Nicht unbedingt die feine englische Art: Grossbritanniens Premierminister Boris Johnson hat bei seinem Antrittsbesuch beim französischen Präsidenten seinen Fuss auf einen Beistelltisch gestellt und dafür online böse Kommentare kassiert.
Auf einem Foto ist zu sehen, wie Johnson am Donnerstag im Pariser Elysee-Palast seinen rechten Fuss auf ein rundes Tischchen stützt und sich im Sessel zurücklehnt. Ihm gegenüber sitzt Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron.
In den sozialen Medien war der Ärger über Johnsons flapsigen Auftritt gross. Die britische Tageszeitung «The Guardian» schrieb, der britische Premier habe sich für einen eher «informellen Ansatz» entschieden, als er sich mit Macron zusammensetzte.
Auch im Gespräch erreichte Johnson nicht das, was er sich wohl erhofft hatte. Macron hat ihm beim Brexit klare Grenzen aufgezeigt. Die Zeit reiche nicht mehr, um eine neue Scheidungsvereinbarung zwischen der EU und Grossbritannien auszuhandeln, sagte Macron.
«Ich möchte das sehr deutlich sagen: Im kommenden Monat werden wir kein neues Austrittsabkommen finden, das gross vom Original abweicht», sagte Macron am Donnerstag an der Seite seines Staatsgastes im Hof des Elysee-Palasts in Paris. Im Poker um den Brexit gilt der Franzose als Hardliner.
Der britische Premier betonte nach dem Treffen, er wolle eine Einigung für den Austritt seines Landes aus der EU erzielen. «Ich möchte ein Abkommen.»
Sein Treffen mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel habe ihn «stark ermutigt». Johnson plädierte dafür, den Brexit «vernünftig und pragmatisch sowie im Interesse beider Seiten» zu regeln und damit nicht bis zum 31. Oktober zu warten. «Lassen Sie uns nun damit weitermachen, unsere Freundschaft und Partnerschaft zu vertiefen und zu intensivieren.»
Boris Johnson, der seit einem Monat im Amt ist, will den zwischen seiner Vorgängerin Theresa May und der EU ausgehandelten, vom britischen Parlament aber mehrfach abgelehnten Brexit-Vertrag wieder aufschnüren und die Notfalllösung zur irischen Grenze kippen.
Dieser sogenannte Backstop soll eine harte Grenze zwischen dem EU-Mitglied Irland und dem zu Grossbritannien gehörenden Nordirland verhindern - und damit auch ein potenzielles Wiederaufflammen des Irland-Konflikts.
Johnson aber fürchtet, dass sein Land durch den Backstop, sollte er denn eintreten, dauerhaft eng mit der EU verbunden bliebe und so keine unabhängige Handelspolitik betreiben könnte.
Die EU hat jedoch wiederholt unterstrichen, dass am Austrittsabkommen nicht gerüttelt wird. Gelingt keine Einigung, droht ein Brexit ohne Abkommen. Experten warnen für so einen Fall vor schweren wirtschaftlichen Verwerfungen beiderseits des Ärmelkanals.
Macron betonte, sowohl der Backstop als auch die Integrität des EU-Binnenmarkts seien Elemente, die man beibehalten müsse. Johnson versicherte, die britische Regierung werde «unter keinen Umständen» irgendeine Art von Kontrollen an der Grenze zu Irland einführen.
Er glaube auch nicht, dass die EU dies tun müsse, um ihren Binnenmarkt zu schützen. «Wir denken, dass es andere Wege gibt.» Er sei überzeugt, dass die Zeit dafür ausreiche. Vieles sei schon erledigt worden, um einen sanften Übergang Ende Oktober zu gewährleisten.
Mit Blick auf die Debatte über den Brexit-Vertrag merkte Johnson an, Merkel habe gesagt, dass man binnen 30 Tagen Überlegungen dazu entwickeln könne, was sich schaffen lasse. Diesen Geist bewundere er.
Die deutsche Kanzlerin hatte am Mittwoch gesagt, dass der Backstop nur als «Rückfallposition» gedacht sei, falls man in dem zweijährigen Übergangszeitraum nach dem EU-Austritt zur Regelung des Grenzverkehrs an der irischen Grenze keine Einigung finde. «Man hat gesagt: Die finden wir wahrscheinlich in den nächsten zwei Jahren. Aber man kann sie vielleicht auch in den nächsten 30 Tagen finden. Warum nicht?»
Am Donnerstag präzisierte sie bei einem Besuch in Den Haag, dass sie keine 30-Tages-Frist gesetzt habe. Dieser Zeitraum sei nur sinnbildlich gemeint gewesen und habe deutlich machen sollen, dass auch in einem kurzen Zeitraum eine Lösung angestrebt werden könne, sagte Merkel.
An den Finanzmärkten kam am Donnerstag Hoffnung auf, dass nun doch Bewegung in den festgefahrenen Brexit-Streit kommt. Das britische Pfund stieg im Wert. (sda/dpa/reu/afp)
Aus offensichtlichen Gründen darf es keine harte Grenze in Nordirland geben.
Das geht aber nur, wenn dort die ganzen EU-Regulierungen betr. Handel, Güter, etc. weiterhin gelten.
Eine solche Sonderstellung gegenüber dem Rest des UKs ist für Unionisten absolut inakzeptabel.
Daher hat man sich im Austrittsabkommen so verständigt, dass die EU-Regulierungen halt so lange für den ganzen UK gelten, bis eine dauerhafte Lösung gefunden wurde.
Und das treibt wiederum die Brexit-Ultras auf die Palme.
Und warum soll da nun die EU das Problem sein?