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Jetzt auch Kolumbien: In Bogotá sind Zehntausende auf den Strassen

Jetzt auch Kolumbien: In Bogotá sind Zehntausende auf den Strassen

23.11.2019, 06:1123.11.2019, 06:14
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Proteste in Kolumbien
Heftige Proteste in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá.
quelle: epa / mauricio duenas castaneda
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Nach Massenprotesten gegen die kolumbianische Regierung und schweren Ausschreitungen ist in der Hauptstadt Bogotá eine nächtliche Ausgangssperre verhängt worden. Zuletzt waren rund 20'000 Polizisten in der Metropole im Einsatz.

Seit Freitagabend 21 Uhr (Ortszeit; 3 Uhr MEZ) bis 6 Uhr morgens dürfe niemand auf die Strasse, teilte Bürgermeister Enrique Peñalosa Londoño mit. Ausnahmen galten für Flugreisende, Flughafenmitarbeiter und Piloten. Mit der Ausgangssperre will die Stadtverwaltung weitere Krawalle verhindern.

Im Süden von Bogotá hatten sich vermummte Demonstranten zuletzt Strassenschlachten mit der Polizei geliefert. Sie schleuderten Steine auf die Sicherheitskräfte, die wiederum feuerten Tränengas und Blendgranaten in die Menge.

«Friedliche Meinungsäusserung ist ein Recht in einer Demokratie, aber wir sollten jede Form der Gewalt kategorisch ablehnen», sagte Präsident Iván Duque. «Es ist unsere Pflicht, die Ordnung aufrechtzuerhalten und Sicherheit zu garantieren. Diese Prinzipien werden niemals preisgegeben an jene, die zu Hass und Gewalt aufrufen.»

Proteste gegen Reformen

Die Proteste hatten am Donnerstag begonnen, als rund 200'000 Menschen in zahlreichen Städten des südamerikanischen Landes gegen die Regierung des konservativen Präsidenten Duque auf die Strasse gingen. Die Proteste richten sich unter anderem gegen geplante Arbeitsmarkt- und Rentenreformen sowie die zunehmende Gewalt gegen Aktivisten mit sozialen Anliegen.

Im Department Valle de Cauca im Westen des Landes wurden nach Angaben des Verteidigungsministeriums drei Menschen bei Zusammenstössen getötet. Bei Krawallen am Rande der Demonstrationen seien 150 Polizisten und 122 Zivilisten verletzt worden. Ausserdem habe es 98 Festnahmen gegeben.

Zuletzt waren zahlreiche Länder in Südamerika von heftigen Protesten erschüttert worden. In Bolivien trat Präsident Evo Morales nach Wahlfälschungsvorwürfen zurück und floh ins Exil nach Mexiko. In Chile einigten sich Regierung und Opposition nach wochenlangen Demonstrationen darauf, eine neue Verfassung auszuarbeiten. In Ecuador musste die Regierung wegen heftiger Proteste die Streichung von Benzin-Subventionen wieder zurücknehmen. (sda/dpa)

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Proteste in Chile
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Proteste in Chile
quelle: ap / esteban felix
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Soziale Unruhen in Chile – doch was sind die Gründe?
Video: srf
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13 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ohniznachtisbett
23.11.2019 08:43registriert August 2016
Ist das jetzt eigentlich der Süd- oder Lateinamerikanische Frühling? Interessant ist: Plötzlich sind die Menschen sowohl mit linken als auch mit rechten Regierungen unzufrieden. Bin gespannt wann es auch in Brasilien los geht. Hoffentlich verläuft das alles einigermassen friedlich.
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Beobachter
23.11.2019 07:10registriert November 2014
Am schlimmsten war es die letzten Tage in Cali. Dort sind nach Tumulten im Zentrum bewaffnete Banden in residenzielle Bereiche der Stadt vorgedrungen um ganze Siedlungen auszurauben. Am Donnerstag haben sich bei Ausgehverbot die Bewohner in den Quartieren regelrecht verbarrikadiert und Nachtwachen organisiert um sich zu schützen. Am Freitag trafen dann 5000 Soldaten des Batallons aus Palmira in der Stadt ein plus 1000 Polizisten aus Bogota. Im Zentrum haben sich Passanten in Läden verbarrikadiert und konnten gestern nicht mehr raus. Die Menschen haben massiv Angst.
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my_comment
23.11.2019 11:25registriert März 2018
Leider zeigt der Artikel hier primär Bilder von Gewalt. Während grösstenteils friedlich und aus mehreren legitimen Gründen demonstriert wurde (Neben den genannten auch gegen Fracking)! Schade dass man hier nicht ein wenig mehr recherchiert hat.
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