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Neuer Afd-Chef Tino Chrupalla blamiert sich beim ersten Interview

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Bild: screenshot zdf

«Ähm, ähm, als Persona con grata ...» – neuer AfD-Chef blamiert sich beim ersten Interview

02.12.2019, 10:2703.12.2019, 09:19
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Am Samstag wurde bei der AfD ein neuer Parteivorsitzender gewählt. Dies, weil sich Alexander Gauland zurückgezogen hat. Gewählt wurde Tino Chrupalla, ein 44-jähriger Malermeister und Bundestagsabgeordneter aus Sachsen. Chrupalla teilt sich den Job als Parteichef mit Jörg Meuthen, der am Bundesparteitag am Samstag wiedergewählt wurde.

Gleich am Anschluss zu seiner Wahl stellte sich Chrupalla für ein Interview mit der ZDF-Sendung «Berlin direkt» zur Verfügung.

Die erste Frage des Moderators Theo Koll meisterte er noch ziemlich souverän. Koll fragte ihn, ob seine Wahl ein Beleg dafür sei, dass der radikale Flügel der AfD an der Spitze der Partei angekommen ist. Dies, weil Björn Höcke, bekannteste Figur des rechten Flügels der AfD, ihn zur Wahl empfohlen hatte.

epa08037472 Alternative for Germany party (AfD) co-chairman Joerg Meuthen (L) and Alternative for Germany party (AfD) co-chairman Tino Chrupalla talk during the party convention of the German right-wi ...
Bild: EPA

Chrupalla konterte und meinte, dass alle Parteien gewisse Strömungen besässen und dass er als Chef integrierend wirke. Dann ging es ziemlich schnell bergab mit Chrupallas Souveränität.

«Persona con grata»

Koll unterstellte dem Neugewählten Scheinheiligkeit, weil er sich bei einer Rede gegen «drastische Sprache» ausgesprochen, selbst aber schon Nazi-Jargon-Worte wie «Umvolkung» verwendet habe.

Chrupalla scheint die Frage nicht erwartet zu haben und stottert:

«Ich habe nicht in dem, ähm, ähm, Persona con grata per Umvolkung gesprochen.»
Tino Chrupalla

Ob es sich bei einer Persona con grata um eine spanische Delikatesse handelt, konnte im Rahmen dieses Berichts nicht festgestellt werden. Auf jeden Fall dementierte Chrupalla, dieses Wort benutzt zu haben. Im Anschluss sagte er noch, dass er dieses Wort nicht für rechtsextrem halte.

Danach war das Interview für den neuen AfD-Parteichef gelaufen. Er wirkte sichtlich nervös, stotterte und versuchte irgendwie, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Interviewer Koll blieb durchgehend cool und drückte den Finger weiter in die Wunde.

Er spielte Chrupalla einen Clip vor, bei dem ein AfD-Sympathisant bei einer Frage von den «Jungs» sprach, die 1945 gehängt wurden. Dabei meinte er Funktionäre der NSDAP im zweiten Weltkrieg, verurteilte Kriegsverbrecher also. Chrupalla widersprach dem Mann nicht, gab ihm sogar teilweise recht, wobei hier erwähnt werden muss, dass nicht ersichtlich war, wobei er ihm recht gab.

Chrupalla fand auch auf diese Anschuldigungen keine konkrete Antwort. Er stotterte lediglich ein paar Mal, dass Koll das falsch interpretiert hätte. Ein guter Start als Parteichef sieht anders aus. (dfr)

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74 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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neutrino
02.12.2019 11:33registriert Mai 2017
Ja gut - ein Neuling, der nicht sehr medienbewandert ist, bringt man in einem Live-Interview immer an die Grenzen, wenn man denn will.

Ich finde, es wär taktisch sinnvoller gewesen, die AfD aussschliesslich inhaltlich bloss zu stellen, als ihn da lächerlich zu machen.
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Mugendai
02.12.2019 11:22registriert Januar 2017
Ist der Interviewerprobt? Ich hatte dieses Jahr ein Radiointerview und musste/durfte Rede und Antwort stehen. Keine Ahnung, wie das andere leute machen, aber ich brauchte eine ganze Weile, bis die Nervosität mal abflaute und ich ohne Ähms etc reden konnte.
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sidi77
02.12.2019 20:33registriert Februar 2016
Es ist beschämend und traurig, dass wir 75 Jahre nach dem größten Verbrechen der Menschheit wieder mit den selben widerlichen Gestalten und ihren giftigen Sprüchen konfrontiert werden wie damals.
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