Frau Voss, erleben Sie gerade ein Déjà-vu?
Liz Voss: Wieso meinen Sie?
Weil alle Umfragen einen Erdrutsch-Sieg für Joe Biden prophezeiten und es momentan gar nicht danach aussieht.
Nein, ich habe kein Déjà-vu. Vor vier Jahren bin ich aufgewacht und musste feststellen, dass Trump unser neuer Präsident ist. So ist es dieses Jahr nicht. Der grosse Unterschied liegt an der Art und Weise, wie dieses Jahr gewählt wird. Viel mehr Menschen, vor allem Demokraten, haben per Brief gewählt und in vielen Bundesstaaten dürfen die Briefstimmen erst am Wahltag oder sogar erst nach Schliessung der Urnen gezählt werden.
Also sind Sie gar nicht nervös?
Die Erinnerungen an 2016 sind noch zu präsent, um nicht nervös zu sein. Aber ich bin vorsichtig optimistisch.
Was war die grösste Überraschung bis jetzt in dieser Wahlnacht?
Ich kann nicht fassen, wie eng das Rennen in Texas ist. Klar, es sieht so aus, als würde Trump trotzdem gewinnen,
aber ich hätte nie gedacht, dass Biden Präsident Trump das Leben schwer machen kann in einem traditionell so republikanischen Bundesstaat.
Momentan sieht alles danach aus, dass wenige Swing States die Wahl entscheiden werden. Es könnte allerdings noch Tage dauern, bis Ergebnisse aus diesen Staaten vorliegen. Wird Trump diese Nachzählungen zulassen?
Es wird definitiv zu Rechtsstreitigkeiten kommen. Trump hat ja schon vor langer Zeit angekündigt, dass er tagelange Nachzählungen bekämpfen will. Dabei ist es Usus, dass Staaten auch Tage und Wochen nach einer Präsidentschaftswahl weiter Stimmen zählen. Nur spielt dies meistens keine Rolle, da ein Kandidat schon genügend Stimmen bekommen hat.
Was werden Sie tun, wenn Trump wieder gewinnt?
Ich werde bestimmt in der Schweiz bleiben (lacht). Auch werde ich mich weiter mit unserer Organisation dafür einsetzen, dass die gewählten Demokraten sich für unsere Ziele einsetzen, sowohl für die Amerikaner im Ausland als auch jene in den USA.