«This is the end, my only friend, the end», singt Jim Morrison im gleichnamigen Song der Rockgruppe «The Doors». Das Lied wurde auch zum Titelsong des legendären Filmes «Apocalypse Now» von Francis Ford Coppola, der wie kein anderer den Irrsinn des Vietnamkrieges beschreibt.
«The End» von den Doors wäre auch die passende Hymne für die Trump-Ära. Kein Präsident hat je die Vereinigten Staaten von Amerika auf einen derartigen Irrsinns-Trip gebracht wie der scheidende 45. Präsident, ein Trip, der die USA und die Welt herausgefordert hat wie noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg.
Angefangen hat der Horror-Trip mit der Ankündigung auf der Rolltreppe im Trump Tower. Abgeschlossen wird er mit einem historischen Novum, dem zweiten Impeachment eines Präsidenten. Dazwischen liegen die Russland-Affäre, die Entschuldigung von Faschisten und White Supremacists nach Charlottesville, Kinder von Immigranten in Käfigen, das Versagen nach der Umweltkatastrophe in Puerto Rico – ein Aussenstaat der USA wohlgemerkt – und das noch viel schlimmere Versagen in der Coronakrise.
Trumps Bilanz ist fürchterlich: Mehr als 400’000 Covid-Tote, das Coronavirus hat mehr amerikanische Menschenleben gefordert als der Zweite Weltkrieg. Die Arbeitslosigkeit befindet sich auf Rekordhöhe, ebenfalls die Staatsverschuldung. Mit seinen unflätigen Auftritten bei Nato-Gipfeln und internationalen Konferenzen hat Trump das Prestige der USA nachhaltig beschädigt.
Noch grösser ist der Schaden, den Trump im Inneren angerichtet hat. Systematisch sind wichtige Institutionen des amerikanischen Staates ausgehöhlt worden. Die Menschen sind in zwei hasserfüllte Lager getrennt. Verschwörungstheorien wie die absurde These der QAnon-Anhänger, eine Elite wolle die globale Macht an sich reissen und trinke das Blut von getöteten Kindern, sind in der Bevölkerung weit verbreitet.
Millionen von Amerikanern glauben an die Big Lie, die Lüge, wonach nicht Biden, sondern Trump die Wahlen gewonnen habe. Dieser Irrglaube mündete im Sturm auf das Kapitol vor zwei Wochen. Die amerikanische Republik habe «ein Nahtod-Erlebnis» durchgemacht, stellt Martin Wolf in der «Financial Times» fest.
Nun macht sich Donald J. Trump durch die Hintertür davon. Selbst in seinen letzten Amtsstunden macht er seinem Ruf als schlechtester Präsident aller Zeiten alle Ehre: Wie ein Mafiaboss hat er Kumpels begnadigt und damit den Rechtsstaat mit Füssen getreten. Mit Würde die Macht an seinen Nachfolger zu übergeben, dazu war er nicht imstande.
Joe Biden muss nun drei Mega-Krisen simultan bewältigen: die Corona, die Wirtschafts- und die moralische Krise, welche die USA erschüttern. Eine Herkules-Aufgabe, die nur gelingen kann, wenn Biden die Amerikanerinnen und Amerikaner von den Fake News entwöhnen kann, denn das schlimmste Gift, das Trump hinterlässt, ist die Zertrümmerung der Wahrheit. Erst wenn Fakten wieder als Fakten anerkannt werden, können die Menschen wieder zueinanderfinden, selbst wenn sie darüber streiten.
Joe Biden hat in seinem persönlichen Leben grosse Tragödien durchgemacht. Er besitzt, was Trump nie besass: Empathie. Vielleicht wird er gerade deswegen ein Glücksfall für die USA; und vielleicht wird deshalb die passende Hymne für seine Ära dereinst der letzte Song der Beatles sein: «And in the end, the love you take is equal to the love you make».
Und Köppel so :
„Hervorragende Abschiedsrede von Donald Trump. Sehr wahr. Unglaublich, was er und seine Familie in den letzten vier Jahren durchmachen mussten. Trump hatte es nicht nötig, in die Politik zu wechseln. Er machte es trotzdem. Wird kaum gewürdigt.“
Ist das noch Provokation oder schon braune Schei...??