Nicht nur in Walbrzych im polnischen Niederschlesien sind etliche Menschen im Schatzfieber und fragen sich: Wann wird mehr bekannt über den deutschen Panzerzug aus dem Zweiten Weltkrieg? Jener Zug, der in den Schlagzeilen bereits der «goldene Zug» genannt wird, weil er womöglich mit Raubgold der Nazis beladen ist.
Lange wurde gerätselt, wer den Hinweis auf den Zug gab. Nun präsentieren sich zwei Männer im Fernsehen als angebliche Finder. In der Nachrichtensendung «Panorama» lasen Piotr Koper und Andreas Richter aus dem niederschlesischen Walbrzych am Freitag eine von ihren Anwälten verfasste Erklärung vor: «Wir besitzen Beweise für seine Existenz», sagten sie über den Zug. Und sie seien zur Zusammenarbeit mit dem Verteidigungsministerium bereit.
Bei weitem nicht alle sind überzeugt, dass es wirklich einen Zug gibt. Nach einer Sitzung des Währungsrates fragten aufgeregte Journalisten vor einigen Tagen Nationalbankchef Marek Belka, ob die erhofften Goldfunde zur Zahlung polnischer Staatsschulden verwendet würden. Belka war einen Moment sprachlos. «Der Zug ist doch bloss eine Ente», meinte er kopfschüttelnd.
Auch die Armee scheint nicht überzeugt zu sein. Nachdem die beiden vermeintlichen Finder mit ihrer Botschaft im Fernsehen zu sehen waren, war sofort eine Einheit Soldaten an besagtem Ort. Sie sollten dessen Existenz innerhalb von einigen Stunden verifizieren. Doch nach ein paar Minuten waren sie schon wieder weg. (Weiterlesen unterhalb der Bildstrecke!)
Das allerdings will in Walbrzych ganz bestimmt niemand hören – schon jetzt ist der touristische Werbeeffekt gross. Es wird bereits über die Zukunft des Zuges beraten, sollte er erst einmal freigelegt sein. Auf jeden Fall solle er in der Region bleiben, forderte der Chef der Breslauer Bezirksverwaltung schon mal vorsorglich.
«Der Zug sollte als Touristenattraktion in Niederschlesien bleiben», meinen auch Koper und Richter, die sich beim Fernsehsender TVP als Finder-Duo präsentierten. In einer von Anwälten verfassten Erklärung stellten sie sich als gründlich missverstanden dar.
Niemals hätten sie die Informationen über den Fundort von einem zehnprozentigen Finderlohn abhängig gemacht, zu Unrecht würden sie als habgierig beschrieben. «Wir haben überlegt, einen bedeutenden Teil in die Einrichtung eines Museums über diese Entdeckung zu investieren.»
Und überhaupt: So eine Schatzsuche sei alles andere als billig – auch wenn Koper im Fernsehinterview von «Sponsoren» sprach. Der Zug müsse nicht einmal auf Staatskosten zutage gefördert werden. Ihrer Meinung nach sei der Zug nicht vermint, widersprachen die Männer entsprechenden Gerüchten.
Er befinde sich auch nicht in einem Tunnel der Bergbauregion, sondern sei verschüttet worden. Allerdings, so das Duo weiter: Der vermutete Fundort am Kilometerpunkt 65 der Bahnlinie, der stimme.
Solche Details hin oder her, die grau-triste Bergbaustadt Walbrzych und die Betreiber des für etwas Glanz sorgenden Schloss Fürstenstein hoffen vor allem auf einen Touristenboom. Auch internationale Medienvertreter wurden schon viele durch die Tunnel von Walbrzych geschleust. Ein Breslauer Radiosender brachte es auf den Punkt: «Der Zug ist für die Stadt kostenlose Reklame». (sda/dpa)