Alexandria und damit den Sitz ihres Oberhauptes, Papst Tawadros II. Dabei starben 16 Menschen. Weitere 41 Menschen wurden verletzt. Zunächst bekannte sich niemand zu den Anschlägen.
Wie Christen in aller Welt hatten die Kopten in Tanta und Alexandria Palmsonntag gefeiert und sich damit auf das Osterfest in einer Woche vorbereitet. Die Kopten sind die grösste christliche Glaubensgemeinschaft im Nahen Osten und machen etwa zehn Prozent der 90 Millionen Einwohner Ägyptens aus. Die Minderheit sieht sich immer wieder gewaltsamen Angriffen ausgesetzt.
Im Dezember vergangenen Jahres hatte sich ein Selbstmordattentäter während einer Sonntagsmesse in der koptischen Kirche St. Peter und Paul in Kairo in die Luft gesprengt. 29 Menschen wurden damals getötet. Am Neujahrstag 2011 waren bei einem Anschlag auf Kopten in Alexandria mehr als 20 Menschen getötet worden.
Papst Franziskus wird Ägypten am 28. und 29. April besuchen. Dabei will er auch seine Solidarität mit den Kopten zum Ausdruck bringen. Nach dem ersten Anschlag vom Sonntag sprach Franziskus der koptischen Gemeinde sein Mitgefühl aus.
«Möge Gott die Herzen derjenigen bekehren, die Terror, Gewalt und Tod säen und auch die Herzen derjenigen, die Waffen herstellen und damit handeln», sagte der Papst während des Angelus-Gebets.
Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) äusserte am Sonntag «grosse Betroffenheit». Das EDA verurteile mit aller Schärfe die blutigen Anschläge in Ägypten, die während den Feiern zum Palmsonntag grosses Leid unter den Gläubigen verursacht hätten, heisst es in einer Stellungnahme. Das EDA drückte den Angehörigen der Opfer und den verletzten Personen sein tiefes Mitgefühl aus. (viw/sda/afp/dpa/reu)