Sacha Baron Cohen, britischer Komiker und Schauspieler, geht gerne dorthin, wo es weh tut. Er rennt als nackter Borat durch die USA, stellt Politikern als Ali G. dumme Fragen oder interviewt als schwuler österreichischer Mode-Journalist Brüno Neonazis.
Jetzt, als sich selber, legt er sich mit den Tech-Giganten Facebook, Google und Twitter an. Und seine Aussagen, die er bei der «Never Is Now»-Konferenz in New York raushaute, haben es in sich.
Facebook, Twitter, Google und Co. seien «die grösste Propaganda-Maschine, die die Welt je gesehen hat». Sie seien schuld an «mörderischen Attacken auf religiöse und ethnische Minderheiten».
Cohen sagt: «All dieser Hass wird verbreitet durch eine Handvoll Tech-Firmen. Die Algorithmen dieser Plattformen haben das einzige Ziel, dass wir bei der Stange bleiben – und triggern darum unsere tieferen Instinkte wie Angst und Empörung. Darum empfiehlt YouTube auch Videos von Typen wie Alex Jones (amerikanischer Rechtsaussen-Radiomoderator, Anm. d. Red.) milliarden Male. Darum werden Fake News öfters geteilt als echte News – es ist bewiesen, dass Lügen sich schneller verbreiten als die Wahrheit. Denkt nur mal daran, was Goebbels mit Facebook alles hätte anstellen können.»
Wenn man ihnen Geld gebe, würden die Plattformen alle politischen Inhalte verbreiten, die man wolle. Hitler hätte in den 30er-Jahren ein 30-Sekunden-Ad schalten können, in dem er die Endlösung für die Juden forderte, so Cohen weiter.
Cohen argumentiert, dass YouTube und Facebook keinen Unterschied zwischen einer neutralen BBC und einem Rechtsaussen-Sprachrohr wie Breitbart machen würden. Was sich besser teile, werde auch mehr empfohlen. Und es würden zum Teil groteske Verschwörungstheorien einer breiten Masse an Menschen als Fakten verkauft.
«Wissen und wissenschaftlicher Konsens werden abgelehnt. Demokratie, die auf geteilter Wahrheit beruht, ist auf dem Rückzug. Und die Autokratie, die auf geteilten Lügen basiert, auf dem Vormarsch», führt Cohen aus.
Facebooks Mark Zuckerberg sei erwiesenermassen der grösste Verleger der Geschichte. Aber für seine Plattformen gebe es keine grundsätzlichen Regeln und Qualitätsstandards wie für TV-Stationen oder (Online-)Zeitungen. So könne man ungestraft zu Hass und Mord aufrufen oder den Holocaust leugnen.
«Vielleicht ist es an der Zeit, Zuckerberg und die anderen CEOs zur Verantwortung zu ziehen. Und vielleicht ist eine Geldstrafe nicht genug. Vielleicht muss man ihnen sagen, ihr habt erlaubt, dass fremde Mächte sich in unsere Wahlen einmischen und habt den Genozid in Myanmar erlaubt. Tut es wieder und ihr geht ins Gefängnis.»
Als Beispiel, wie Verschwörungstheorien funktionieren, berichtet Cohen von einem «Normal-Bürger» mit ordentlichem Job und Leben, der über die sozialen Medien Verschwörungstheorien verbreitet hat. So zum Beispiel auch die Idee des US-Präsidenten, die antifaschistische Bewegung Antifa als Terror-Organisation zu deklarieren.
Als Teil einer seiner Sendungen hat er den Mann ausfindig gemacht. Er habe ihm – verkleidet als ein israelischer Geheimdienstexperte – erläutert, dass die Antifa Hormone in Babywindeln platziere, um die Kinder zu Transgendern zu machen. Und der Mann hat es geglaubt.
Aber mehr noch: Cohen instruierte den Mann, Sprengsätze bei drei Teilnehmern einer Antifa-Demonstration zu platzieren, die er mit einer Fernsteuerung zur Explosion bringen könne, um so die ihm unbekannten Menschen zu töten. Er wusste nicht, dass die Sprengsätze nicht echt waren. Und betätigte den Schalter.
Bei fb soll‘s ja intern brodeln, bin sehr gespannt auf die weiteren Entwicklungen.