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Bilder aus Belarus zeigen: So gigantisch sind die Demonstrationen

epa08545324 Maria Kolesnikova, a representative of opposition politician Victor Babariko makes a heart sign after Babariko was not registred as presidential candidate at the central election commissio ...
«Wir werden keine Ruhe geben, bis die gegenwärtigen Machthaber zurückgetreten sind und Belarus ein freies Land wird», sagte die Oppositionelle Maria Kolesnikowa am Sonntag in Minsk (Archivbild vom Juli 2020).Bild: keystone

«Werden keine Ruhe geben» – diese 12 Impressionen zeigen, dass Belarus nicht klein beigibt

17.08.2020, 11:1017.08.2020, 14:57
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Belarus bebt. Das früher als Weissrussland bekannte Land im Osten Europas erlebte am Wochenende erneut Massenproteste gegen Staatschef Alexander Lukaschenko. Vor allem im Minsk kam es zu historischen Protesten. So viele Menschen gingen noch nie auf die Strasse.

Video: watson
EU-Ratschef beruft Sondergipfel zu Belarus ein
Angesichts der Massenproteste nach der Präsidentenwahl in Belarus (Weissrussland) hat EU-Ratschef Charles Michel für Mittwoch (12.00 Uhr) einen EU-Videogipfel angesetzt. Die Menschen in Belarus hätten das Recht, über ihre Zukunft zu entscheiden und ihre Führung frei zu wählen, schrieb Michel am Montag auf Twitter. Gewalt gegen die Demonstranten sei inakzeptabel. (sda/dpa)

Die Bevölkerung weigert sich, die Wiederwahl von Lukaschenko anzuerkennen, kaum jemand glaubt dem angeblichen Wahlresultat von 80 Prozent Zustimmung. Sie lassen sich dabei auch nicht durch Polizeigewalt und Massenverhaftungen einschüchtern.

Wie das aussieht, zeigen die folgenden Impressionen vom Sonntag. Lassen wir die Bilder sprechen:

«Wir werden keine Ruhe geben, bis die gegenwärtigen Machthaber zurückgetreten sind und Belarus ein freies Land wird», sagte die Oppositionelle Maria Kolesnikowa am Sonntag in Minsk vor Demonstranten. «26 Jahre Alptraum müssen enden.» Zuvor war Staatschef Lukaschenko auf dem Unabhängigkeitsplatz vor Unterstützern aufgetreten und hatte betont, dass er in keinem Fall von der Macht ablasse.

Die Menschen riefen «Lukaschenko, uchodi», – zu Deutsch: Hau ab! – und «Mörder» und «Freiheit für die politischen Gefangenen». Kolesnikowa verlas auch die Namen der Inhaftierten, darunter an erster Stelle Viktor Babariko und an zweiter Sergej Tichanowski.

Babariko, früher Chef einer russischen Bank, gilt bei möglichen Neuwahlen als der Kandidat mit den besten Aussichten. Tichanowski ist ein regierungskritischer Blogger – seine Frau Swetlana war an seiner Stelle gegen Lukaschenko angetreten und hatte nach Meinung der Lukaschenko-Gegner die Wahl haushoch gewonnen.

Und es ist noch nicht vorbei, ...

... denn für heute Montag haben Gegner Lukaschenkos zu flächendeckenden Streiks in den Staatsbetrieben aufgerufen. In der Folge gingen am Montagmorgen Bilder des leeren Studios des Staatsfernsehens viral.

Die Opposition rief alle Streikenden auf, sich um 17 Uhr (MESZ) auf dem Unabhängigkeitsplatz in Minsk zu versammeln.

Und: Am Montag meldete sich die Oppositionelle Swetlana Tichanowskaja zurück. Sie will sich an die Spitze der Bewegung gegen Staatschef Alexander Lukaschenko stellen. «Ich bin bereit, in dieser Zeit Verantwortung zu übernehmen und als nationale Anführerin zu handeln», sagte die 37-Jährige am Montag in einer Videobotschaft aus ihrem Exil im EU-Land Litauen.

Sie hoffe, dass sich mit diesem Schritt das Land beruhige, alle politischen Gefangenen freigelassen und so bald wie möglich neue Präsidentschaftswahlen angesetzt werden könnten.

Tichanowskaja hatte Belarus aus Angst um ihre Sicherheit und die ihrer Kinder verlassen. Ihre Unterstützer sehen sie als die eigentliche Gewinnerin der Präsidentenwahl vor gut einer Woche, die von massiven Fälschungsvorwürfen überschattet war. Sie hatte bereits im Wahlkampf angekündigt, als Präsidentin Neuwahlen auszurufen.

«Ich habe und hatte keine Illusionen in Bezug auf meine politische Karriere», sagte sie. «Ich wollte keine Politikerin sein, aber das Schicksal fügte es so.» Das wichtigste sei die Unabhängigkeit von Belarus. «Sie ist die Konstante, die unter keinen Umständen verloren gehen darf.»

Sie forderte in dem Video die Sicherheitskräfte und Mitarbeiter der Justiz auf, die Seite zu wechseln: «Wenn Sie sich entscheiden, keine kriminellen Befehle mehr auszuführen und sich an die Seite der Menschen zu stellen, werden diese Ihnen vergeben.»

Mit Material der Nachrichtenagenturen SDA und DPA.

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Proteste in Belarus gehen weiter
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Proteste in Belarus gehen weiter
Belarus kommt nicht zur Ruhe. Seit dem Präsidentschaftswahlen am 9. August wird im Land protestiert.
quelle: keystone / dmitri lovetsky
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Belarus: Wahlleitung erklärt Lukaschenko zum Sieger
Video: extern / rest
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66 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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raues Endoplasmatisches Retikulum
17.08.2020 11:44registriert Juli 2017
Schön zu sehen, ich hoffe das führt zur besserung der Situation.
An den schwarzen Block in Zürich, gewisse BLM-Demonstranten in den USA und Frankreich, wie kommt es eigentlich, dass hier 200 000 Menschen in einer Diktatur friedlich protesieren können, und in unseren viel demokratischeren Ländern artet das in Vandale aus?
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Amarillo
17.08.2020 12:32registriert Mai 2020
Ich hatte eigentlich damit gerechnet, schon bald eine Reaktion der Trollzentrale in St. Petersburg durch die Kommentarspalten / Social Media Kanäle fluten zu sehen. Nach dem bekannten Motto, dass die Proteste von der NATO / der CIA inszeniert seien. Da Putin derzeit aber nicht gewillt scheint, Lukaschenko gegen interne Proteste mit Gewalt im Amt halten zu wollen, dauert es noch etwas. Spätestens bis sich eine neue Regierung zu stark gegen Westen orientiert. Da ist auch ein Auftritt der mittlerweile bekannten "grünen Männchen" ohne Hoheits- & Rangabzeichen denkbar.
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Magnum
17.08.2020 13:43registriert Februar 2015
Man muss schon etwas Mitgefühl haben mit Alexander Lukashenko. Der hat seinen 2004 geborenen Sohn Nikolai sorgsam als Nachfolger aufgebaut, aber der kann erst 2024 zur Wahl antreten. Um Belarus zu einer Lukashenko-Familiendiktatur im stalinistischen Mäntelchen (nach Vorbild der Kims in Nordkorea) zu machen, muss sich Alexander also nochmals vier Jahre an die Macht krallen. Freiwillig wird er den Sitz nicht räumen, leider.
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