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Berlin friert Mieten von 1,5 Millionen Wohnungen ein

epa07702844 Graffiti reading 'enteignen' (expropriate) is read on a tenement building in Berlin, Germany, 07 July 2019. Soaring rents and rampant property speculation have led activists and  ...
Paradiesische Zustände: Berliner Mieter dürften sich über den neuen Gesetzesentwurf freuen.Bild: EPA

Freude in der hipsten Hauptstadt Europas: Berlin friert Mieten von Wohnungen ein

Die Gegner des gestern erlassenen Gesetzes sagen, der Eingriff erinnere an sozialistische Zeiten.
31.01.2020, 08:49
Christoph Reichmuth, berlin Berlin / ch media
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Das Berliner Abgeordnetenhaus hat gestern ein bundesweit einmaliges Gesetz zum Mieterschutz verabschiedet: Mieten von 1.5 Millionen Wohnungen in der Hauptstadt sollen für einen Zeitraum von fünf Jahren eingefroren werden. Wer heute zu viel Miete zahlt, soll vom Vermieter gar Geld zurückbekommen.

Das Gesetz des rot-rot-grünen Senates nahm die vorerst letzte Hürde im Parlament trotz des Gegenwindes der Opposition aus CDU, FDP und AfD. In der boomenden Hauptstadt sind die Wohnungsmieten in den letzten Jahren überproportional gestiegen. Mit dem Mietendeckel will der Staat jetzt Gegensteuer geben. Der Berliner Senat hofft, dass das Gesetz nach Ablauf der Frist von fünf Jahren ­obsolet sein wird, da in der Zwischenzeit genug Zeit bleibt, um dringend benötigten neuen Wohnraum bereitzustellen.

Die Höhe der Wohnungsmiete richtet sich nach einem Stichtag im letzten Sommer. Zur Bemessung beigezogen wird eine Mietobergrenze. Diese bemisst sich an Wohnungsstandart, Lage und Grösse. Wenn die Miete 20 Prozent über der Vergleichsmiete liegt, sollen die Mieter vom Vermieter entlastet werden. Vermieter, die gegen den Mietendeckel verstossen, droht eine Busse von bis zu 500000 Euro.

Opposition und Wirtschaftsverbände halten den Mietendeckel für das falsche Instrument. Investoren würden durch den staatlichen Eingriff in den Wohnungsmarkt abgeschreckt, das verzögere den Bau neuer Wohnungen unnötig. Zudem sei der Mietendeckel der erste Weg hin zu staatlichen Eingriffen, die an sozialistische Zeiten erinnerten.

Der Mietendeckel dürfte in den nächsten drei bis vier Wochen in Kraft treten. Offen ist ­allerdings die Frage, ob Berlin überhaupt die Kompetenz hat, ein solches Gesetz zu erlassen. (aargauerzeitung.ch)

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38 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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sheshe
31.01.2020 09:12registriert November 2015
Spannend, bitte bleibt an dem Thema dran, wie sich das entwickelt!
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Kyle C.
31.01.2020 09:49registriert Oktober 2014
Dass die Wunschvorstellung eines selbst regulierenden freien Marktes durch Wachstum und Gier in sich zusammenfällt, wird bei der Opposition wohl nicht beachtet. Kaum findet ein staatlicher Eingriff statt, sind wir gleich schon beim Sozialismus.

Well done Berlin.
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Hans Jürg
31.01.2020 11:18registriert Januar 2015
Berlin, die einzige Stadt mit CO2-neutralem Flughafen hat jetzt also auch noch tiefgekühlte Mieten.

Cool.
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