Der emeritierte Papst Benedikt XVI. distanziert sich in einer neuen Biografie deutlich von Ehen zwischen Homosexuellen.
«Vor hundert Jahren hätte es noch jedermann für absurd gehalten, von homosexueller Ehe zu sprechen. Heute ist gesellschaftlich exkommuniziert, wer sich dem entgegenstellt. Ähnliches gilt bei Abtreibung und für die Herstellung von Menschen im Labor», sagt er in der neuen Biografie «Benedikt XVI. – Ein Leben», die an diesem Montag auf den Markt kommt, dem deutschen Autor Peter Seewald.
«Die moderne Gesellschaft ist dabei, ein antichristliches Credo zu formulieren, dem sich zu widersetzen mit gesellschaftlicher Exkommunikation bestraft wird. Die Furcht vor dieser geistigen Macht des Antichrist ist dann nur allzu natürlich.» Nach Ansicht des früheren deutschen Kardinals Joseph Ratzinger liegt «die eigentliche Bedrohung der Kirche» in einer «weltweiten Diktatur von scheinbar humanistischen Ideologien».
Der emeritierte Pontifex sieht sich überdies als Opfer einer «bösartigen Verzerrung der Wirklichkeit».
«Das Spektakel an Reaktionen, der hernach von der deutschen Theologie kam, ist so töricht und so bösartig, dass man lieber nicht davon spricht. Die eigentlichen Gründe dafür, dass man einfach meine Stimme ausschalten will, möchte ich nicht analysieren», sagt er in der Biografie mit Blick auf Reaktionen auf seinen Beitrag über das Verhältnis von Christentum und Judentum für die theologische Zeitschrift «Communio» im Jahr 2018.
Kritiker werfen Benedikt vor, sich wie eine Art «Schattenpapst» zu verhalten. Besonders laut wurde diese Kritik, als im vergangenen Jahr ein Beitrag von ihm in einem Buch von Kardinal Robert Sarah über den Zölibat erschien.
«Die Behauptung, dass ich mich regelmässig in öffentliche Debatten einmische, ist eine bösartige Verzerrung der Wirklichkeit», betont der 93-Jährige im Gespräch mit Seewald, das im letzten Kapitel der mehr als 1000 Seiten umfassenden Biografie unter der Überschrift «Letzte Fragen an Benedikt XVI.» aufgeführt ist.
Benedikt hat nach eigenen Angaben eine sehr gute Beziehung zu seinem Nachfolger Franziskus. «Wie Sie wissen, ist die persönliche Freundschaft mit Papst Franziskus nicht nur geblieben, sondern gewachsen.»
Ratzinger wurde am 16. April 1927 in Marktl am Inn in der Nähe von Passau in Bayern geboren. Nach dem Theologie-und Philosophiestudium wurde er 1951 zum Priester geweiht, mit 30 Jahren habilitierte er. 1977 wurde er Erzbischof von München und Freising und wenig später auch Kardinal.
1981 berief ihn der damalige Papst Johannes Paul II. zum Präfekten der wichtigen Glaubenskongregation. Die bedeutendste Vatikan-Behörde, die sich dem Schutz der «Glaubens- und Sittenlehre» verschrieben hat, trug für Jahrzehnte seine konservative Handschrift. Am 19. April 2005 wurde Ratzinger zum Papst gewählt. Er gab sich den Namen Benedikt XVI. Weil seine Kräfte schwanden, trat er am 28. Februar 2013 als erster Papst der Neuzeit von seinem Amt zurück. (aeg/sda/dpa)
Vor hundert Jahren hätte es auch jeder für absurd gehalten, dass die Kirchen dieser Welt im Jahr 2020 bald komplett obsolet sind.
Zeiten ändern sich - zum Glück meistens zum Guten!
Johannes Paul II und Franziskus im TV: "Jöööh, lug wi herzig er isch..."
Benedikt im TV: kalter Schauer den Rücken runter...
Will niemandem zu Nahe treten, aber würde gerne mal wissen, ob das anderen auch so geht...