Bei neuen Demonstrationen gegen die Militärführung in Myanmar hat die Polizei am Mittwoch wieder mit scharfer Munition geschossen und mehrere Menschen getötet. Lokale Medien und Augenzeugen berichteten von mindestens zehn Todesopfern in verschiedenen Landesteilen. Einige der Opfer waren auf erschütternden Fotos zu sehen. Jedoch wurde befürchtet, dass die Zahl steigen könnte. Dutzende Demonstranten sollen teils schwer verletzt worden sein.
In Myingyan im Norden des Landes wurde laut übereinstimmenden Berichten ein Jugendlicher erschossen. Zwei weitere Demonstranten, ein 37-jähriger Mann und eine 19-jährige Frau, kamen in der Grossstadt Mandalay ums Leben, wie das Portal Myanmar Now schrieb. In der Stadt Monywa starben den Berichten zufolge sechs Menschen - zwei Männer und zwei Frauen. Auch in der früheren Hauptstadt Rangun, dem Hotspot der Proteste, gab es mindestens ein Opfer. Die genaue Zahl der Todesopfer seit dem Beginn der Proteste ist derzeit unklar. Allein am Sonntag waren 18 Menschen getötet worden.
Die Massenproteste gegen die Militärjunta gehen trotz der massiven Polizeigewalt unvermindert weiter. Es war bereits der 30. Tag des Widerstands. Die Sicherheitskräfte setzten auch wieder Tränengas, Blendgranaten und Gummigeschosse ein, wie das Portal Eleven Myanmar schrieb. Seit dem Putsch von Anfang Februar sollen Schätzungen von Aktivisten zufolge mehr als 1300 Menschen zumindest vorübergehend festgenommen worden sein.
Angesichts der anhaltenden Gewalt soll der UN-Sicherheitsrat erneut über die Krise beraten. Wie mehrere Diplomaten übereinstimmend berichteten, beantragte Grossbritannien für Freitag dazu eine Sitzung hinter verschlossenen Türen in New York. Auch am Mittwoch gab es in sozialen Netzwerken wieder Appelle an die Vereinten Nationen, dem Land zu helfen. Immer häufiger bezeichnen Augenzeugen das frühere Birma als «Kriegsgebiet».
Das Militär hatte vor rund einem Monat gegen die faktische Regierungschefin Aung San Suu Kyi geputscht. Die 75-Jährige hatte die Parlamentswahl im November mit klarem Vorsprung gewonnen. Sie sitzt seither im Hausarrest und muss sich wegen verschiedener Vorwürfe vor Gericht verantworten. Die Demonstranten fordern die Wiedereinsetzung der früheren Freiheitsikone. (aeg/sda/dpa)