International
Deutschland

Vaterlandsverräter in Zivil? Die AfD hat ein Problem mit den Texten von K.I.Z.

Vaterlandsverräter in Zivil? Die AfD hat ein Problem mit den Texten von K.I.Z.

18.10.2018, 21:3919.10.2018, 08:13
Max Biederbeck / watson.de
Mehr «International»

Den Abgeordneten der AfD muss die Hutschnur irgendwo gerissen sein zwischen «Eva Herman sieht mich, denkt sich, was’n Deutscher» und «Ich sprenge eure Demo und es regnet Hackepeter».

K.I.Z. – Boom Boom Boom

Man kann es richtig vor sich sehen, wie Bernd Baumann, Gottfried Curio und Beatrix von Storch ganz anders geworden ist, als sie dann auch noch andere Rap-Zeilen der Band K.I.Z. zum ersten Mal in ihrem Leben durchlasen. So erschrocken waren sie, dass sie diese Woche eine kleine Anfrage an die Bundesregierung schickten.

Darin fragen die AfDler: «Teilt die Bundesregierung die Ansicht der Fragesteller, dass es sich bei den oben zitierten Textauszügen aus Rap-Songs der Band K.I.Z. um Hass-Botschaften handelt?» Weitere Fragen gingen in die Richtung: Könnte das die deutsche Jugend gefährden? Läuft das vielleicht sogar im öffentlich-rechtlichen Radio?

Aber von vorne

Alles begann mit einem Auftritt von K.I.Z. beim Anti-rechts-Konzert #wirsindmehr im September.

Während Fans – und jeder, der mal fünf Minuten reingehört hat – den Sarkasmus der Band sofort verstehen, sah die «Bild»-Zeitung damals die manifestierte Katastrophe für die Jugend auf einer Bühne in Chemnitz stehen. Fett titelte sie: «27 Minuten Hass gegen den Hass» und lieferte darunter einen Text, gespickt mit K.I.Z.-Zeilen ohne Kontext. 

Die Kannibalen in Zivil antworten, wie sie auf solche Dinge nun eben antworten und twitterten kurz und knapp:

Danach wurde die «Bild» im Netz mit Häme überschüttet, weil sie den ironischen Charakter der Band einfach nicht verstanden hatte, oder ihn nicht verstehen wollte.

Man würde denken, die Geschichte wäre damit vorbei gewesen. Oder dass sie einen Lerneffekt nach sich zog – die kleine Anfrage der AfD allerdings beweist das Gegenteil. Und auch der Song «Urlaub fürs Gehirn» aus dem Bildblog-Beispiel kommt darin vor.

Mama darf jetzt noch stolzer sein – ganze vier K.I.Z.-Songs haben es dank der AfD damit in den tiefsten Bau des Bundestags geschafft. Vielleicht ist somit die lustigste kleine Anfrage in der Geschichte der Bundesrepublik entstanden. Und jetzt kennen sogar noch so alteingesessene Parlamentarier diese Kannibalen aus Berlin.

Bild
Bild: screenshot/watson.de
Bild
Bild: screenshot/watson.de

Man stelle sich die Halsschlagader von AfD-Mann Gottfried Curio vor, als er die Textzeile «Wir wärmen uns an einer brennenden Deutschlandfahne» zum ersten Mal gelesen hat. 

Konzerte gegen Rassismus in Chemnitz

1 / 12
Konzerte gegen Rassismus in Chemnitz
65'000 Menschen protestierten am Montag bei einem Konzert in Chemnitz gegen Rassismus, Ausländerfeindlichkeit und Gewalt.
quelle: ap/ap / jens meyer
Auf Facebook teilenAuf X teilen
undefined
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
43 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
birkir einsteinson
18.10.2018 23:15registriert Juni 2017
" Wir sind Radio tauglich du H****sohn" 😄
37122
Melden
Zum Kommentar
avatar
Sauäschnörrli
18.10.2018 23:36registriert November 2015
Ach AfD, ich zitier jetzt einfach mal euch und euer Klientel:

"Das wird man doch noch sagen dürfen!"
32332
Melden
Zum Kommentar
avatar
ChiliForever
18.10.2018 22:08registriert November 2016
"Läuft das vielleicht sogar im öffentlich-rechtlichen Radio?"

Vermutlich nicht nur dort sondern auch auf privaten Radiosendern ... ;)
24522
Melden
Zum Kommentar
43
Papst im Oster-Stress: Was auf den 87-Jährigen zukommt – und wie er das durchhalten will
Die Osterfeierlichkeiten sind für das katholische Kirchenoberhaupt die intensivste Woche des ganzen Jahres. Der gesundheitlich angeschlagene Franziskus muss bis an seine Belastungsgrenze gehen.

Für die zehntausend Gläubigen und Touristen auf dem Petersplatz war es ein banger Moment: Papst Franziskus sass während der Palmsonntagsmesse auf seinem Platz vor der Basilika, lauschte dem Verlesen des Evangeliums und als die Textstelle erreicht war, die vom Tod Jesu berichtet, erhob er sich, um seine vorbereitete Predigt zu halten. Aber er blieb zwei oder drei endlos wirkende Minuten lang stumm und wirkte dabei müde und gebrechlich.

Zur Story