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So zerlegt eine Journalistin einen 26-jährigen CDU-Politiker zum Thema Abtreibung

«Recht auf Leben und Selbstbestimmung» zu diesem Thema diskutierte Anne Will mit fünf Gästen. 
«Recht auf Leben und Selbstbestimmung» zu diesem Thema diskutierte Anne Will mit fünf Gästen. bild: screenshot/ard

So zerlegt eine Journalistin einen 26-jährigen CDU-Politiker zum Thema Abtreibung

04.02.2019, 18:2805.02.2019, 08:59
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In Deutschland ist es Ärzten verboten für Schwangerschaftsabbrüche zu werben. Die Grosse Koalition aus CDU, CSU und SPD hat sich Ende Januar für einen Kompromiss und eine Lockerung des Paragrafen 219a ausgesprochen. Künftig sollen Ärzte über Abtreibungen informieren dürfen. Die Änderung soll es vor allem Frauen erleichtern, Ärzte zu finden, die Schwangerschaftsabbrüche durchführen.  

Dass Abtreibungen in Deutschland aber immer noch sehr umstritten sind, zeigte die jüngste Ausgabe der ARD-Talkshow «Anne Will». Die gleichnamige TV-Journalistin diskutierte in illustrer Runde den gelockerten Paragrafen. Geladen waren vier Frauen und ein Mann – darunter die Journalistin und Edition-F-Chefredaktorin Teresa Bücker und der CDU-Bundestagabgeordnete Philipp Amthor.  

Der erst 26-jährige Politiker gilt als Nachwuchshoffnung der CDU. In der TV-Debatte ging Amthor aber gehörig unter. Allen voran gegen Teresa Bücker. 

Auch Männer hätten einen Anteil an der Schwangerschaft, sagte Amthor zu Beginn der Sendung. Er stehe hinter dem Kompromiss, den die Grosse Koalition gefunden habe. «Das ist ein Konsens, auf dem wir bleiben müssen. Und ich bin weit davon entfernt, Frauen da irgendwelche Belehrungen zu geben», so der Jungpolitiker. 

Journalistin Bücker konterte darauf unter grossem Applaus aus dem Publikum: «Wir behandeln Frauen immer noch wie unmündige Bürger, die diese Entscheidung nicht alleine treffen können.» 

Amthor versucht sich zu wehren. Doch Bücker lässt sich nicht unterbrechen. «Wenn Sie schwanger wären», meint sie Richtung Amthor gewandt, «dann würde ich Ihnen zutrauen, diese Entscheidung ganz alleine zu treffen.»

«Ich kann sie [die Gebärmutter] ja jetzt nicht rausnehmen und Herrn Amthor rüberreichen»
Teresa Bücker

Frauen würden in Sachen Abtreibung nicht selbstbestimmt handeln können und «die Gebärmutter wird ein Stück weit wie ein Gefäss behandelt», so die Journalistin weiter. Unter tosendem Applaus versetzt sie Amthor den Gnadenstoss: «Ich kann sie [die Gebärmutter] ja jetzt nicht rausnehmen und Herrn Amthor rüberreichen.»

Amthor antwortet kleinlaut: «Das möchte ich auch nicht. Und was ist mit dem Kind dadrin?» 

Bückers Antwort kommt postwendend: «Das Kind ist mit mir eine Einheit, oder auch die Schwangerschaft. Und ich gehe soweit, dass ich sage, jede Frau kann es zu jedem Zeitpunkt selbst entscheiden. Und die Schwangeren sind der beste Schutz für dieses Kind.» (ohe)

Argentinien will die Abtreibung nicht legalisieren

Video: srf
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84 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Bruno Wüthrich
04.02.2019 19:14registriert August 2014
Und wo liegt jetzt genau das Zerlegen? Ich kann es beim besten Willen nicht erkennen.

Man sollte aufhören damit, allzu offensichtlich Meinungsmache zu betreiben. Welcher Meinung der/die Autor/in dieses Artikels ist, ist derart offensichtlich, dass von einer einigermassen neutralen Berichterstattung nicht mehr die Rede sein kann.

Die zitierte Journalistin hat lediglich die Meinung des Autoren/der Autorin genau getroffen. Daraus leitet diese/r dann ab, der Politiker sei "zerlegt" worden. Da verwechselt aber jeman gerade etwas ganz krass.

Zum Thema Abreitbung gibt es nicht nur eine Meinung!
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LeChef
04.02.2019 19:26registriert Januar 2016
Mir wird immer etwas unwohl bei solchen Artikeln.

Ja, unter dem Strich macht es durchaus Sinn, dass Frauen auch ohne Einverständnis des Vaters abtreiben dürfen. Dass Ärzte Informationen anbieten dürfen sowieso.

Aber es sollte jedem bewusst sein, dass es sich hier um eine schwierige moralische Frage handelt. Dass Väter auch einen Anteil an der Schwangerschaft haben, ist ja offensichtlich. Und dass mit jeder Abtreibung ein potenzielles Leben vernichtet wird auch.

Der Ton dieses Artikels, und überhaupt der Fokus der Debatte ausschliesslich auf Frauenrechte, wird dem überhaupt nicht gerecht.
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wonderwhy
04.02.2019 18:51registriert Februar 2016
Zu jedem Zeitpunkt? Also auch kurz vor Geburt? Ich finde die Fristenregelung in der Schweiz eine passenede Lösung.
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