In Israel lassen erste Zahlen der Neuinfektionen bei Personen, welche die zweite Impfdosis erhielten, hoffen. Bild: keystone
In Israel hat rund 20 Prozent der Bevölkerung bereits die zweite Impfdosis erhalten. Jetzt zeigen sich konkrete Auswirkungen – und die lassen hoffen.
Am 20. Dezember 2020 fiel in Israel der Impf-Start. Seither wurden von den rund neun Millionen Einwohnern bereits fast fünf Millionen Menschen mit einer ersten Impfdosis geimpft. Rund 20 Prozent (ca. 1,8 Millionen) der Israelis haben sogar bereits die zweite Impfung erhalten. Während in Israel von 100 Personen über 50 eine Impfung verabreicht wurde, sind es in der Schweiz deren 3.
Noch besser sieht es aus, wenn man auf die geimpften Altersgruppen schaut. In Israel wurden die über 60-Jährigen bevorzugt behandelt. Darum erhielten bei den älteren Personen je nach Altersgruppe zwischen 63 und 82 Prozent bereits eine zweite Impfdosis – und damit nach rund 12 Tagen den maximalen Schutz gegen das Coronavirus.
Jetzt, rund anderthalb Monate nach Impfbeginn, gibt es einige erfreuliche Entwicklungen und Erkenntnisse. So erfreulich, dass Eran Segal, Wissenschaftler am Weizmann Institute, twitterte: «Wir sagen es noch vorsichtig, aber die Magie hat begonnen.»
Was gemäss Segal in den letzten Tagen in Israel passiert ist: Die Neuinfektionen bei den über 60-Jährigen sanken in den letzten 14 Tagen um 35 Prozent, die Hospitalisationen gingen um 30 Prozent zurück und die Anzahl der Schwerkranken in dieser Altersgruppe reduzierte sich um rund 20 Prozent.
Auffallend ist dabei vor allem der Unterschied zur Gruppe der 40- bis 60-Jährigen. Auch da gehen die Zahlen zurück, aber längst nicht so stark wie bei der Gruppe der Ü60.
>> Coronavirus: Alle News im Liveticker
Segal und fünf weitere Experten verglichen auch die Daten des zweiten und dritten Lockdowns in Israel miteinander. Dabei zeigte sich, dass die Abnahme der Ü60-Altersgruppe im Oktober noch praktisch im Gleichschritt mit den 40- bis 60-Jährgen ging:
A) Wöchentliche Neuinfektionen, B) Wöchentliche Hospitalisationen, C) Wöchentlich mittel- oder schwere Hospitalisationen, D) Wöchentlich schwere Hospitalisationen. Bild: twitter/segal_eran
Dies lässt die Wissenschaftler vermuten, dass vor allem die Impfung die fallenden Zahlen in dieser Altersgruppe verursacht und nicht der harte Lockdown, welcher in Israel um fünf Tage bis zum 5. Februar verlängert wurde. Detailliert konnte dies noch nicht untersucht werden, aber erste Anzeichen lassen hoffen.
Die Wissenschaftler um Eran Segal haben ein weiteres Indiz, dass die Impfung in Israel seine Wirkung entfaltet. Sie untersuchten einzelne Städte: Dort, wo früher geimpft wurde, sinken die Zahlen der Ü60-Altersgruppe aktuell früher und deutlicher, als noch im zweiten Lockdown im Herbst.
Unterschiedliche Entwicklungen im zweiten Lockdown (oberste Zeile) und dem aktuellen, dritten Lockdown (mittlere Zeile).
Letzte Woche publizierte das israelische Gesundheitsministerium Zahlen zu Neuinfektionen bei den vollständig Geimpften. Von den damals fast 750'000 über 60-Jährigen erkrankten eine Woche nach der 2. Impfung noch 317 Personen an Covid-19, das sind 0,04 Prozent. Geimpfte, die sich mit Corona infizierten, mussten nur in 16 Fällen (0,002 Prozent) mit einem schweren Verlauf ins Spital eingeliefert werden.
Bereits nach der ersten Impfung zeigte sich, dass die Positivitätsrate bei den über 60-Jährigen deutlich sank. Die neuesten Zahlen zeigen, in welche Richtung es gehen kann, wenn ein grosser Teil einer Bevölkerung geimpft ist.
Eine Richtung, die sich nun auch bei den Neuinfektionen im 7-Tagesschnitt abzeichnet. Die Zahlen sind zwar immer noch hoch, doch die Kurve zeigt abwärts. Im Moment sogar ziemlich steil.
Ob sich die ersten positiven Anzeichen auch in den nächsten Tagen bestätigen, ist noch offen. Denn auch in den Niederlanden oder Schweden sinken die Neuinfektionen momentan wieder – trotz deutlich tieferen Impfzahlen und weniger drastischen Massnahmen.