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Alice Weidel sorgt für Eklat im Bundestag

German Finance Minister Olaf Scholz, left, and German Chancellor Angela Merkel, 2nd left, attend the speech of Alice Weidel, right, co-faction leader of the Alternative for Germany party, during a mee ...
Alice Weidel während der Haushaltsdebatte im Bundestag.Bild: AP/AP

Alice Weidel sorgt für Eklat im deutschen Bundestag 

16.05.2018, 17:4117.05.2018, 15:03
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Eine Rede der AfD-Abgeordneten Alice Weidel sorgt für viel Wirbel im deutschen Bundestag. Am Ende ihrer zehnminütigen Ansprache sind in Berlin Buh-Rufe und Pfiffe zu hören.

Die AfD-Fraktionsvorsitzende eröffnete heute Morgen die Haushaltsdebatte, holte dabei aber zum Rundumschlag gegen die Einwanderungspolitik der Regierung Merkel aus. Rentner kämen nicht mehr über die Runden, weil stattdessen illegale Einwanderer finanziert würden, zukünftige Generationen würden Schulden erben, wetterte Weidel. «Deutschland ist ein Einwanderungsland für Unqualifizierte und ein Auswanderungsland für Hochqualifizierte.»

Anton Hofreiter, Fraktionsvorsitzender der Grünen, störte die AfD-Politikerin immer wieder mit Zwischenrufen. Sie bezeichnete ihn darauf als «Schreihals» und fragte ihn, wer denn seine Pension zahlen würde. «Ihre eingewanderten Deutschtürken etwa? Das meinen Sie doch nicht im Ernst.»

Richtig laut wurde es, als Weidel folgende Aussage platzierte: «Burkas, Kopftuchmädchen und alimentierte Messermänner und sonstige Taugenichtse werden unseren Wohlstand, das Wirtschaftswachstum und vor allem den Sozialstaat nicht sichern.»

Weidels Rede vor dem Bundestag: Ab 7:25 Minuten ist die Passage über «Kopftuchmädchen» zu sehen, ab 10:50 folgt der Ordnungsruf von Wolfgang Schäuble. Video: YouTube/TutorialsGerman

Die Reaktionen

Die Äusserung Weidels hatte einen Ordnungsruf des Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble zur Folge. Der CDU-Politiker sagte: «Sie haben in Ihrer Rede die Formulierung ‹Kopftuchmädchen und sonstige Taugenichtse› gebraucht. Damit diskriminieren Sie alle Frauen, die ein Kopftuch tragen. Dafür rufe ich Sie zur Ordnung.» 

Scharf ins Gericht mit der AfD-Abgeordneten ging auch Volker Kauder. «Sie sollten sich schämen», schimpfte der Fraktionschef der Union. «Wenn es in diesem Haus Kolleginnen und Kollegen gibt, die das christliche Abendland retten wollen und dann über andere Menschen so sprechen, wie Sie es gemacht haben, Frau Weidel, hat das mit christlichem Menschenbild nichts zu tun», erklärte Kauder.

Auf Zwischenrufe Weidels antwortete Kauder: «Sie sind jetzt ruhig und hören mal zu.» Er warf der AfD-Politikerin vor, nach ihrer Rede den Saal verlassen zu haben. «Damit ich Sie ansprechen kann, muss man Sie extra holen lassen. Was sind denn das für Werte, Frau Weidel?!»

Kauder fügte an: «Sie müssen genauso ertragen, dass man Sie kritisiert wie andere. Grossmaulig im Austeilen und schwach im Einstecken - das ist die AfD.»

Alice Weidel veröffentlichte derweil auf Twitter das Video ihrer Rede, liess Schäubles Ordungsruf aber weg. Sie habe für diese Rede eine Rüge von Schäuble erhalten, ob das berechtigt sei, schrieb sie hinzu. 

Der Ordungsruf von Schäuble, der bezog sich jedoch nur auf die Stelle zu den «Kopftuchmädchen» und den «Taugenichtsen». Nicht auf die ganze Rede. Das kann bei genauem Hinhören nicht abgestritten werden, aber dafür müsste schon das ganze Video veröffentlicht werden. (cma)

Es ist nicht das erste Mal, dass ein AfD-Politiker für rote Köpfe gesorgt hat:

Video: watson
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242 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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el heinzo
16.05.2018 18:12registriert Januar 2018
Ja, ist denn schon wieder 1931?
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Juliet Bravo
16.05.2018 17:56registriert November 2016
Ausser gezielte unterirdische Provokationen hört man nix von denen.
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FrancoL
16.05.2018 18:17registriert November 2015
Erinnert mich stark an Reden von Roger Köppel, immer schön mit dem Knüppel einprügeln und zum Thema wenig aussagen. Doch das gefällt nun mal einem Teil der Bevölkerung die gerne ihren Frust weg prügeln will. Doch das ist und bleibt kein Lösungsansatz, es bleibt eine reine Bewirtschaftung der Wut des enttäuschten Bürgers.
Viele dieser Bürger müssten aber in sich kehren und genauer prüfen ob sie nicht selbst an ihrer Wut grosse Schuld tragen.
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