Bei den Corona-Impfungen in Deutschland kommt eine neue vorsorgliche Altersbeschränkung für das Mittel von Astrazeneca. Das Präparat soll ab diesem Mittwoch in der Regel nur noch für Menschen ab 60 Jahren eingesetzt werden, wie die Gesundheitsminister von Bund und Ländern am Dienstagabend beschlossen.
Unter 60-Jährige sollen sich «nach ärztlichem Ermessen und bei individueller Risikoanalyse nach sorgfältiger Aufklärung» weiterhin damit impfen lassen können.
Hintergrund sind Fälle von Blutgerinnseln (Thrombosen) in Hirnvenen. Viele Betroffene hatten zusätzlich einen Mangel an Blutplättchen, eine sogenannte Thrombozytopenie. Erst Mitte März waren Astrazeneca-Impfungen nach einer mehrtägigen Impfpause und neuen Überprüfungen wieder angelaufen. Zu der ersten Impfpause kam es, weil sieben Fälle von Blutgerinnseln bekannt wurden.
Inzwischen ist die Zahl auf 31 Fälle angestiegen, neun Betroffene starben. Zu viel für die Gesundheitsminister, die nun die Reissleine zogen.
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) rechtfertigte die Entscheidung mit Blick auf das Vertrauen in die Corona-Impfungen, räumte aber auch eine Verunsicherung ein. «Vertrauen entsteht aus dem Wissen, dass jedem Verdacht, jedem Einzelfall nachgegangen wird», sagte sie nach Beratungen mit den Ministerpräsidenten der Länder. Die Alternative sei gewesen, etwas unter den Teppich zu kehren oder die Fälle ernst zu nehmen. Unter allen Abwägungen sei dies daher der Weg, der noch zu «möglichst bestem Vertrauen» führe, sagte Merkel. «Wenngleich ich die Verunsicherung nicht wegreden kann.»
In der EU war der Astrazeneca-Impfstoff anfangs nur für Menschen zwischen 18 und 64 Jahren zugelassen. Grund dafür war, dass Daten zur Wirksamkeit für die Altersgruppe ab 65 fehlten. Also wurde der Impfstoff vor allem an medizinisches Personal verimpft. Mittlerweile hat sich das Vakzin aber auch für die ältere Altersgruppe als wirksam erwiesen.
Die neue Altersbeschränkung von 60 Jahren rührt daher, dass vor allem jüngere Frauen von den Sinusvenenthrombosen betroffen sind. Von den 31 Fällen betreffen 29 Frauen, wie das deutsche Paul-Ehrlich-Institut (PEI) dem Spiegel mitteilte. Diese seien zwischen 20 und 63 Jahre alt. Die beiden Männer 36 und 57.
In Deutschland wurden bisher knapp 2,7 Millionen Dosen des Impfstoffes verabreicht. Laut Rechnungen des «Spiegels» gingen zwei Drittel davon an Frauen unter 70 Jahren, Frauen unter 60 stellen 58 Prozent. Grund für die hohe Frauenquote dürfte sein, dass das Vakzin vor allem an Personen aus Pflegeberufen verabreicht wurde.
Von den ungefähr 1,78 Millionen Frauen, die mit Astrazeneca geimpft wurden, entwickelten 29 Sinusvenentrombosen. Das entspricht einem Fall auf 61'400 geimpfte Frauen.
Bei den Männern bedeuten die zwei Fälle der rund 864'000 Geimpften ein Risiko von eins zu 432'000.
Ob die Impfung in jedem Fall für die Blutgerinnsel verantwortlich ist, ist nicht bestätigt. Und selbst wenn, wäre das Risiko für den Einzelnen immer noch gering. Trotzdem hat sich Deutschland entschieden, vorerst mit der Verabreichung von Astrazeneca aufzuhören.
Das ist noch nicht bekannt. Die Schweiz hat den Impfstoff noch immer nicht zugelassen. Im Interview mit watson begründet dies Raimund Bruhin, Direktor der Arzneimittelbehörde Swissmedic, mit «fehlenden belastbaren Daten» aus den klinischen Zulassungsstudien.
Auch Reaktionen aus anderen Ländern blieben bis jetzt aus. Mitte März stoppten über 20 Länder die Verimpfung des Vakzins. Es ist deshalb zu erwarten, dass weitere Länder die Impfung stoppen werden.
Mit Material der SDA
Das lustigste an der Story finde ich, dass nun die Corona Kritiker hier bestimmt die Unterscheidung mit oder an der Impfung nicht machen werden. Halt einfach argumentieren wie es gerade passt...