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Der König von Thailand und seine Corona-Trutzburg in den Alpen

epa08338865 A general view shows the hotel Sonnenbichl in Garmisch-Partenkirchen, Germany, 02 April 2020. In the ongoing pandemic of the COVID-19 disease caused by the SARS-CoV-2 coronavirus, Thailand ...
Der thailändische König soll sich samt Entourage im Grandhotel Sonnenbichl in Bayern aufhalten.Bild: EPA

Der König von Thailand und seine Corona-Trutzburg in den Alpen

21.05.2020, 17:35
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Das Grand Hotel Sonnenbichl in Garmisch-Partenkirchen wirkt wie eine Trutzburg in Zeiten von Corona. Seit mehr als zwei Monaten sind die Beherbergungsbetriebe in Bayern wegen der Pandemie geschlossen. Im Sonnenbichl herrscht trotzdem Betrieb. Der König von Thailand und seine Entourage sollen sich hier, am nördlichen Rand eines der bekanntesten Alpen-Skiorte, einquartiert haben.

Thailand's King Maha Vajiralongkorn greets an audience from the balcony of Suddhaisavarya Prasad Hall in the Grand Palace during the coronation ceremony Monday, May 6, 2019, in Bangkok, Thailand. ...
Maha VajiralongkornBild: AP/AP

Und das, obwohl der Monarch Maha Vajiralongkorn auch eine prunkvolle Villa mit angeblich 1400 Quadratmetern Wohnfläche in Tutzing am Starnberger See besitzt - nur 60 Kilometer von Garmisch entfernt.

Wieviel Zeit der 67-Jährige selbst in dem mehr als 100 Jahre alten Traditionshotel Sonnenbichl verbracht hat, ist zwar unklar. Dass er auch während der Corona-Krise zeitweise dort war, bestätigt das Landratsamt aber inzwischen. «Nach unserem Kenntnisstand hat sich der König Anfang Mai im Hotel aufgehalten», teilte der Sprecher Stephan Scharf der Deutschen Presse-Agentur zuletzt auf Anfrage mit.

Inzwischen gibt es aber Zweifel daran, ob der Aufenthalt der königlichen Delegation aus Thailand tatsächlich den Vorschriften entspricht. Das bayerische Gesundheitsministerium hatte am 17. März den Hoteliers im Land «die Zurverfügungstellung jeglicher Unterkünfte zu privaten touristischen Zwecken» untersagt.

In der entsprechenden «Allgemeinverfügung» heisst es aber auch: «Hiervon ausgenommen sind Hotels, Beherbergungsbetriebe und Unterkünfte jeglicher Art, die ausschliesslich Geschäftsreisende und Gäste für nicht private touristische Zwecke aufnehmen.»

Auf der Grundlage dieses Nachsatzes hat das Landratsamt dem Hotel eine Ausnahmegenehmigung erteilt. Man gehe davon aus, «dass sich die Gästegruppe um das thailändische Königshaus und ggf. der König selbst nicht zu touristischen Zwecken im Grand Hotel Sonnenbichl aufhält», teilte die Behörde der dpa dazu schriftlich mit. Heisst das nun, der Monarch geht von Bayern aus seinen Staatsgeschäften nach? Oder ist er doch privat als Tourist in den Alpen unterwegs?

Das Auswärtige Amt in Berlin gibt darauf eine ziemlich klare Antwort: «Nach Angaben der thailändischen Regierung handelt es sich bei dem Aufenthalt seiner Majestät, Maha Vajiralongkorn Phra Vajiraklaochaoyuhua, des Staatsoberhaupts des Königreich Thailands, um einen Privataufenthalt», schreibt Staatssekretär Miguel Berger zu einer Anfrage der Grünen-Bundestagsabgeordneten Margarete Bause.

Bause, Menschenrechtsexpertin der Bundestagsfraktion, und Katharina Schulze, Grünen-Fraktionschefin im Landtag, verlangen von den bayerischen Behörden nun Aufklärung. «Urlaub und Tourismus in Bayern und deutschlandweit sind und waren monatelang wegen der Corona-Auflagen nicht möglich.

Für den thailändischen König wurde jedoch eine Extrawurst gebraten - und dies, obwohl er nach der klaren Aussage des Auswärtigen Amts doch privat in Deutschland weilt», sagen die beiden Politikerinnen. «Diese Privilegien für einen Monarchen, die Ottonormalbürgern vorenthalten werden, verlangen nach einer Erklärung.»

Eine Antwort der bayerischen Landesregierung auf eine Anfrage der Grünen im Landtag zu dem Thema steht noch aus. Einen Rauswurf muss die königlichen Delegation im Sonnenbichl aber wohl nicht befürchten. In gut einer Woche läuft die Corona-Verfügung für die Berherbergungsbetriebe in Bayern ohnehin aus. Dann dürfen auch Touristen wieder ganz regulär in den Hotels in Garmisch übernachten. (sda/dpa)

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4 Kommentare
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crik
21.05.2020 18:45registriert Dezember 2016
Wichtiger als die Details dieser «Allgemeinverfügung» finde ich eigentlich die Frage, ob der König in diesen Zeiten nicht vor Ort seinen Landsleuten beistehen sollte. Die Stimme des Königs hat in Thailand grosses Gewicht, und Schutz vor Ansteckung sollte für ihn auch dort möglich sein.
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Joe Smith
21.05.2020 20:06registriert November 2017
Man kann sich auch über alles künstlich aufregen. Dass ein Staatsoberhaupt bezüglich Reisefreiheit und dgl. etwas andere Rechte hat als ein Otto Normalbürger, scheint mir doch einigermassen normal zu sein. Was für eine Falle es macht, wenn das Staatsoberhaupt im Krisenfall sein Land im Stich lässt, ist natürlich eine ganz andere Frage, aber die müssen die Thais selber beantworten.
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