International
Frankreich

Macron nennt Nazi-Kollaborateur Pétain «grossen Soldaten»

Macron nennt Nazi-Kollaborateur Pétain einen «grossen Soldaten»

07.11.2018, 16:1307.11.2018, 16:48
Mehr «International»
FILE - This Oct. 24, 1940 file photo shows German Chancellor Adolf Hitler, right, shaking hands with Head of State of Vichy France Marshall Philippe Petain, in occupied France. Behind centre is Paul S ...
Philippe Pétain, links, mit Rommel und Hitler.Bild: AP/AP

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat den Nazi-Kollaborateur Philippe Pétain als «grossen Soldaten» des Ersten Weltkriegs bezeichnet. «Ich erkenne die Rolle an, die unsere Marschälle und unsere Armee gespielt haben», sagte Macron am Mittwoch im ostfranzösischen Charleville-Mézières.

«Wir verdanken ihr den Sieg.» Im Zweiten Weltkrieg habe Pétain zwar «unheilvolle Entscheidungen getroffen», betonte Macron. Dies ändere aber nichts an seinen Verdiensten für Frankreich.

Der französische Staatschef verteidigte damit eine Ehrung für Pétain und sieben andere Marschälle am Samstag im Pariser Invalidendom anlässlich des Waffenstillstands vor hundert Jahren.

Der 1856 geborene General Pétain wurde lange als «Held von Verdun» gefeiert, weil er die Stadt 1916 in einer monatelangen Schlacht gegen die Deutschen verteidigte. Danach wurde er zum Kommandanten der französischen Nordarmee ernannt und fügte den Deutschen zusammen mit Marschall Ferdinand Foch 1918 die entscheidende Niederlage zu.

FILE - This June 9, 1941file photo shows France's Marshal Philippe Petain pointing as he ordered our photographer from the room during the sell-out meeting of the Council of Ministers in Vichy, c ...
Philippe Pétain.Bild: AP/AP

Nach dem deutschen Einmarsch in Frankreich 1940 arbeitete Pétain mit den Nazis zusammen und wurde Regierungschef im unbesetzten Teil Frankreichs. Er war Kopf des sogenannten Vichy-Regimes, das bis 1944 mit den Nazis kollaborierte.

Pétain war massgeblich für die Deportation der französischen Juden mit verantwortlich. Er wurde nach Kriegsende 1945 wegen Hochverrats in Frankreich zum Tode verurteilt, das Urteil wurde jedoch in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt. Pétain starb 1951 im Alter von 95 Jahren.

Macron sagte mit Blick auf das Vichy-Regime: «Ich verschleiere kein Kapitel der Geschichte.» Aber die politische und menschliche Wirklichkeit sei «manchmal komplexer als man glauben mag». (aeg/sda/afp)

Argentinien: Riesige Nazi-Sammlung entdeckt

Video: srf

Geschichte – die Vergangenheit lebt!

Alle Storys anzeigen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
29 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
blablaluki
07.11.2018 17:05registriert Oktober 2018
Bei diesen Anlässen ging es um den Ersten Weltkrieg. Wie im Artikel erwähnt war Pétain 1916 in Verdun um GEGEN die Deutschen zu kämpfen. Und Macron hat ganz klar seine Taten im Zweiten Weltkrieg denuziert. Sehe hier kein Problem.
18040
Melden
Zum Kommentar
avatar
Linus Luchs
07.11.2018 18:10registriert Juli 2014
Es braucht keine Ehrungen für Kriegsherren. Es genügt vollkommen, sie in ihrer geschichtlichen Rolle zu verstehen und einzuordnen. Wenn schon Ehrungen, dann für Menschen, die sich gegen die totalitäre, Tod bringende Macht gestellt haben, wie zum Beispiel Jean Moulin in Frankreich oder die Geschwister Scholl in Deutschland. Es gäbe noch viele weitere Menschen, die ihr Leben riskiert oder gar verloren haben, um die Leben der Verfolgten zu retten. Ihnen gebührt die Ehre! An die Motive ihres Handelns soll erinnert werden. Das brächte die Menschenheit weiter als die Ehrung von Generälen.
13923
Melden
Zum Kommentar
avatar
jubeln
07.11.2018 17:05registriert November 2018
In der Mitte auf dem Foto steht nicht Rommel sondern Paul-Otto Schmidt
494
Melden
Zum Kommentar
29
Papst im Oster-Stress: Was auf den 87-Jährigen zukommt – und wie er das durchhalten will
Die Osterfeierlichkeiten sind für das katholische Kirchenoberhaupt die intensivste Woche des ganzen Jahres. Der gesundheitlich angeschlagene Franziskus muss bis an seine Belastungsgrenze gehen.

Für die zehntausend Gläubigen und Touristen auf dem Petersplatz war es ein banger Moment: Papst Franziskus sass während der Palmsonntagsmesse auf seinem Platz vor der Basilika, lauschte dem Verlesen des Evangeliums und als die Textstelle erreicht war, die vom Tod Jesu berichtet, erhob er sich, um seine vorbereitete Predigt zu halten. Aber er blieb zwei oder drei endlos wirkende Minuten lang stumm und wirkte dabei müde und gebrechlich.

Zur Story