Nach dem Tod eines jungen Mannes vom indigenen Volk der Mapuche bei einem Polizeieinsatz ist ein ehemaliger Polizist in Chile zu 16 Jahren Haft verurteilt worden. Einen weiteren Ex-Polizisten verurteilte ein Gericht in der Stadt Angol im sogenannten «kleinen Süden» des südamerikanischen Landes zu drei Jahren Haft, wie aus einer Mitteilung der chilenischen Justizbehörde am Donnerstag (Ortszeit) hervorging.
Im November 2018 war ein Mapuche bei einem Polizeieinsatz in der Provinz Malleco getötet worden. Nach Angaben der Polizei erlag der 24-jährige Camilo Catrillanca einem Kopfschuss, nachdem er in einen Einsatz der militarisierten Polizei, der Carabineros, geraten war. Offiziellen Angaben zufolge hatte die Polizei eine Gruppe mutmasslicher Autodiebe bis in die indigene Gemeinde verfolgt und war mit automatischen Feuerwaffen beschossen worden.
Mapuche-Führer beklagten, dass die Carabineros in die Gemeinde eingedrungen seien, wahllos geschossen und dadurch den Tod Catrillancas provoziert hätten. Als Reaktion auf seinen Tod kam es zu heftigen Protesten in Chile. Rund 3000 Angehörige der indigenen Völker nahmen bei einem traditionellen Begräbnis in der Stadt Temuco Abschied von dem jungen Mann.
In Chile leben rund 1.3 Millionen Mapuche, das entspricht neun Prozent der Bevölkerung. Sie fordern seit Jahrzehnten die Rückgabe von Ländereien in Süd-Mittel-Chile. Ihre Vorfahren hatten den härtesten Widerstand gegen die spanischen Konquistadoren geleistet. Bis zum 19. Jahrhundert hatten sie ein unabhängiges Gebiet gehabt. Landenteignungen und massive Eingriffe in die Natur wie Staudamm-Projekte führten zu sozialen Spannungen in der Region rund 600 Kilometer südlich der Hauptstadt Santiago de Chile, die sich zuletzt zuspitzten. (aeg/sda/dpa)