Das Hin und Her dauert nun schon seit Monaten. Kim Jong Un provoziert mit Raketentests, Donald Trump schiesst mit scharfen Worten zurück.
Wohin führt das nur?
Die heutige Rede von Donald Trump hat wieder einmal gezeigt, dass dem US-Präsidenten die Hände gebunden sind. Er drohte Nordkorea zwar mit der «kompletten Vernichtung», doch neu ist das nicht. Auch wenn diese Aussage Schlagzeilen machen wird, eine neue Eskalationsstufe ist damit nicht erreicht. Auf Trumps Twitter-Kanal waren schon mehrere Male Drohungen dieser Art zu lesen.
Pres. Trump: If the US must defend itself or its allies, “we will have no choice but to totally destroy North Korea” https://t.co/BgSUML4in6 pic.twitter.com/oHlSgHuawv
— CNN (@CNN) 19. September 2017
Ein militärischer Vernichtungsschlag ist für Trump nur schon deshalb nicht möglich, weil Nordkoreas Nachbar China das nicht toleriert. Ein Angriff liegt auch deshalb nicht im Bereich des Möglichen, weil in Südkorea und Japan Millionen von Menschenleben auf dem Spiel stünden.
Trump richtete zwar angriffige Worte an die Adresse von Kim Jong Un. Doch der US-Präsident dürfte genau wissen, dass die einzige realistische Option, den nordkoreanischen Machthaber ernsthaft zu schwächen, Sanktionen sind. Dazu braucht er China und Russland. Deswegen hielt er sich auch mit Kritik an Moskau und Peking zurück und sprach stattdessen Lob aus.
Wer dachte, Donald Trump würde seine Sprache vor der UNO-Generalversammlung diplomatischen Gepflogenheiten anpassen, der irrte sich. Etwas spitz formuliert: Trumps Rede war eigentlich eine Zusammenfassung seines Twitter-Feeds der vergangenen Monate.
Nachdem der US-Präsident Kim Jong Un bereits am Freitag auf Twitter «Raketen-Mann» nannte, tat er dies auch heute. Bemerkenswert auch die Aussage, dass einige Teile der Welt «zur Hölle» fahren würden.
Trump, referring to North Korea’s Kim Jong Un: “Rocket man is on a suicide mission for himself and for his regime” https://t.co/GTAZY6y6tI pic.twitter.com/sdGgelbksa
— CNN (@CNN) 19. September 2017
Auch sonst unterschied sich Trumps Rede nicht gross von jenen, die er in den USA abhält. Gleich zu Beginn seines heutigen Auftritts lobte er den aktuellen Zustand der Vereinigten Staaten. Noch nie hätten so viele Leute gearbeitet, die Arbeitslosigkeit sei so tief wie nie und die Börse befände sich auf einem Allzeithoch.
Trump setzte auch vor den versammelten Regierungschefs der Welt auf die Devise «America First». Der US-Präsident wiederholte seine Absicht, die Aussenpolitik an den Interessen der Vereinigten Staaten auszurichten. «Als Präsident der Vereinigten Staaten werde ich Amerika immer an die erste Stelle stellen», sagte er.
In Sachen Rhetorik also nichts Neues heute in New York.
Scharfe Kritik übte der US-Präsident aber nicht nur an Nordkorea, sondern an auch an den Machthabern von Kuba, Venezuela, Syrien und Iran. Das Regime in Teheran nannte er «mörderisch» und er sprach von einem «Schurkenstaat».
Barack Obama & John Kerry's Iran nuclear deal is an embarrassment to the United States-Trump's UN speech#UNGA #MAGApic.twitter.com/YPmai2WyLP
— CC (@ChristiChat) 19. September 2017
Den Deal, der Obama im Jahr 2016 mit Teheran einging, bezeichnete Trump als eine «Peinlichkeit für die USA». Es sei an der Zeit, so der US-Präsident, dass die Welt mitmache, «Irans Streben nach Tod und Verwüstung zu beenden». Und vor allem müsse die iranische Regierung endlich damit aufhören, Terroristen zu unterstützen.
Saudi-Arabien, das im Jemen seit zwei Jahren einen Krieg führt, dem schon tausende Menschen zum Opfer fielen, kritisiere er nicht.