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Slowenien löste mit einer eher unscheinbaren Massnahme eine eigentliche Kettenreaktion aus: In der vergangenen Woche setzten slowenische Polizisten an der Grenze zu Kroatien 162 Marokkaner fest und verweigerten ihnen die Weiterreise nach Österreich. Begründung: Sie seien Wirtschaftsmigranten und hätten keine Chance auf Asyl in Europa, daher werde man sie wieder nach Kroatien abschieben.
Sloweniens südlicher Nachbar Kroatien wie auch Serbien und Mazedonien, zusammen mit Griechenland die derzeitigen Transitländer der Balkanroute für Flüchtlinge, reagierten noch am selben Tag und liessen unter Berufung auf das slowenische Beispiel ihrerseits nur noch Flüchtlinge aus Syrien, Irak und Afghanistan weiterreisen. Das hat Folgen an den Grenzen. Eine Übersicht:
Die Zahl der Flüchtlinge, die von der Türkei aus über das Mittelmeer nach Griechenland kommen, ist am Wochenende stark zurückgegangen. Am Sonntag zählte die Internationale Organisation für Migration (IOM) auf den griechischen Inseln lediglich 155 neue Flüchtlinge – am Tag zuvor waren es noch knapp 3000 Menschen gewesen. Seit Anfang November seien rund 100'000 Flüchtlinge nach Griechenland gelangt, durchschnittlich also 4500 Menschen.
Zahlen des UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR zeigen ebenfalls den Einbruch am Sonntag. Bereits am Dienstag, 24. November ist die Zahl der in Griechenland ankommenden Flüchtlinge aber bereits wieder auf über 3000 gestiegen.
Die Stimmung an der griechisch-mazedonischen Grenze ist angespannt. Mazedonien lässt seit der vergangenen Woche nur mehr Flüchtlinge aus Syrien, dem Irak und Afghanistan ins Land. Andere Asylsuchende werden an der Grenze pauschal abgewiesen.
Auf der griechischen Seite der Grenze in Idomeni bildete sich bereits ein Rückstau. Die Gestrandeten würden zum Grossteil im Freien schlafen, berichteten Aktivisten auf der Facebook-Seite «Forgotten in Idomeni». Die Menschen seien zunehmend winterlichen Wetterverhältnissen ausgesetzt. Am Donnerstag versuchten Hunderte, den Grenzzaun niederzureissen und die Grenze zu überqueren.
Etwa 200 Menschen, darunter viele aus dem Iran, Bangladesch und Pakistan, sind deswegen in einen Hungerstreik getreten und blockieren eine Eisenbahnstrecke.
Mazedoniens Regierung hat ihrerseits den Grenzübergang zu Griechenland bei Gevgelija mit einem Stacheldrahtzaun abgesperrt. Das Auffanglager auf der griechischen Seite der Grenze ist nach Angaben der IOM überfüllt.
Viele Flüchtlinge suchen inzwischen offenbar nach Alternativrouten: Im Süden Bulgariens beispielsweise griff die Polizei in den letzten Tagen vermehrt Gruppen von Flüchtlingen mit Schleppern auf. Mitarbeiter des UNHCR und der IOM warnen davor, dass Flüchtlinge künftig schwierigere und gefährlichere Routen über Bulgarien oder Albanien nehmen könnten.
Serbien lässt derzeit ebenfalls nur noch Flüchtlinge aus Syrien, Irak und Afghanistan weiterreisen. UNHCR und IOM kritisieren diesen Kurs scharf. Mit der Entscheidung werde das Recht von Flüchtlingen auf individuelle Prüfung von Asylgesuchen missachtet.
Auch Kroatien hält das Transitverbot für Flüchtlinge, die nicht aus Syrien, Irak und Afghanistan stammen, aufrecht. Den Flüchtlingen macht zudem die Kälte zu schaffen. Am Sonntag hat es in Kroatien zum ersten Mal in diesem Winter geschneit.
Der Winter setzt den Flüchtlingen auch in Österreich zu. In Hanging an der Grenze zu Deutschland warten sie in einem Transitzelt geschützt vor dem Schneefall auf die Weiterreise. Ein neuer Standplatz soll Anfang Dezember drei Kilometer entfernt in der Gemeinde Nebelberg entstehen. Von dort aus sollen die Flüchtlinge dann mit Bussen direkt über die Grenze zur Registrierstelle nach Deutschland gebracht werden.
(meg)