International
Afrika

Sudan: Dieses Foto einer Demonstrantin in Khartum geht viral

Dieses Bild einer Demonstrantin im Sudan geht grad viral – das steckt dahinter

Das Foto einer jungen Sudanesin, die eine Menge von Demonstranten in der Hauptstadt Khartum anpeitscht, geht derzeit viral. Was steckt dahinter?
10.04.2019, 11:3811.04.2019, 15:47
Mehr «International»

Am Montagabend versammelten sich wieder hunderttausende Leute in Khartum um gegen Präsident Omar al-Baschir zu demonstrieren. Sie verlangen seinen Rücktritt. Die lokale Fotografin Lana Haroun fing den Moment mit einem eindrücklichen Foto ein: Die 22-jährige Alaa Salah steht auf einem Auto, inmitten einer Menge von Demonstranten, reckt den Finger in die Höhe und führt Sprechgesänge an. Dutzende Menschen um sie herum fangen den Moment mit ihrem Handy ein.

Laut al-Araby handelt es sich bei der jungen Frau um Alaa Salah, eine 22-jährigen Ingenieur- und Architektur-Studentin der Universität Khartum. Auf Videos ist zu sehen, wie sie einen Sprechgesang anführt: «Im Namen der Revolution haben sie uns verbrannt» – und die Demonstranten antworten mit «Thaura!», arabisch für Revolution.

Hanoun, die Fotografin, sagte gegenüber CNN: «Sie versuchte, uns allen Hoffnung und positive Energie zu geben. Sie repräsentiert alle sudanesischen Frauen und Mädchen und inspirierte uns. Sie erzählte die Geschichte von sudanesischen Frauen ... sie war perfekt.» Und weiter: «Wir haben eine Stimme. Wir können sagen, was wir wollen. Wir brauchen ein besseres Leben.»

Auf Twitter wird sie bereits als Ikone der Proteste angesehen. Nicht nur wegen des Sprechgesangs: Ihr weisses Wollkleid stehe für arbeitende Frauen. Es erinnere viele Sudanesen an ihre Mütter und Grossmütter, die in den 60ern, 70ern und 80ern gegen die vorangegangenen Diktaturen protestierten, erklärt Twitter-Userin Hindi Makki.

Seit dem Wochenende haben sich die Proteste gegen die sudanesische Regierung verschärft. Nach Angaben des Innenministers seien sieben Menschen getötet, 15 Demonstranten und 42 Sicherheitskräfte verletzt worden. Die Polizei nahm rund 2500 Demonstranten fest.

Al-Baschir unter Druck

Al-Baschir, der 1989 mit einem Militärputsch an die Macht kam, steht seit Dezember stark unter Druck. Der Sudan befindet sich in einer schweren Wirtschaftskrise. Weil sich der Brotpreis verdreifachte, begannen Sudanesen im Dezember in mehreren grossen Städten des Landes, auf die Strasse zu gehen und gegen die Wirtschaftspolitik der Regierung zu protestieren.

Die Demonstranten forderten dann aber zunehmend den Rücktritt Al-Baschirs. Dieser rief im Februar wegen der Proteste einen auf ein Jahr befristeten Ausnahmezustand aus und löste die Regierung auf. Im März ernannte er eine neue.

Der 75-jährige Staatschef regiert das Land im Nordosten Afrikas mit harter Hand. Er wird zudem vom Internationalen Strafgerichtshof per Haftbefehl gesucht, ihm werden Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Darfur-Konflikt vorgeworfen.

Dieser brach 2003 zwischen Volksgruppen im Westen des Landes, die mehr politische Mitbestimmung forderten, und der Regierung aus. Regierungskräfte und eine verbündete arabische Miliz gingen dabei brutal gegen die Bevölkerung vor.

(Mit Material der sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die ältesten Staatsoberhäupter der Welt
1 / 13
Die ältesten Staatsoberhäupter der Welt
Ali Chamenei (79), Oberster Führer von Iran.
quelle: ap/office of the iranian supreme leader / uncredited
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Das könnte dich auch noch interessieren:
10 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Coffeetime ☕
10.04.2019 12:26registriert Dezember 2018
Ich schätze es sehr, und jeden Tag mehr, in der CH geboren zu sein und hier wohnen zu dürfen. Freiheit und Selbstbestimmung sind so ein wertvolles Gut.
17412
Melden
Zum Kommentar
avatar
IZO
10.04.2019 12:58registriert März 2019
Go for it girls 👏👏
4012
Melden
Zum Kommentar
avatar
Bangarang
10.04.2019 13:36registriert Februar 2019
Ich fürchte schon das Viedo in dem die sudenensische Armee die Menge bei der Steinigung der Frau anpeitscht.

Ich hoffe für den Sudan, aber fürchte vor alle ....
262
Melden
Zum Kommentar
10
Pole soll Flughafen für Attentat auf Selenskyj spioniert haben

Polens Geheimdienst hat einen Mann festnehmen lassen, der dem russischen Militärgeheimdienst bei der Planung eines Attentats auf den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj geholfen haben soll. Der polnische Staatsbürger sei am Mittwoch auf dem Gebiet Polens gefasst worden, teilte die Staatsanwaltschaft in Warschau am Donnerstag mit. Die Ermittler werfen ihm vor, er habe die «Bereitschaft zum Agieren für ausländische Geheimdienste gegen Polen» erklärt. Dafür drohen ihm im Falle einer Verurteilung bis zu acht Jahre Haft.

Zur Story