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Naher Osten

Ägyptischer Filmemacher Shadi Habash Al-Sisis stirbt im Gefängnis

Ägyptischer Filmemacher und Kritiker Al-Sisis stirbt im Gefängnis

03.05.2020, 14:2003.05.2020, 14:26
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In Ägypten ist ein Filmemacher, der Präsident Abdel Fattah al-Sisi in einem Musikvideo als Lügner verspottet hat, im Alter von 24 Jahren im Gefängnis gestorben. Schadi Habasch sei in Kairo im berüchtigten Tora-Hochsicherheitsgefängnis gestorben, teilte der Musiker und Aktivist Rami Essam mit. Die Todesursache war zunächst unklar. Habasch war mehr als zwei Jahre in Haft, ein Prozess wurde ihm nie gemacht.

Habasch und ein Mitarbeiter wurden im März 2018 festgenommen, wenige Tage nachdem sie das Musikvideo zum Song «Balaha» veröffentlicht hatten. Der im Exil lebende Rockmusiker Rami Essam kritisiert darin die Zustände in seinem Heimatland. Präsident Al-Sisi wird als «Balaha» bezeichnet - wörtlich «Dattel», umgangssprachlich aber auch eine Bezeichnung für einen berüchtigten Lügner.

Um dieses Musikvideo geht's:

Beiden wurde unter anderem vorgeworfen, Falschnachrichten verbreitet und das Militär beleidigt zu haben sowie Mitglied in einer terroristischen Vereinigung zu sein. Essam erklärte dagegen öffentlich, Habasch habe mit dem Inhalt des Songs nichts zu tun. Es sei lediglich eines seiner vielen Regie-Projekte in der Nahost-Region gewesen.

Präsident Al-Sisi geht seit seiner Machtübernahme im Jahr 2013 mit äusserster Härte gegen Kritiker vor. Menschenrechtlern zufolge wurden seitdem mindestens 60 000 Menschen inhaftiert. Darunter sind viele Aktivisten und politische Oppositionelle. Zahlreiche Prominente sind ins Exil geflohen, darunter Schauspieler und Schriftsteller.

Der Autorenverband PEN America sprach von einem «verheerenden Schlag gegen die künstlerische Freiheit». «Künstler gehen Risiken ein, aber sie sollten nicht mit ihrem Leben bezahlen müssen», teilte der Verband mit. Wer Ansichten verbreite, die Al-Sisi nicht passten, riskiere in Ägypten faktisch eine Todesstrafe. Die Umstände von Habaschs Tod müssten aufgeklärt werden.

Musiker Essam veröffentlichte auf seiner Website den letzten Brief Habaschs aus dessen Gefangenschaft. «Haft tötet nicht, Einsamkeit tötet», heisst es darin. «Ich brauche eure Unterstützung um nicht zu sterben.» (sda/dpa)

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9 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Victor Paulsen
03.05.2020 17:25registriert April 2019
Eigentlich sollte man aufhören, solche Länder und die Wirtschaft zu unterstützen, primär durch Tourismus. Dadurch leidet dann zwar die Bevölkerung, aber ohne das wird sich wohl nie was ändern
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Victor Paulsen
03.05.2020 17:24registriert April 2019
Wir sind weit von einer Welt mit Meinungs und Pressefreiheit entfernt. In Ägypten und weiteren solchen Länder werden kritiker ermordet, hier in europa werden sie immer häufiger zu Opfer von Gewalt, wie kürzlich das ZDF Heute Show Team
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Hummingbird
03.05.2020 16:06registriert Juni 2019
Das ist so traurig, dass ein so junger (und hübscher) Mensch sterben musste :-(, nur weil er seine Meinung in einem Musikvideo geäussert hat, oder ein solches Musikvideo unterstützt hat. Für mich bestätigt dieser Tod, dass der ägyptische Präsident zurecht kritisiert wird. Ich kann solche Leute einfach nicht verstehen und hoffe, die politische Lage in Ägypten ändert sich bald zum Besseren. RIP Shady Habash
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