International
People

Megxit: Die royale Entfremdung in 7 Kapiteln

Ein Jahr Megxit: Die royale Entfremdung in 7 Kapiteln

07.01.2021, 13:46
Larissa Schwedes und Benedikt von Imhoff / dpa
Mehr «International»

Wie ein Schlag traf die Nachricht das britische Königshaus: Prinz Harry und seine Frau, Herzogin Meghan, machen Schluss. Goodbye, royales Leben mit Verantwortung und Verpflichtungen. Hello, Privatleben mit Selbstständigkeit und eigener Meinung.

«Nach vielen Monaten des Nachdenkens und der Diskussionen haben wir uns entschieden, in dieser Institution eine neue fortschrittliche Rolle für uns zu finden», schrieben Harry und Meghan Anfang 2020 bei Instagram. Jetzt ist es ein Jahr her, dass die beiden ankündigt haben, sich von ihren royalen Pflichten zurückziehen und auf eigenen Beinen stehen zu wollen.

Der Megxit, wie der Abschied in Anlehnung an den Brexit schnell genannt wurde, passt nur zu gut in das königliche annus horribilis, das Schreckensjahr 2020. Königin Elizabeth II., Harrys Grossmutter, droht den beiden sogar mit dem endgültigen Bruch. Mittlerweile wohnen Meghan und Harry mit Sohn Archie in Kalifornien. Die royale Familie trennt also ein Ozean. Und gefühlt eine Welt.

Was geschah seither? Eine Jahresbilanz in sieben Kapiteln:

Der Bruch mit den Traditionen

FILE - In this Jan. 7, 2020, file photo, Britain's Prince Harry and Meghan, Duchess of Sussex leave after visiting Canada House in London. Prince Harry and Meghan Markle have moved into a new fam ...
Meghan Markle und Prinz Harry am 7. Januar 2020 – einen Tag, bevor sie den Bruch mit der traditionellen Rolle kommunizierten.Bild: keystone

Sinn des Megxit war es, die Dinge anders zu machen, als es normalerweise für Royals üblich ist. Dennoch sorgt es regelmässig für Schlagzeilen, wenn das Paar tatsächlich mit royalen Traditionen bricht und neue Wege geht. Bei der US-Wahl berichteten etwa zahlreiche amerikanische Medien, als die 39-jährige Meghan ihren Stimmzettel in die Wahlurne geworfen hatte. Mitglieder der königlichen Familie geben traditionell bei Wahlen keine Stimme ab – sie haben keine eigene Meinung zu haben.

Die Stiftung

Schirmherrschaft hier, Spendenaufruf da: Wohltätige Projekte gehören zu den Kernaufgaben eines Royals. Die soziale Ader wollen Harry und Meghan sich erhalten. Unter dem Dach ihrer gemeinnützigen Organisation Archewell wollen sie Bildungsprogramme und Initiativen mit Fokus auf Themen zu Gesundheit und allgemeinem Wohlbefinden bündeln. Der Name, der wohl nicht zufällig an Sohn Archie erinnert, ist offiziell eine Zusammensetzung des altgriechischen Wortes «Arche» als Quelle des Handelns und «Well» als reichhaltige Quelle.

Millionenschwere Deals

Britain's Prince Harry and Meghan, Duchess of Sussex arrive to attend the annual Commonwealth Day service at Westminster Abbey in London, Monday, March 9, 2020. The annual service organised by th ...
Meghan und Harry im März 2020 in London.Bild: keystone

Ihrem Ziel, finanziell auf eigenen Beinen zu stehen, dürften Harry und Meghan ein deutliches Stück näher gekommen sein. Dafür sorgen millionenschwere Deals mit den Streaming-Plattformen Netflix und Spotify, auf denen sie Filme, Serien und Podcasts herausbringen wollen. Allein der Netflix-Vertrag hatte ein Volumen von mehr als 100 Millionen Pfund (120 Mio Franken).

Kritiker betonen, dass die Deals keinesfalls selbst erarbeitet seien – ohne den berühmten Namen und den Promi-Status wären sie kaum vorstellbar. Mit einer eigenen Produktionsfirma wollen Harry und Meghan für Netflix Dokumentationen, Spielfilme und Angebote für Kinder produzieren. Mit dem Geld konnte das Paar 2.4 Millionen Pfund für die Renovierung seines britischen Wohnsitzes Frogmore Cottage zurückzahlen.

Kurz vor dem Jahreswechsel gab das Paar sein Podcast-Debüt. «Wir möchten das Mitgefühl und die Freundlichkeit (von Menschen) ehren, die so vielen Leuten geholfen haben, durchzukommen», sagte Harry (36) zu Beginn der etwa 33 Minuten langen Episode. Mit Gästen wie Elton John und sogar einem Mini-Auftritt von Sohn Archie plauderten sie über das vergangene Corona-Jahr.

Die Übergangsphase

Ähnlich wie beim Brexit gibt es auch beim Megxit eine Übergangsphase. Die Einigung mit dem Königshaus sah vor, nach einem Jahr den Prozess zu bewerten und zu vereinbaren, wie es weitergeht. Dabei geht es etwa darum, dass das Paar auf die lukrative Marke «Sussex Royal» und die Anrede «Königliche Hoheit» verzichtet. Palast-Insider mutmassten jedoch bereits, mit den Netflix- und Spotify-Deals sei eine Rückkehr in die Reihen der Royals nahezu ausgeschlossen. Auf Dauer könne das Paar sich eben nicht das Beste aus zwei Welten herauspicken, so Kritiker.

Der Streit

Bereits seit Jahren liefern sich Harry und Meghan einen erbitterten Streit mit der Boulevardpresse. Die Fehde gilt sogar als einer der Hauptgründe für den Abgang des Paares. In einem Statement erinnerte Harry an den Tod seiner Mutter, Prinzessin Diana, die ebenfalls unter der Dauerbeschattung der Paparazzi und Hofreporter gelitten hatte. «Ich habe meine Mutter verloren, und nun sehe ich, wie meine Frau zum Opfer der gleichen mächtigen Kräfte wird», schrieb der Prinz. Immer wieder hatten auch Meghans Hautfarbe und ihre afro-amerikanischen Wurzeln in der Presse eine Rolle gespielt, teilweise mit rassistischen Untertönen. Mehrfach hatten Harry und Meghan auch gegen einzelne Medien geklagt.

Die Selbstinszenierung

FILE - In this Sunday, Nov. 10, 2019 file photo Meghan, Duchess of Sussex attends the Remembrance Sunday ceremony at the Cenotaph in Whitehall in London. The Duchess of Sussex has revealed that she ha ...
Meghan Markle rlitt eine Fehlgeburt und ging damit sehr bewusst an die Öffentlichkeit.Bild: keystone

In Grossbritannien wurden Harry und Meghan auf Schritt und Tritt von der Presse verfolgt und mussten aushalten, wie andere sie in der Öffentlichkeit darstellten. Seit dem Megxit setzt das Paar zunehmend auf Selbstinszenierung. Ob Video-Statement, Zeitungsbeitrag oder professioneller Streaming-Content: Harry und Meghan wollen selbst bestimmen, wie die Welt sie wahrnimmt. Und das nehmen sie sehr ernst. Zu einer kleinen Zeremonie in den USA zum Volkstrauertag luden die beiden nur eine kleine Schar ausgewählter Fotografen – dafür gab es sowohl aus der Medienbranche als auch aus royalen Kreisen Kritik.

Teil der Inszenierung ist auch eine recht grosse, sehr bewusst arrangierte Offenheit. So berichtete Meghan in der «New York Times» im November emotional über eine Fehlgeburt. In aller Welt wurden ihre Worte dafür gewürdigt, dass sie diesem noch immer mit Tabus behaftetem Thema verdiente Aufmerksamkeit schenkte.

Die Isolation

Die Corona-Pandemie hat den Abgang des Paares zu einem ziemlich harten Megxit gemacht: Auch über Weihnachten war ein Wiedersehen mit der königlichen Familie wegen Reise- und Kontaktbeschränkungen nicht möglich. Wann sich die Lage entspannt und eine Reise in die alte Heimat infrage kommt, dürfte in den Sternen stehen. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Arme Meghan: (Mindestens) 21 Mal Kleider wechseln in 7 Tagen
1 / 23
Arme Meghan: (Mindestens) 21 Mal Kleider wechseln in 7 Tagen
Prinz Harry und seine Frau Meghan beenden am Mittwoch, 31. Oktober 2018 ihre 16-tägige Reise durch vier Länder im Pazifischen Ozean. Für Meghan bedeutete dies vor allem eins: Mehrmals täglich die Kleider wechseln. Hier nimmt Meghan am Mittwoch ganz in Blau ein Bad in der Menge in Rotorua, Neuseeland.
quelle: epa/afp pool / michael bradley / pool
Auf Facebook teilenAuf X teilen
So viel Geld bringt die royale Hochzeit der Wirtschaft ein
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
7 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
TheRealSnakePlissken
07.01.2021 17:48registriert Januar 2018
Das weltweite Streaming der Serie "The Crown" (4 Staffeln bei Netflix bisher), in deren Mittelpunkt das Leben von Königin Elizabeth II steht, ist ein stetiges Sägen am monarchischen Ast. Es ist das Gegenteil eines Prinzessinnen-Traums, den wahrscheinlich auch eine Meghan einen Moment lang geträumt hat. Aufwachen tut frau dann in der gefühlskalten Welt von gelangweilten Adligen und ihren roboterhaften Bediensteten. Da flüchtete jeder, der nicht in dieser Sekte gross wurde. Auch in Spanien fragt man sich, was dieser Zirkus bringt, wenn fast jedes Familienmitglied Fettnäpfchen statt Schuhen trägt
237
Melden
Zum Kommentar
avatar
Rahlini92
07.01.2021 21:26registriert Dezember 2019
Ich mag die zwei! Die sollen ihr Ding machen.systemrelevant scheint ja doch nur William und Kate zu sein.. nach der Queen selbstverständlich.( Sind wir ehrlich, niemand glaubt mehr an die regentschaft von Prinz Charles)🤷
206
Melden
Zum Kommentar
7
Wie in Brüssel die Konferenz der Ultrarechten gecancelt und so erst recht zum Erfolg wurde
Dreimal musste sich die Konferenz der «National-Konservativen» einen neuen Veranstaltungsort in Brüssel suchen, weil ihr kurzfristig das Gastrecht entzogen wurde. Bessere Schlagzeilen konnten sich die Organisatoren nicht wünschen.

Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban, Frankreichs ultrarechter Ex-Präsidentschaftskandidat Eric Zemmour, Brexit-Vorkämpfer Nigel Farage und Deutschlands ehemaliger Chef des Verfassungsschutzes Hans-Georg Maassen: Es hätte eine hochkarätige Konferenz rechter und radikal-rechter Kreise werden sollen in Brüssel, organisiert von der konservativen Denkfabrik «Edmund Burke Foundation».

Zur Story