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Mann fährt in Fussgänger – Polizei geht von Anschlag aus

Mann fährt in Deutschland in Fussgänger – Polizei geht von fremdenfeindlichem Anschlag aus

01.01.2019, 14:0301.01.2019, 16:44
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The Police blocks a road in Bottrop, Germany, Tuesday, Jan. 1, 2019. A man has been arrested in Germany after ploughing his car into a crowd of people, injuring at least four, in what appears to have  ...
Bild: AP/dpa

Womöglich aus Fremdenhass ist ein Autofahrer in der Silvesternacht in Bottrop im Ruhrgebiet in eine Gruppe feiernder Menschen gefahren und hat mindestens vier Personen verletzt. Darunter sind Syrer und Afghanen.

«Die Ermittlungsbehörden gehen derzeit von einem gezielten Anschlag aus», teilten Staatsanwaltschaft und Polizei am Dienstag mit. «Bereits bei seiner Festnahme äusserte sich der Fahrer mit fremdenfeindlichen Bemerkungen.»

Zwei weitere Versuche des Mannes, in Bottrop und der Nachbarstadt Essen Passanten anzufahren, schlugen fehl. Hier kamen die Menschen mit dem Schrecken davon.

Die Ermittler haben nach eigenen Angaben «erste Informationen über eine psychische Erkrankung des Fahrers». Zur Nationalität des aus Essen stammenden Mannes machten sie zunächst keine Angaben.

Vergleichsweise langsam

Das Jahr 2019 war erst wenige Minuten alt. Die Menschen auf dem zentralen Berliner Platz in Bottrop hätten ausgelassen gefeiert, berichtete ein Augenzeuge am Tag danach. Dann zeigt der Mann ein Video: Zu sehen ist das Auto, das in die Menschenmenge fährt. Es rollt vergleichsweise langsam, dadurch können sich noch relativ viele Menschen in Sicherheit bringen.

Die Polizei hält sich mit Aussagen zum genauen Tatablauf zunächst zurück. Ein erster Zeuge wird nach Darstellung der Behörden um 0.03 Uhr auf den silbernen Wagen des 50-Jährigen aufmerksam. Auf einer Zufahrtsstrasse zur Bottroper Innenstadt habe das Fahrzeug plötzlich auf den Fussgänger zugehalten, berichten die Ermittler. Doch der Passant konnte sich retten.

Der 50-Jährige fuhr weiter in Richtung Stadtzentrum, und wenig später kam es zu dem folgenschweren Zwischenfall auf dem Berliner Platz. Wie genau die Tat dort abgelaufen ist, wollen die Ermittler mithilfe von Zeugenaussagen noch rekonstruieren. Doch klar ist: Der Autofahrer fuhr in eine Gruppe von Menschen, die dort ausgelassen den Jahreswechsel feierten. Mindestens vier Menschen wurden verletzt, einige schwer. Unter den Verletzten sind auch Syrer und Afghanen, wie die Ermittler mitteilen.

Anschliessend sei der 50-Jährige nach Süden in Richtung seiner Heimatstadt Essen geflüchtet. Dort habe er noch einmal versucht, gezielt in eine Menschengruppe zu fahren, die an einer Bushaltestelle stand. Passiert ist dabei wie durch ein Wunder nichts. «Vielleicht sind Leute weggerannt, vielleicht hat das aus anderen Gründen nicht funktioniert. All das zu klären, ist jetzt unsere Aufgabe», sagte eine Polizeisprecherin.

Kurze Zeit später nahm die Polizei den Mann fest. Schon dabei habe er sich fremdenfeindlich geäussert, erklärten die Behörden.

Erinnerungen an Münster

Der Fall in Bottrop weckt Erinnerungen an die Amokfahrt in der Innenstadt von Münster im vergangenen April. Ein Mann raste damals an einem sonnigen Frühlingstag mit einem Kleintransporter auf einen belebten Platz. Es gab 4 Tote, mehr als 20 Menschen wurden verletzt. Anschliessend erschoss sich der Täter in dem Wagen selbst.

Der 48 Jahre alte Amokfahrer war laut Polizei ein psychisch labiler Deutscher, der den Tod suchte. Einen terroristischen Hintergrund gab es den Ermittlungen zufolge in Münster nicht. (aeg/sda/dpa)

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24 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Randy Orton
01.01.2019 14:25registriert April 2016
Spannend, wenn ein Täter rassistische Parolen ruft, war es kein Terroranschlag sondern man diagnostiziert schnell eine psychische Erkrankung. War auch beim „Amoklauf“ in München so. Per Definition ist Terror aber eine kriminelle Gewaltaktion gegen Menschen oder Dinge um politische oder ideologische Ziele zu erreichen. Das hier war einfach wieder einmal ein rechtsextremer/fremdenfeindlicher Terrorist.
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Lowend
01.01.2019 15:41registriert Februar 2014
Bei einem Moslem würde die Polizei von Terror sprechen und den Notstand ausrufen, während die Journallien einen Liveticker schalten, aber bei fremdenfeindlichen Rechtsterroristen entschuldigt man solche hinterhältigen Taten immer wieder mit dem geistigen Zustand. So viel Verlogenheit und Doppelmoral seitens der Polizei und der Presse ist kaum mehr auszuhalten!
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Fabio74
01.01.2019 16:47registriert März 2016
Ekelhaft wie mit unterschiedlichen Massstäben gemessen wird. Rassistische Parolen verniedlicht man. Wäre der mutmassliche Täter Muslim wärees Terror und die Kommentarspalten voll von der Front der Braunen-Versteher
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