Freudentränen flossen vor rund einer Woche, als in Israel die letzte Krankenstation für Covid-Patienten geschlossen wurde. Die Regierung bezeichnet das Coronavirus als besiegt. Der Wendepunkt kam Ende letzten Jahres mit der ersten Impfung. Alexander Babet, Chefpfleger in einer der mittlerweile geschlossenen Covid-Stationen, erklärte dem Spiegel in einem Interview: «Ungefähr einen Monat später spürten wir: Die Impfung wirkt. Etwas verändert sich.»
>> Coronavirus: Alle News im Liveticker
Tatsächlich hat sich sehr vieles verändert. Um die 20 Neuinfektionen meldete Israel in den letzten Tagen – im Januar waren es noch über 10'000. Zur Erinnerung: Mit rund 9 Millionen Einwohnern ist Israel ähnlich einwohnerstark wie die Schweiz.
Die meisten Fälle treten aktuell noch in der Altersklasse 0 bis 19 Jahre auf. Die Impfung für Kinder ist in Israel erst seit Kurzem zugelassen – vorher wurden Impftermine nur an Personen über 16 Jahre vergeben.
Auch Todesfälle verzeichnet Israel kaum mehr. Die Schweiz verzeichnet einen ähnlichen Trend – auch wenn sowohl bei Fallzahlen, als auch bei Todesfällen mit einiger Verzögerung. Für die Schweiz dürfte es also interessant sein, welche Erfahrungen Israel aktuell macht.
Rund 60 Prozent aller Israelis sind geimpft – alleine unter den Erwachsenen entspricht das etwa 80 Prozent. Insbesondere die besonders gefährdeten Personen ab 50 Jahren weisen eine hohe Impfquote auf: Sie liegt bei 92 Prozent.
Für die Schweiz sind das gute Nachrichten: Laut den aktuellsten Befragungen der ETH wollen sich nämlich auch hierzulande rund 80 Prozent der Bevölkerung ab 15 Jahren impfen lassen – Tendenz steigend. Die Schweiz darf also auf ähnliche Impfquoten wie in Israel hoffen.
Aktuell sind in der Schweiz rund 35 Prozent aller Personen mindestens einmal geimpft.
Bisher galten in Israel noch Beschränkungen für «Aktivitäten mit höherem Risiko», also beispielsweise Menschenansammlungen auf engem Raum. Manche Privilegien, wie zum Beispiel ein Abendessen im Inneren eines Restaurants, waren Geimpften und Genesenen vorenthalten.
Am Sonntag gab der israelische Gesundheitsminister bekannt, dass diese Beschränkungen aufgehoben werden. Der «Green-Pass», mit dem sich Geimpfte bisher ausweisen konnten, wird ab sofort nicht mehr benötigt. Damit erhalten auch Nicht-Geimpfte wieder überall Zutritt.
Was bleibt ist eine Maskenpflicht in Innenräumen. Die Regierung will die Notwendigkeit dafür jedoch fortlaufend prüfen.
In der Schweiz hat der Bundesrat die Aufhebung aller Massnahmen für die letzte Phase des «Drei-Phasen-Modells» vorgesehen. Sie tritt ein, sobald die gesamte erwachsene Bevölkerung Zugang zu einer vollständigen Impfung hatte. Das wird voraussichtlich im August der Fall sein.
Doch auch dann wird die Maske nicht sofort fallen: Der Bundesrat schreibt in seinem Plan, dass «Basismassnahmen (wie z.B. Maske an frequentieten Orten) schrittweise abgebaut werden, damit die Entwicklung der Pandemie gut verfolgt werden kann». Auch für Grossveranstaltungen könnte es weiterhin Limitierungen geben.
Israel will seine Grenzen schon bald wieder für Touristen öffnen. Aktuell werden als Pilotprojekt einzelne kleine Gruppen von Touristen ins Land gelassen. Diese müssen eine Impfung mit einem in Israel zugelassenen Impfstoff vorweisen können.
Eine Sprecherin des Tourismusministeriums hielt es für unwahrscheinlich, dass die ersten grösseren Touristengruppen vor Anfang Juni nach Israel kommen. In diesen nächsten Wochen wolle man Erfahrungen mit dem Pilotprogramm sammeln und herausfinden, wie man das Land für geimpfte Touristen am besten wieder öffnet.
Vor der Pandemie erlebte Israel einen touristischen Aufschwung: Mit 4,6 Millionen Besuchern empfing Israel so viele Gäste wie noch nie.
Die Aussengrenzen der Schweiz sind für Touristen geöffnet. Allerdings sind teilweise ein Einreiseformular, ein negativer Test oder sogar eine Quarantäne nötig – abhängig davon, aus welcher Region man einreist, wie man einreist (zu Fuss, mit dem Flugzeug, usw.) und ob man geimpft oder genesen ist.