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Chaos bei Wahl in Afghanistan

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Wähler und Wählerinnen drängen sich vor dem Eingang einer Wahlstation.Bild: EPA/EPA

Chaos bei Wahl in Afghanistan +++ Mindestens zwei Menschen bei Angriffen getötet

Die Parlamentswahl in Afghanistan wird von Gewalt und groben organisatorischen Schwierigkeiten überschattet. Bei Angriffen der radikalislamischen Taliban kamen am Samstag landesweit mindestens zwei Menschen ums Leben, Dutzende wurden verletzt.
20.10.2018, 08:3020.10.2018, 11:13
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Erste Wähler gingen unverrichteter Dinge wieder nach Hause, nachdem Wahllokale auch Stunden nach dem offiziellen Beginn der Parlamentswahl immer noch nicht geöffnet waren, wie lokale Medien und Parlamentskandidaten berichteten.

Offenbar erschien auch das Wahlpersonal in manchen Stationen nicht. Die radikalislamischen Taliban hatten im Vorfeld zum Boykott der Wahl aufgerufen und mit Gewalt gedroht.

Aus verschiedenen Provinzen gab es Berichte über Angriffe. Nach Angaben des Provinzrats Esmatullah Kurbani feuerten Taliban in der Provinz Tachar in mehreren Bezirken Mörsergranaten ab, um die Wahlen zu stören. In der Folge seien Wahlstationen geschlossen worden. Im Bezirk Ischkamisch sei ein Haus getroffen worden. Dabei seien ein Mensch getötet und weitere acht verletzt worden.

Explosionen in Kabul

In Kabul waren ebenfalls Explosionen zu hören. Nach Angaben des Krankenhauses wurde ein Kind getötet. 30 Menschen seien verletzt worden. Raketenangriffe wurden auch aus Kundus gemeldet.

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Sicherheitskräfte riegeln das Gebiet nach den Explosionen ab.Bild: EPA/EPA

An manchen Wahllokalen zeigte sich ein chaotisches Bild. Nach Angaben der Kandidatin für die Provinz Kabul, Mariam Suleimancheil, waren im Kabuler Stadtteil Dehsabs zwar die Wahlbeobachter pünktlich vor Ort, nicht aber das Wahlpersonal. Bei Twitter veröffentlichte sie Bilder, die auf dem Boden liegende Wahlurnen zeigten. «Niemand weiss, was mit dieser Wahlstation ist – totales Chaos», schrieb sie.

Ähnliches berichtete die Kandidatin Saleha Soadat aus Westkabul. Und in den Wahlzentren, die geöffnet seien, würden die Geräte zur biometrischen Wählererfassung nicht funktionieren. Lokale Medien berichteten von Protesten verärgerter Menschen vor mehreren Wahlstationen.

Enttäuschte Wähler

Der 72-jährige Wähler Salman Ali sagte der Deutschen Presse-Agentur, er habe seit dem frühen Morgen darauf gewartet, bei einer Wahlstation in Westkabul seine Stimme abzugeben. Er habe inmitten langer Menschenschlangen gestanden.

Erst habe die Polizei gesagt, das Personal sei noch nicht da. Anschliessend habe es geheissen, die Wahlmaterialien würden noch fehlen. Daher sei er schliesslich unverrichteter Dinge wieder nach Hause gegangen.

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Wähler müssen unter anderem Fingerabdrücke abgeben.Bild: EPA/EPA

Laut einer Sprecherin der Unabhängigen Wahlkommission (IEC), Schaima Surusch, waren technische Probleme Grund für die Verzögerungen. Die Kommission entschuldige sich dafür. Man arbeite mit Hochdruck daran, diese Probleme zu lösen.

Erstmals werden bei Wahlen in Afghanistan biometrische Geräte zur Wählererfassung verwendet. Wähler müssen unter anderem Fingerabdrücke abgeben. Im Vorfeld der Wahl hatte es jedoch keinen Testlauf für die Geräte gegeben.

Taliban säen Angst

Neben den technischen Problemen seien auch viele Lehrer, die als Wahlpersonal eingeteilt waren, nicht in die Wahllokale gekommen, sagte Surusch. Die Taliban hatten am Mittwoch Lehrern und Schulleitern im Gewalt gedroht, sollten sie ihre Schulen als Wahlbüros zur Verfügung stellen.

Wie der Provinzrat aus Kundus, Ghulam Rabbani, mitteilte, lief auch dort die Wahl sehr langsam an. Erst wenige Wahllokale seien um 10 Uhr (Ortszeit) geöffnet gewesen, auch weil Wahlpersonal nicht rechtzeitig oder gar nicht zu den Stationen gekommen war.

Aufgrund der organisatorischen Schwierigkeiten wird die Parlamentswahl verlängert. Wie Surusch am Samstag sagte, sollen Wahllokale, die erst nach 13.00 Uhr Ortszeit (10.30 Uhr MESZ) beliefert worden sind, auch am Sonntag öffnen. Ursprünglich sollte die Stimmabgabe am Samstag um 16.00 (Ortszeit) enden. Mit ersten Ergebnissen wird erst im November gerechnet.

Mehr als 2500 Kandidaten bewerben sich um 250 Sitze in der Wolesi Dschirga (Haus des Volkes). Die Wahl war aufgrund von Verzögerungen bei der Wahlrechtsreform über drei Jahre immer wieder verschoben worden. (viw/sda/afp)

Afghanische Mutter stillt ihr Baby bei einer Prüfung

Video: srf
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