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Nachdem Italien auch im Spätsommer – im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern wie Spanien oder Frankreich – die Coronakrise noch im Griff zu haben schien, zeigen die Fallzahlen in den letzten Tagen deutlich nach oben und lagen zuletzt bei rund 2500 neuen Fällen. Und dies, obwohl die Testvolumen sich in den letzten Tagen nicht gross veränderten. Am Montag wurden 2578 neue Fälle gemeldet, eine Woche zuvor waren es noch lediglich 1494.
In Italien gilt die Pandemie weiterhin als «unter Kontrolle». Doch wenn die Zahlen wie zuletzt ansteigen, könnte dies schwieriger werden.
Lange Zeit war in Italien vor allem der Norden mit den Regionen Lombardei, Piemont, Venetien oder Ligurien betroffen. Die Fallzahlen sind da auch in den letzten Wochen immer noch mit bei den höchsten.
Auffallend ist aber: Die Ausbreitung verlagert sich auch in den Süden. Lazio (mit der Hauptstadt Rom) war schon bald einmal ebenfalls hart getroffen, aktuell nehmen aber die Fallzahlen insbesondere in Kampanien (mit der Hauptstadt Napoli) schnell zu.
Auffallend in Kampanien: Die Regierung der Region feierte sich noch im Juni als «Corona-frei». Jetzt ist es die neue Hotspot-Region. Von den am Mittwoch gemeldeten 2257 Neuinfektionen wurden 431 – und damit deutlich am meisten – in Kampanien registriert.
Praktisch täglich wird in der Region ein neuer Rekordwert erreicht und dieser liegt aktuell so hoch wie noch nie. Im September gab es doppelt so viele Neuinfektionen wie während den Monaten März und April, als das Land in einen Lockdown versetzt wurde.
Dazu kommt: In Kampanien wird weniger getestet als im Norden. Die tatsächliche Zahl an Neuinfektionen dürfte also noch höher liegen.
Für die landesweite Zunahme an Neuinfektionen nennen Experten zwei Gründe: Zum einen wurde am 14. September landesweit die Schule wieder aufgenommen, zum anderen haben vor allem junge Leute die Nase voll und halten sich nicht mehr so gut an die geltenden Regeln.
917 italienische Schulen wiesen in der letzten Woche mindestens eine Coronainfektion aus. Andrea Crisanti, Professor an der Universität Padua, sagt gegenüber dem Messagero: «Wir stehen erst am Anfang. Bis wir die wirklichen Auswirkungen der Schulöffnungen sehen, müssen wir noch bis Mitte Oktober warten.»
Zu den Entwicklungen in den Schulen nahm auch Italiens Bildungsministerin Lucia Azzolina auf Facebook Stellung: Wir bleiben vorsichtig, aber die Zahlen sind zufriedenstellend. Wichtig ist, dass wir vor und nach dem Unterricht auch die richtigen Massnahmen ergreifen.»
Kampaniens Regionalpräsident Vincenzo De Luca reagierte schon am 24. September mit neuen Regeln: So muss die Maske auch im Freien getragen werden, was auch schon in weiteren Regionen gilt.
Und auch die Regierung soll nachziehen. Gemäss Medienberichten werde Ministerpräsident Giuseppe Conte bis am Mittwoch ein Dekret unterschreiben, das spätestens ab Donnerstag in ganz Italien im Freien die Maskenpflicht vorschreibt. Wer sich nicht daran hält, muss mit bis zu 3000 Euro Busse rechnen.
Gesundheitsminister Roberto Speranza erklärte dem Parlament am Dienstagmorgen: «Das ganze Land ist betroffen, die Zahlen nehmen in jeder Region zu. Wir müssen jetzt gemeinsam handeln.»
Weitere Einschränkungen sollen darin geregelt werden. So eine allgemeine Sperrstunde für Bars und Restaurants ab 23 oder schon 22 Uhr und die Begrenzung der Teilnehmer auf 200 Personen bei Familienfeiern, Hochzeiten oder Taufen.
Die weiteren Regeln wie beispiels,weise Schliessung von Discos oder Abständen in Kinos und Auslastung von 80 Prozent in öffentlichen Verkehrsmitteln, bleiben bestehen.
Damit die neuen Regeln auch eingehalten werden, soll zudem das Militär die Polizei unterstützen.
In Italien gilt noch bis am 15. Oktober der Notstand. Das Parlament soll diesen jedoch noch heute bis am 31. Januar 2021 verlängern, wie der «Corriere della Sera» berichtete.
2500 auf 60 Mio Einwohner ist einfach deutlich weniger als 700 auf 8 Mio Einwohner.
—> Italien hat 3.5 mal mehr Fälle aber 8.5 mal mehr Einwohner.
Dies gilt auch, wenn man die einzelnen Hotspot Regionen betrachtet. Kampanien hat knapp 6 Mio Einwohner und 431 Fälle... Die ganze Schweiz ist also eine ebenfalls eine Hotspot Region...
Dieser Artikel könnte also umgekehrt noch etwas deftiger aus Italien stammen. Dessen sollte man sich als Schweizer (und vlt. Herbstferienreisender nach Italien) bewusst sein.