Bei den Protesten waren am Freitag mindestens 15 Menschen von israelischen Soldaten getötet und mehr als 1400 weitere verletzt worden. Israelische Sicherheitskräfte hatten nach Darstellung der Rettungssanitäter in Gaza neben Tränengas und Gummigeschossen auch scharfe Munition eingesetzt.
Am Tag danach folgten Reaktionen aus aller Welt:
Der Präsident der Palästinenser erklärte den Samstag zum nationalen Tag der Trauer. Er machte Israel für die Toten verantwortlich. «Die grosse Zahl von Märtyrern und Verwundeten bei friedlichen Protesten zeigt, dass die internationale Gemeinschaft einschreiten muss, um unser palästinensisches Volk zu schützen», sagte Abbas.
«Der Sperrzaun zwischen Israel und dem Gazastreifen trennt zwischen einem souveränen Staat und einer Terrororganisation», erklärte das israelische Aussenministerium am Samstag. «Er trennt zwischen einem Staat, der seine Bürger schützt, und Mördern, die Angehörige ihres eigenen Volkes in die Gefahr schicken.»
«Der Zaun trennt zwischen einer Armee, die aus Selbstverteidigung und auf gezielte und proportionale Weise Gewalt anwendet, und der Hamas, die seit Jahren - einschliesslich gestern - versucht, Millionen von Israelis Schaden zuzufügen und die Mord und Tod verherrlicht», hiess es in der Mitteilung des Ministeriums.«Wer den Fehler macht, in dieser mörderischen Demonstration auch nur ein bisschen Meinungsfreiheit zu sehen, ist blind gegenüber den Bedrohungen, mit denen der Staat Israel konfrontiert ist.»
Uno-Generalsekretär Antonio Guterres forderte laut einem Sprecher, auf Handlungen zu verzichten, die zu weiteren Opfern führen könnten. Es müsse aufgeklärt werden, wie Menschen getötet beziehungsweise verletzt worden seien.
Die Schweiz unterstützt die Forderung des Uno-Generalsekretärs nach einer unabhängigen und transparenten Untersuchung, wie das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) am Samstag mitteilte.
«Die Schweiz ist sehr besorgt über die Auseinandersetzungen.» Sie fordere beide Seiten auf, zu einer De-Eskalation beizutragen.«Die Schweiz fordert die Einhaltung der Menschenrechte und den Verzicht auf unverhältnismässigen Einsatz tödlicher Gewalt», schrieb das EDA weiter. Die neuerliche Gewalt zeige die Notwendigkeit einer Erneuerung von Friedensverhandlungen. Die Friedensverhandlungen in der Region liegen seit 2014 auf Eis.
die EU-Aussenbeauftragte Federica Mogherini drängte auf neue Friedensverhandlungen und rief beide Seiten zu einer Deeskalation auf.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan verurteilte die israelische Reaktion auf die Proteste als «Massaker». Seine Regierung werde «israelischen Terror» immer und überall anprangern, sagte Erdogan am Samstag vor Anhängern in Istanbul und sprach von einem «unmenschlichen Angriff».Er fügte hinzu: «Wir werden unsere palästinensischen Brüder in ihren rechtmässigen Anliegen bis zum Ende unterstützen.» Israel kritisiert seit langem, dass die Türkei die im Gazastreifen herrschende radikalislamische Hamas unterstütze.
Der Nahost-Experte und Leiter der Konrad-Adenauer-Stiftung in Ramallah, Marc Frings, sagte der Nachrichtenagentur DPA, dass die Proteste ursprünglich aus der palästinensischen Gesellschaft heraus organisiert worden seien. «Die Hamas hat sich spät auf den Zug gesetzt», sagte er - und habe die Aktion für ihre Ziele missbraucht.
Die Kürzungen der US-Mittel für das Uno-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge UNRWA setze die Menschen zusätzlich unter Druck. «Das sind harte Sicherheitsfaktoren, die heute schon dazu führen, dass das ein Pulverfass ist», sagte Frings. «Da braucht es keine Hetze oder ein Aufwiegeln durch die Hamas mehr.» (fvo/sda)