Eines muss man ihm lassen: US-Präsident Donald Trump lässt bei seiner Spitznamenwahl für seine politischen Kontrahenten allerlei Kreativität walten. Manchmal lustig, manchmal fies, meist unter der Gürtellinie – aber alle bleiben uns im Gedächtnis haften.
Diese Spitznamen sind Waffen: Sie führen dazu, dass seine Gegner automatisch mit negativen Begriffen assoziiert werden. Wenn Trump beispielsweise seinen Kontrahenten Joe Biden als «schläfrigen Joe» bezeichnet, sieht man diesen automatisch in einem anderen Licht – eben als schläfrigen Joe.
Auf Wikipedia gibt es eine Liste mit Spitznamen, die über 200 Einträge erfasst. Darunter befinden sich nicht nur Übernamen für Personen, sondern auch für allerlei anderer Dinge: So nannte er etwa das Coronavirus «China Virus» oder «Kung Flu», und das amerikanische Nachrichtenportal CNN «Clinton News Network» oder «Fake News CNN».
Wir haben die zehn besten Spitznamen für euch herausgesucht:
«Crooked», «Crazy», «Lyin'», «Heartless»: Hillary Clinton, das ultimative Feindbild Trumps. Für die ehemalige demokratische Herausforderin bei den Präsidentschaftswahlen 2016 hagelte es die verschiedensten Spitznamen. «Crooked Hillary» («betrügerische Hillary») ist wohl der Bekannteste. Das ist eine Anspielung auf ihre Nutzung eines privaten E-Mail-Servers während ihrer Zeit als Staatssekretärin im Weissen Haus unter Barack Obama.
«The Little Rocket Man» («kleiner Raketenmann») – das ist Trumps Spitzname für Nordkoreas Obersten Führer Kim Jong-Un. «Wir können keine Verrückten da draussen haben, die überall Raketen abschiessen», sagte Trump bei einer Kundgebung im September 2017. «Und übrigens, man hätte sich schon vor langer Zeit um den ‹Little Rocket Man› kümmern sollen.»
Ihre Beziehung ist von ewigen Auf und Abs geprägt. Erst vor Kurzem sind etwa schnulzige Briefe des nordkoreanischen Machtinhabers geleakt worden:
Dieser Spitzname geht auf seine eigene Kappe: Marco Rubio, Senator vom Bundesstaat Florida, machte sich über Trumps kleine Hände lustig. Dessen Rückzahlung liess nicht lange auf sich warten: Von da an nannte Trump Rubino nur noch «Little Marco» («kleiner Marco») – zu klein, um ein wichtiger Spieler in der Politikwelt zu sein. Rubio hatte denn auch keine Chance in den republikanischen Vorwahlen 2016 und musste seine Präsidenten-Ambitionen begraben.
«Crazy Bernie» («verrückter Bernie») – so nennt Trump den ehemaligen demokratischen Präsidentschaftskandidaten Bernie Sanders. Das erste Mal wurde Sanders so genannt, als Trump Hillary Clinton mit ihm verglich: «Crooked Hillary, die sehr schlecht gegen Crazy Bernie aussieht, wird verlieren!», tweetete er im Mai 2016. Bei einer Rede einige Tage später sprach er über Bernie direkt: «Crazy Bernie. Er ist ein verrückter Mann. Aber das ist okay, wir mögen verrückte Menschen.»
Auch Barack Obama bleibt nicht verschont: Erst im Jahr 2018 taufte Trump den früheren Präsidenten in «Cheatin' Obama» («betrügerischer Obama») um. Bei was genau er betrogen hat, hatte er nicht näher erläutert.
Thank you to Rasmussen for the honest polling. Just hit 50%, which is higher than Cheatin’ Obama at the same time in his Administration.
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) April 3, 2018
Trumps ehemahliger Wahlkampfleiter verdiente sich seinen Spitznamen, nachdem dieser ein Interview für Michael Wolffs' Enthüllungsbuch über Trump gegeben hatte. «Er wurde benutzt, um dieses wirklich langweilige und unwahre Buch zu verkaufen. Sloppy Steve Bannon («schlampiger Steve Bannon») hat geweint und um seinen Job gebettelt, als er gefeuert wurde», schreibt Trump im Januar 2018 auf Twitter.
Von «Mr. Tough Guy» zu «Creepster»: Spätestens nach der Veröffentlichung des Enthüllungsbuches des ehemaligen Sicherheitsberaters der US-Regierung, John Bolton, ist Trump nicht gut auf ihn zu sprechen. Im Buch schreibt Bolton über einige kritische Aussagen, die der Präsident getätigt hatte. Trump tweetete im Juni 2020: «Der gescheiterte Creepster («Grüssel») John Bolton ist Abschaum, der im Gefängnis sitzen sollte.»
Washed up Creepster John Bolton is a lowlife who should be in jail, money seized, for disseminating, for profit, highly Classified information. Remember what they did to the young submarine sailor, but did nothing to Crooked Hillary. I ended up pardoning him - It wasn’t fair!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) June 23, 2020
Elizabeth Warren, demokratische Senatorin, warb für sich selbst mit ihrer indigenen Herkunft. Trump bezweifelte dies und nannte sie fortan Pocahontas, eine berühmte Ureinwohnerin aus dem 17. Jahrhundert. «Sie hat ungefähr so viel indianisches Blut wie ich. Ihr ganzes Leben war von einem Betrug geprägt», sagte Trump der New York Times im Mai 2016.
Es wurden keine historischen Dokumente gefunden, die indianische Vorfahren Warrens bestätigen könnten. Ein DNA-Test fand aber starke Nachweise dafür, dass ein Vorfahre Warrens vor «sechs bis zehn Generationen» Ureinwohner gewesen sei.
Die Sprecherin des Repräsentantenhauses, Demokratin Nancy Pelosi, hat es mit Trump spätestens nach dem Impeachment Verfahren im 2019 verbockt. Trump zufolge gleiche sie einem Nervenwrack. «Nervous Nancy» («Nervöse Nancy») sei «böse», «rachsüchtig» und «eine Schande für sich und ihre Familie». Doch Pelosi schlug zurück – und nannte ihn kurzerhand «Mr. Make Matters Worse» («Mr. Mach die Dinge schlimmer»).
Zu guter Letzt darf natürlich Trumps aktueller Gegner bei den Wahlen 2020, Demokrat Joe Biden, nicht fehlen. Sein Spitzname: «Sleepy Joe» («Schläfriger Joe»). Mit diesem Namen verspottet er seinen Kontrahenten als senilen alten Herren, der nicht fit genug für das Präsidentenamt sei. So genannt wurde Biden das erste Mal im April 2019. Trump tweetete damals: «Willkommen im Rennen, Sleepy Joe. Ich hoffe nur, Sie sind intelligent genug, um eine erfolgreiche Kampagne zu führen.»
Welcome to the race Sleepy Joe. I only hope you have the intelligence, long in doubt, to wage a successful primary campaign. It will be nasty - you will be dealing with people who truly have some very sick & demented ideas. But if you make it, I will see you at the Starting Gate!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) April 25, 2019
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etc. pp.