Mark Zuckerberg trabte am Mittwoch zu einer Anhörung vor dem US-Kongress an. Dabei musste der Facebook-Chef seine umstrittene Digitalwährung Libra verteidigen. Zuckerberg sagte, Libra werde erst an den Start gehen, wenn alle Bedenken von Regulierern ausgeräumt wurden.
Zuckerberg zeigte bei der Anhörung im US-Kongress etwas überraschend Verständnis dafür, dass Facebook nach Skandalen und Kritik der vergangenen Jahre, einen schweren Stand als Urheber des Projekts hat.
«Wir haben in den vergangenen Jahren viele Probleme gehabt. Und ich bin sicher, Leute wünschen sich, dass irgendjemand anderes mit der Idee kommt, nur nicht Facebook», erklärte Zuckerberg.
Eines dieser «Probleme» war die Zusammenarbeit mit der Datenfirma Cambridge Analytica. Abertausende von User-Daten wurden von der Plattform verwendet, ohne dass die Benutzer davon wussten, oder sich damit einverstanden gaben.
Aus den Daten der User wurden psychologische Profile konstruiert, welche unter anderem die Trump-Kampagne zu nutzen wusste. Noch unentschlossene Wähler in wichtigen Wahlkreisen wurden mit Werbung zugebombt, damit sie Trump und nicht Hillary Clinton die Stimme gaben. Dabei legte die Zuckerberg-Firma weder Wert auf die Privatsphäre der User, noch auf den Wahrheitsgehalt der politischen Werbung. Soweit die Kurzzusammenfassung.
Nach der Wahl Trumps und dem Auffliegen des Cambridge-Analytica-Skandals versprach Facebook Besserung. Doch heute, ein Jahr bevor in den USA wieder gewählt wird, ist davon wenig zu sehen.
Erst kürzlich liess Nick Clegg, der Kommunikations-Chef des Online-Netzwerks, verlauten, dass Facebook Äusserungen von Politikern auch jetzt nicht auf Fakten überprüfen werde und grundsätzlich auf der Plattform lasse, auch wenn sie gegen die Inhalts-Regeln der Plattform verstossen würden.
Dies hat dem Unternehmen viel Kritik beschert. Nicht zuletzt von der aussichtsreichen Präsidentschaftskandidatin Elizabeth Warren, welche Zuckerberg den Kampf angesagt hat.
Am Mittwoch hat nun ein weiteres demokratisches Schwergewicht den Facebook-CEO in die Mangel genommen. Shooting-Star Alexandria Ocasio-Cortez nahm Zuckerberg während des Hearings ziemlich auseinander, sodass er in Erklärungsnot geriet, oder gar nicht mehr wusste, was er sagen sollte.
Bereits gestern fragte «AOC» auf Twitter ihre Follower, was sie Zuckerberg fragen würden, wenn sie fünf Minuten Zeit hätten. Offenbar wurde sie von Antworten überhäuft.
Hypothetically, if you were, say, a member of Congress sitting on the Financial Services Committee given 5 minutes to question Mark Zuckerberg, what would you ask? 🤔
— Alexandria Ocasio-Cortez (@AOC) October 22, 2019
Am Mittwoch schritt AOC dann zur Tat. Sie fragte den Facebook-Chef: «Dürfte ich eine Facebook-Werbung schalten, die sagt, dass ein republikanischer Kandidat den Green New Deal unterstützen will?» (Ein Republikaner würde den Green New Deal nie unterstützen.)
Here is @AOC's full questioning of Mark Zuckerberg.
— Erick Fernandez (@ErickFernandez) October 23, 2019
"Could I run ads targeting Republicans in primaries saying that they voted for the Green New Deal?" pic.twitter.com/VrGQw7UzIW
Zuckerberg musste die Frage nochmals repetieren lassen und sagte dann: «Ich weiss das jetzt gerade nicht.»
Ocasio-Cortez liess nicht locker und nagelte ihn fest. «Darf ich eine Lüge posten? Das ist eine einfache Ja-oder-Nein-Frage.»
Der Facebook-Chef wollte auch auf diese Frage keine konkrete Antwort geben. Doch sein Zaudern entlarvte ihn. So gilt auch im Jahr 2019: Natürlich darf ein Politiker Lügen posten, es wird keine Konsequenzen haben. (cma)
Es geht nicht darum, dass man in Zukunft seine Meinung auf fb nicht mehr äussern darf. (Ausser sie ist rassistisch bzw gewaltverherrlichend etc)
Aber absolut jeder kann einen Post absetzen und schreiben, dass die Erde eine Scheibe ist.
Es geht darum, dass zb Politiker mit Ihrer FB-Seite (NICHT dasselbe wie ein privates Profil!) Posts in denen offensichtliche Lügen verbreiten werden nicht mehr sponsern können.
Und das muss seitens fb definitiv machbar sein (sponsored content wird immer überprüft).
Meines Erachtens machen sichs die Politiker hier zu einfach. Es ist ihre Aufgabe, die Gesetze diesen Umständen anzupassen. Das Internet beherbergt viel mehr Plattformen als nur Facebook. Aber scheinbar kennen viele Politiker das Internet nur aus der Zeitung und vom hören sagen...