International
Donald Trump

Coronavirus: Urspung des Virus laut Trump in einem Labor in China

President Donald Trump answers questions from reporters during a event about protecting seniors, in the East Room of the White House, Thursday, April 30, 2020, in Washington. (AP Photo/Alex Brandon)
D ...
Das Weisse Haus kündigte Trumps Auftritte in den vergangenen Tagen nicht mehr als Pressekonferenzen an, sie glichen denen aber dennoch.Bild: AP

Vorwürfe gegen China und viel Eigenlob – so verlief Trumps Pressekonferenz, die keine war

01.05.2020, 09:5401.05.2020, 13:17
Mehr «International»

US-Präsident Donald Trump hat nach eigenen Angaben Hinweise darauf, dass die Corona-Pandemie ihren Ursprung in einem chinesischen Forschungslabor genommen haben könnte. Auf die Frage eines Journalisten, ob er Informationen darüber habe, die ihm ein «hohes Mass an Zuversicht» in dieser Hinsicht gäben, sagte Trump am Donnerstagabend (Ortszeit) im Weissen Haus gleich zwei Mal: «Ja, habe ich.» Der US-Präsident bezog sich auf das Institut für Virologie in der chinesischen Stadt Wuhan, in der Ende vergangenen Jahres die ersten Fälle bekannt geworden waren.

So verlief Trumps Auftritt vor den Medien am Donnerstag:

Trumps Vorwürfe

Der Leiter des Labors, Yuan Zhiming, hatte entsprechende Vorwürfe bereits vor mehreren Tagen zurückgewiesen. Trump kritisierte erneut die Führung in China, der er vorwarf, das Virus nicht gestoppt zu haben. «Sie waren entweder nicht dazu in der Lage oder sie haben entschieden, es nicht zu tun, und die Welt hat schwer gelitten», sagte der US-Präsident. Experten gehen davon aus, dass das Virus von Fledermäusen stammt und direkt oder über ein anderes Tier als Wirt auf den Menschen übergesprungen sein könnte.

Die Weltgesundheitsorganisation sollte «sich schämen»

Trump kritisierte ausserdem die Weltgesundheitsorganisation WHO, die er mit einer «PR-Agentur für China» verglich. «Sie sollten keine Entschuldigungen dafür vorbringen, wenn Menschen furchtbare Fehler begehen», sagte Trump. «Sie sollten sich schämen.» Trump hat die finanziellen Beiträge der USA für die WHO wegen dieser Vorwürfe in der Corona-Krise auf Eis gelegt. Die USA sind der wichtigste Zahler. Kritiker werfen Trump vor, in der Corona-Krise Sündenböcke zu suchen, um von eigenen Versäumnissen abzulenken.

Präsident bestätigt eigene Geheimdiensterkenntnisse nicht

Trump wollte auf Nachfrage Angaben seines eigenen geschäftsführenden Geheimdienstkoordinators, Richard Grenell, nicht bestätigen. Dessen Büro hatte am Donnerstag mitgeteilt, die US-Geheimdienste gingen wie die meisten Wissenschaftler davon aus, dass es sich bei dem neuartigen Coronavirus um einen natürlichen und nicht vom Menschen gemachten oder manipulierten Erreger handele. Trump sagte, er habe die entsprechende Mitteilung nicht gesehen. Es gebe viele Theorien und die USA untersuchten den Ursprung. «Wir werden es herausfinden.»

Die Spekulationen um das Labor

In den USA gab es zuletzt immer wieder Spekulationen, wonach das Virus Sars-CoV-2 versehentlich von einem Labormitarbeiter in Wuhan freigesetzt worden sein soll. In der Millionenmetropole hatte die Pandemie begonnen. Die meisten Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Erreger in China von infizierten Tieren auf Menschen übergesprungen ist und sich dann rasch verbreitete.

Trumps Eigenlob

Trump lobte erneut sich selbst und das Krisenmanagement seiner Regierung. «Niemand hat spätabends mehr Zeit damit zugebracht, darüber nachzudenken, was diesem Land passiert ist», sagte er. «Ich denke nicht, dass irgendwer einen besseren Job gemacht hat als wir beim Testen, bei Beatmungsgeräten, bei all den Sachen, die wir gemacht haben.» Der Präsident fügte hinzu: «Wir sind stolz auf den Job, den wir gemacht haben.» Trumps Regierung steht wegen mangelnder Testkapazitäten seit Wochen in der Kritik. Dem Präsidenten wird zudem vorgeworfen, zu spät auf das Virus reagiert zu haben.

Die Lage in den USA

Nach einer Statistik der Johns-Hopkins-Universität wurden in den USA inzwischen mehr als eine Million Infektionen mit dem Coronavirus verzeichnet – knapp ein Drittel aller Fälle weltweit. Demnach starben mehr als 62'000 Menschen in den USA an den Folgen einer Infektion. Trump hatte noch am 17. April gesagt, seine Regierung rechne mit 60'000 bis 65'000 Toten infolge der Coronavirus-Epidemie in den USA. Angesichts der schnell steigenden Opferzahlen erscheint es nicht mehr realistisch, dass es bei diesen Zahlen bleiben wird.

Trump verliert sein wichtigstes Wiederwahl-Argument

Trump bemüht sich dennoch darum, die Wirtschaft möglichst schnell wieder anzukurbeln. Seit der Zuspitzung der Coronavirus-Pandemie in den USA im März haben sich mehr als 30 Millionen Menschen arbeitslos gemeldet. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der Woche bis einschliesslich 25. April belief sich auf 3.8 Millionen, wie das Arbeitsministerium in Washington am Donnerstag mitteilte. Die US-Wirtschaft steuert wegen der Coronavirus-Krise auf eine tiefe Rezession zu. Vor der Krise war die boomende Wirtschaft Trumps wichtigstes Argument für seine Wiederwahl im kommenden November.

Trump und die Schutzmasken

Trump liess offen, ob er bei einer anstehenden Inlandsreise eine Schutzmaske tragen wird oder nicht – trotz der offiziell geltenden Empfehlung, dies zu tun. Trump hat das Weisse Haus wegen der Corona-Pandemie in den vergangenen Wochen so gut wie nicht verlassen. In der kommenden Woche plant er nun einen Besuch im US-Bundesstaat Arizona. Auf die Frage, ob er dort eine Atemschutzmaske tragen werde, sagte er am Donnerstag, dies hänge von den Bedingungen bei dem Besuch ab. «Ich habe kein Problem damit, eine Maske zu tragen.» Es stelle sich aber die Frage, ob dies sinnvoll sei, wenn er etwa eine Rede halte.

Trumps Pressekonferenzen

Trump hatte in den vergangenen Wochen fast täglich Pressekonferenzen zur Corona-Krise abgehalten. US-Medien berichteten, Berater hätten ihm von diesen Auftritten abgeraten, weil sie seinem Image schadeten. Besonders galt das, nachdem Trump vergangene Woche die Frage aufwarf, ob es im Kampf gegen das Coronavirus hilfreich sein könnte, Menschen Desinfektionsmittel zu spritzen – was lebensgefährlich ist und einen Sturm der Entrüstung hervorrief.

Das Weisse Haus kündigte Trumps Auftritte in den vergangenen Tagen nicht mehr als Pressekonferenzen an, sie glichen denen aber dennoch. Am Donnerstag ging es offiziell um den Schutz von Senioren. Trump sagte den anwesenden Journalisten dann aber, er werde Fragen auch zu anderen Themen beantworten. (viw/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Nach dem Motto: «Corona, but make it fashion.»
1 / 18
Nach dem Motto: «Corona, but make it fashion.»
Das deutsche Label Happymask hat die Produktion von Mehrzweckmasken aus Stoff vor rund zwei Monaten aufgenommen. Die Masken werden in Deutschland handgemacht und sind aus 100 Prozent Baumwolle. Kostenpunkt: 29.- Euro.

Quelle: happy-mask.com/de)
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Die verrücktesten Momente aus Trumps Corona-Pressekonferenzen
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
34 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Füürtüfäli
01.05.2020 10:15registriert März 2019
Trump ist wie eine Pfosten-Schildkröte. Man fährt langsam auf einer Landstraße entlang und plötzlich sieht man eine Schildkröte, die auf einem Zaunpfosten balanciert und man begreift, dass es sich um eine Pfosten-Schildkröte handelt. Sie weiß nicht was zu tun ist, während sie dort oben verweilt, so jenseits und fern ihrer Funktionsfähigkeiten.
Da fragt man sich natürlich, was muss das für ein Schwachkopf gewesen sein, der sie dort oben auf dem Pfosten positioniert hat?
45916
Melden
Zum Kommentar
avatar
Jaklar
01.05.2020 10:21registriert September 2015
Desaster donald hat in dieser krise so ziemlich alles falsch gemacht. Hätte er nicht einen monat lange nichts gemacht, dann wäre amerika um einiges besser dran.
Hätte er obamacare nicht bekämpft würde es nochmals besser ausehen.
Guten job gemacht? Hallo! Wo den?
Beängstigend ist, dass ihm wahrscheinlich viele noch glauben. Soll sogar bei uns leute geben, die ihn noch unterstützen.
38311
Melden
Zum Kommentar
avatar
Cpt. Jeppesen
01.05.2020 10:30registriert Juni 2018
Viele US-Staaten wollen nun den Lockdown wieder aufheben, obwohl sie die Ausbreitung nicht unter Kontrolle haben. Das wird noch viel mehr Tote geben, als die Amis sich selbst zugeben möchten. Wenn die das Programm so durch ziehen, dann haben die bis Oktober eine halbe Millionen Tote (bei durchschnittlich 2000 Tote pro Tag, wie aktuell).
Und die Manöver des Präsidenten, um von seiner eigenen Unfähigkeit abzulenken, sind nur noch peinlich.
1617
Melden
Zum Kommentar
34
4-Tage-Woche: Erstes grosses Pilotprojekt in der Schweiz
Immer mehr Länder und Unternehmen testen die 4-Tage-Woche. Nun soll bald auch in der Schweiz ein gross angelegtes Pilotprojekt beginnen. Das Wichtigste zu den bisherigen Erkenntnissen, zur 4-Tage-Woche weltweit und in der Schweiz.

Vier Tage in der Woche arbeiten, drei Tage pausieren – und trotzdem 100 Prozent des Lohnes erhalten: Für viele klingt das zu gut, um wahr zu sein. Und trotzdem ist die 4-Tage-Woche seit einiger Zeit auf dem Vormarsch.

Zur Story