Auf dem Flug nach Japan hat Papst Franziskus Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping und der Präsidentin Taiwans, Tsai Ing-wen, am Samstag jeweils ähnliche Grusstelegramme geschickt.
Obwohl die demokratische Insel von der kommunistischen Führung in Peking nicht als Staat, sondern nur als Teil der Volksrepublik angesehen wird, adressierte der Papst das Schreiben an «Ihre Exzellenz Tsai Ing-wen, Präsidentin der Republik China (Taiwan)». Papst Franziskus traf am Samstag in Japan ein, der zweiten und letzten Station seiner Asien-Reise.
Der Vatikan gehört zu den 15 Staaten weltweit, die Taiwan noch gegen den Widerstand aus Peking diplomatisch anerkennen. Es ist neben der Unterdrückung papsttreuer Katholiken in China eines der Hindernisse, die Franziskus bisher daran hindern, sich seinen grossen Wunsch zu erfüllen, auch einmal China besuchen zu können.
Auf jeder Reise schickt der Papst den Präsidenten der Staaten, die er überfliegt, ein Telegramm und wünscht ihnen Wohlergehen und Frieden.
Der Papst schickte auch Hongkong Regierungschefin Carrie Lam ein Grusstelegramm. Darin beschrieb er die seit Monaten von Unruhen heimgesuchte chinesische Sonderverwaltungsregion als «Territorium» und wünschte den sieben Millionen Hongkongern «Wohlergehen und Frieden».
Während er an Chinas Staatschef schrieb, «für die Nation und ihr Volk» zu beten, liess er Taiwans Präsidentin wissen, dass seine Gebete «allen Menschen in Taiwan» gelte. Der Hinweis in den Telegrammen auf den erbetenen Frieden gewinnt auch hier besondere Bedeutung, da Peking mit einer gewaltsamen Eroberung Taiwans droht.
Der Streit geht auf den Bürgerkrieg zurück, als die Truppen der nationalchinesischen Kuomintang-Partei vor der Machtübernahme der Kommunisten 1949 in Peking von Festlandchina nach Taiwan geflüchtet sind. Bis heute lautet der Name «Republik China», da sich Taiwan als Nachfolger der bis dahin in China existierenden Republik versteht.
Mehr als zwei Jahrzehnte hielt die «Republik China» in Taiwan sogar noch den ständigen Sitz Chinas im Uno-Sicherheitsrat. Taipeh musste ihn 1971 an die Volksrepublik abgeben und verlor seine Uno-Mitgliedschaft. Die Regierung in Taipeh ist seither aber selbst von dem Anspruch abgerückt, ganz China zu repräsentieren. (aeg/sda/dpa)