13,7 Prozent der Schweizer Bevölkerung ist vollständig geimpft, weitere 13,2 Prozent haben zumindest eine Impfdosis erhalten. Weltweit sind es laut der Johns Hopkins University nur gerade knapp 4,5 Prozent vollständig Geimpfte – nochmals gleich viele sind teilweise geimpft.
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Den Schnitt nach oben ziehen Länder in Nordamerika (23 Prozent vollständig geimpft) und Europa (12 Prozent vollständig geimpft). Nebst Afrika und Ozeanien fällt vor allem Asien mit einer sehr tiefen Impfquoten auf – immerhin wohnt rund die Hälfte der Weltbevölkerung auf diesem Kontinent. Mitte Mai sind in ganz Asien erst 1,9 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft.
Ein detaillierter Blick auf das Impftempo der asiatischen Länder zeigt: Nur gerade China bewegt sich über dem weltweiten Durchschnitt. Japan, Südkorea, die Philippinen und Vietnam verimpfen alle nur wenige Dosen pro Einwohner.
Doch auch in China ist das Tempo tiefer als in der Schweiz. Zwar versucht die Regierung mit Anreizen die Impfquoten zu erhöhen – das Ziel von einer Impfquote von 40 Prozent bis Ende Juni scheint allerdings unrealistisch.
Eine Prognose der britischen «Economist Intelligence Unit» von Anfang Jahr rechnet damit, dass Europa und die USA bis Ende dieses Jahres mit dem Impfprozess durch sind. Länger dauert es in Afrika – und eben auch in Asien. In manchen Ländern rechnen die Experten damit, dass die Impfungen erst 2023 abgeschlossen sind.
Doch es gibt auch einige Ausnahmen auf dem asiatischen Kontinent: Arabische Länder, die Mongolei, Bhutan und selbstverständlich Impfvorreiter Israel weisen eine hohe Quote aus. Es handelt sich dabei jedoch nicht um die bevölkerungsstärksten asiatischen Länder.
Dass zumindest ein Teil der Bevölkerung durch eine Impfung geschützt ist, könnte in den kommenden Wochen wichtiger werden – denn in einigen asiatischen Ländern steigen die Zahlen wieder an.
So erleben beispielsweise Vietnam, Thailand und Taiwan aktuell Infektionswellen mit rekordhohen Fallzahlen. Auch in Japan steigen die Fallzahlen seit März kontinuierlich an – und in drei Monaten stehen die Olympischen Sommerspiele an.
Auch Indien erlebte einen exponentiellen Anstieg und erlebte schwere Tage. Inzwischen scheint der Trend gebrochen und die Zahlen zeigen zumindest wieder nach unten.
Im Vergleich zu Europa sind viele asiatische Länder offiziell mit vergleichsweise wenigen Todesopfern durch die aktuelle Pandemie gekommen. Dank rigorosen Massnahmen konnten sie die Fallzahlen tief halten. Entsprechend lassen sie sich Zeit beim Impfen und wollen erst sehen, wie sich die Impfstoffe in der Realität beweisen.
So sagte beispielsweise Südkoreas Premierminister Chung Sye-kyun, dass man absichtlich erst Ende Februar mit dem Impfen begonnen habe, um zuerst Daten aus anderen Ländern zu sammeln. Dass man die Impfungen verschlafen habe, weist er von sich – zu einer BBC-Journalistin sagte er: «Sie wissen, dass Koreaner Meister der Schnelligkeit sind.»
Etwas abwarten wollte man laut Aussagen von Regierungsmitarbeitern auch in Singapur, Kambodscha und Vietnam. Inzwischen scheint man aber von der Wirksamkeit der Impfung überzeugt zu sein – Südkorea will bis im Herbst die Herdenimmunität erreichen.
Ähnliche Argumentationen für den späten Impfstart gibt es übrigens auch aus Australien und Neuseeland.
Viele asiatische Länder sind Pandemie-erprobt. So erinnern sich beispielsweise viele Chinesen noch gut an die SARS-Pandemie von 2003. Sie hat sich weltweit ausgebreitet und mehr als 800 Tote gefordert.
Mit strikten Hygieneregeln und Kontakteinschränkungen konnte man vergangene Pandemien unter Kontrolle bringen. So gibt es bis heute keine Impfung gegen SARS. Für viele Asiaten ist die Impfung daher nicht der offensichtliche Schlüssel zum Erfolg im Kampf gegen eine Pandemie.
Japan, das im Sommer den grössten Sportevent der Welt austragen soll, kämpft mit einer grossen Impfskepsis. Seit mehreren Jahrzehnten weisen die Japaner eine der weltweit tiefsten Impfzustimmung aus.
Auch in China scheint es eine gewisse Impfskepsis zu geben. Mitte April befeuerte Chinas oberster Beamter für die Pandemiebekämpfung die Skeptiker als er sagte, dass die bestehenden Impfstoffe (vorwiegend Sinopharm und Sinovac) nur ein geringes Schutzniveau bieten und dass das Mischen verschiedener Impfstoffe für einen höheren Schutz in Betracht gezogen werden soll. Nach der durch diese Aussage ausgelösten Unsicherheit meinte er zwar, dass «seine Kommentare völlig falsch interpretiert worden seien» – ein Teil des Schadens war aber bereits angerichtet.
Auch in den Philippinen wollen sich viele Menschen nicht impfen lassen. Grund dafür ist unter anderem eine Gesundheitskrise mit dem Impfstoff Dengvaxia, der im Jahr 2016 eingeführt wurde, um sich vor dem Dengue-Fieber zu schützen. Zwei Jahre später wurde er plötzlich vom Markt genommen, nachdem einige geimpfte Kinder gestorben sind. Seither ist das Vertrauen in die philippinische Regierung und in deren zugelassene Impfungen generell deutlich gesunken – als Folge erlitten die Philippinen im Jahr 2019 einen heftigen Masernausbruch.
Auch Geld kann Grund für eine Impf-Verzögerung sein: Südkoreas Gesundheitsminister Park Neung-hoo hat schon im November angekündigt, dass man bei den tiefen Fallzahlen beruhigt darauf warten kann, dass man die Impfdosen zu einem angemessenen Preis einkaufen kann.
Aber viele Leute impfen sich widerwillig, die Regierung motiviert sie mit gratis Lebensmitteln. Der Grund: kein chinesischer Impfstoff wird in Europa anerkannt. Und ein wichtiger Motivator ist das Versprechen, wieder frei reisen zu können. Hätten wir in der CH nur chinesische Impfstoffe zur Verfügung, würde sich hierzulande wohl kaum jemand impfen lassen.
Im Unterschied zur Schweiz können die Chinesen ihren Impfstoff aber frei wählen. Und viele wetten darauf, dass bald einer mit mRNA kommt.