Neue Erkenntnisse aus dem österreichischen Bundesland Tirol. Der Barkeeper aus dem «Kitzloch» war nicht der erste Corona-Fall in Ischgl. Laut Franz Allerberger, Leiter des Bereichs Humanmedizin der österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, ist der 36-jährige Deutsche nicht der «Spreader», der Dutzende Gäste im Apres-Ski-Lokal angesteckt hat. Er sei vielmehr der Erste der in Ischgl erkrankten Personen gewesen, der zum Arzt ging und Anfang März positiv getestet wurden.
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Dem Barkeeper habe man fälschlicherweise die Rolle des Weiterverbreiters umgehängt, betont Allerberger. Den ersten Corona-Fall in Ischgl hat es laut ihm bereits am 5. Februar gegeben. Es sei eine Schweizer Touristin gewesen, die das Virus aus der Heimat mitgebracht habe. Sie gelte als «Patientin Null».
Ischgl gilt als Hotspot für die Verbreitung des Coronavirus. Laut Allerberger sind über 600 Ansteckungen in Österreich auf die Wintersportdestination zurückzuführen, mindestens die doppelte Anzahl seien es im Ausland.
Der lokale Tourismusverband Paznaun-Ischgl muss sich dem Vorwurf aussetzen, zu spät gehandelt zu haben. Warnungen, aufgrund von Erkrankungen Liftanlagen, Restaurants und Bars zu schliessen, wurden zunächst in den Wind geschlagen. Der von anderen Parteien kritisierte Tiroler Landeshauptmann Günther Platter von der konservativen ÖVP versprach, man würde die Sachverhalte genau prüfen und falls nötig Anzeige erstatten.
Ein schiefes Licht auf die Sache wirft etwa der E-Mail-Verkehr einer Touristin aus der Niederlande mit den Tourismusverantwortlichen in Ischgl. Die Frau hatte ihre Skiferien im «Ibiza der Alpen» abgesagt, nachdem mehrere Touristen aus Island nach der Rückkehr aus Ischgl am Coronavirus erkrankt waren. Sie bat die Österreicher, sich bei den isländischen Behörden zu erkundigen und ihre Gäste ausführlich zu informieren. Antwort aus Ischgl: Man habe die Lage im Griff und vertraue den eigenen Behörden zu hundert Prozent.
Konsumentenschützer Peter Kolba, Obmann des Österreichischen Verbraucherschutzvereins, bereitet unterdessen eine Sammelklage vor. Bis am Mittwochabend trafen bereits mehr als 2700 ausgefüllte Fragebögen beim Verband ein. Bei den meisten, welche sich an der Umfrage beteiligt hätten, handle es sich um Menschen, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden.
Kolba sammelt Zeugenberichte, damit die Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufnimmt. Es bestehe der Verdacht, dass die Schliessung der Skigebiete aus kommerziellen Gründen verzögert wurde. Vergangene Woche war die Staatsanwaltschaft nicht auf eine Anzeige Kolbas eingegangen, weil man nicht auf Basis von Medienberichten ermittle. Deshalb beschreitet der Konsumentenschützer nun diesen Weg. (ram)
Super Ablenkungsmanöver!
Ich nöd, dä au!