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Jiro Sushi Tokio: Das beste Sushi-Restaurant verliert alle drei Michelin-Sterne

Das beste Sushi-Restaurant der Welt verliert auf einen Schlag alle drei Michelin-Sterne

27.11.2019, 08:0627.11.2019, 12:23
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Seit 2007 hat das Sushi-Restaurant Jiro Sushi in Tokio jedes Jahr seine drei Michelin-Sterne verteidigt. Kein Wunder, gilt es als bestes Sushi-Restaurant der Welt. Und kein Wunder, sind bei dem mittlerweile 94-jährigen Chef Jiro Ono regelmässig die Stars und Sternchen ein- und ausgegangen. Barack Obama, Hugh Grant, Katy Perry – alle wollten sie wenigstens einmal im Leben die begehrten Sushi speisen. Und sie wurden nicht enttäuscht. Obama jedenfalls sagte nach seinem Besuch im nur 10 Sitze umfassenden Restaurant, er werde wohl nie wieder bessere Sushi essen in seinem Leben.

In this photo taken Wednesday, April 23, 2014 and released by Japan's Cabinet Public Relations Office, Japanese Prime Minister Shinzo Abe, second right, shares a laugh with U.S. President Barack  ...
Barack Obama besuchte 2014 das Jiro Sushi – und war begeistert.Bild: AP/Cabinet Public Relations Office

Doch jetzt wurden Jiro Sushi alle drei Michelin-Sterne entzogen, obwohl sie dem Restaurant erst vor Kurzem noch verliehen wurden. Was war passiert?

Das Problem – soviel vorweg – liegt nicht in falsch zerlegtem Kugelfisch. Oder abgelaufenen Speisen. Jiro Ono scheint schlicht Opfer seines eigenen Erfolgs geworden zu sein.

In einer Erklärung teilt der Guide Michelin mit, die Aberkennung der drei Sterne habe nichts mit der Qualität zu tun, sondern damit, dass das Restaurant nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich ist. «Wir haben erfahren, dass Sukiyabashi Jiro keine Reservierungen mehr von der Öffentlichkeit entgegennimmt. Dadurch entspricht das Restaurant nicht mehr unseren Regularien.»

Der heute 94-jährige Chef Jiro Ono: Opfer seines eigenen Erfolgs.
Der heute 94-jährige Chef Jiro Ono: Opfer seines eigenen Erfolgs.Bild: Screenshot Youtube

Zum Ruhm beigetragen haben nebst den Promi-Gästen auch TV-Dokumentationen. Auf Netflix erschien die Doku «Jiro Dreams of Sushi». In einer Dokumentation von 2011 beschreibt der bebrillte Koch, wie er Tintenfisch massiert, um ihn vor dem Kochen zart zu machen.

So wurde das Restaurant weltberühmt und auch von Touristen überrannt – trotz strenger Regeln, die es zu befolgen gibt. Der Guide Michelin Schweiz schrieb 2018 über einen Besuch im Edel-Japaner, dass man noch im Hotel drei A4-Seiten mit Vorschriften und Informationen zum Besuch im «Jiro» ausgehändigt bekommt. Die Regeln sind gemäss dem Bericht streng und hart:

  1. Seien Sie pünktlich (Reservation um 12:00 Uhr)
  2. Wer zu spät kommt oder nicht erscheint, bezahlt eine Strafe von 16'200 Yen/142.20 CHF pro Person).
  3. Es gibt nur ein Chef-Menü (Omakasa) für mindestens 30'000 Yen/264.15 CHF pro Person.
  4. Es gibt keine A-la-Carte-Gerichte.
  5. Das Essen dauert circa 30 Minuten.
  6. Bezahlt werden kann mit Kreditkarte oder bar.
  7. Bitte benutzen sie kein Parfüm.
  8. Dresscode: halb formal, Hemd und Hose ist für Herren vorgeschrieben, Veston ist erwünscht; Flip-Flops, Turnschuhe oder Freizeitschuhe mit Gummisolen werden nicht akzeptiert.
  9. Am Samstagabend und am Sonntag ist «Jiro» geschlossen.
  10. Bitte bringen Sie ein gültiges Ausweisdokument mit, das Restaurant prüft die Namen der Kunden bei der Ankunft. «Sukiyabashi Jiro» hat das Recht, Gäste abzuweisen, deren Identität nicht mit dem Namen auf der Reservationsliste übereinstimmt.

Auf seiner Homepage teilt das Restaurant mit, dass Reservierungen nicht mehr telefonisch entgegengenommen würden und ausländische Gäste über ihren Hotel-Concierge buchen müssten. «Da unser Restaurant nur bis zu 10 Gäste gleichzeitig aufnehmen kann, wird sich an dieser Situation wahrscheinlich nichts ändern», hiess es. «Telefonische Reservierungen können wir bis auf Weiteres nicht annehmen.»

Trotz dem Sterne-Entzug bei Jiro Ono bleibt Tokio die Hauptstadt mit den meisten Michelin-Sternen. Insgesamt 11 Restaurants in Tokio erhielten laut Michelin die höchste Drei-Sterne-Bewertung. (meg)

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54 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Laborant
27.11.2019 08:18registriert November 2019
Strenge Regeln? Das klingt für mich eher nach normalem Anstand.
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Sveitsi
27.11.2019 11:08registriert Januar 2015
In 30 Minuten das Essen runter schlingen und dafür über 200 Franken bezahlen? Nein danke.
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who cares?
27.11.2019 09:00registriert November 2014
Finde die Konditionen eigentlich okay. Wer schon mal in einem Restaurant gearbeitet hat, weiss wie mühsam es ist, wenn Gäste reservieren und dann nicht oder zu spät oder in anderer Personenanzahl kommen. Mit 94 macht man sowas nicht mehr mit, sonst macht es keinen Spass mehr. Ein Sushirastaurant mit solch hoher Qualität hat auch schnell verderbliche Rohmaterialen. Wenn dann keiner kommt, kann man es nicht einfach in den Kühlschrank tun.
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