Drama am höchsten Berg Afrikas: An dem seit Tagen in Flammen stehenden Kilimandscharo hat ein verzweifelter Abstieg der Bergsteiger-Gruppen begonnen. «Hier ist zu viel Rauch, wir haben Angst vor einer Kohlenmonoxid-Vergiftung», berichtete die Bergführerin Debbie Bachmann, die am Donnerstag den Aufstieg mit einer Gruppe von Deutschen, Österreichern und Schweizern abbrach.
Auf einem Foto war eine dichte Rauchwolke zu sehen, die den Weg versperrte. Sie habe zunächst die Anweisung der Parkbehörde erhalten, sich mit ihrer Gruppe im 4673 Meter hoch gelegenen Barafu Camp in Sicherheit zu bringen, sei dann aber zum Horombo-Lager hinabgeschickt worden.
Ein Camp mit Bergsteigern aus der Schweiz und anderen Ländern war in der Nacht bereits wegen heranziehender Flammen geräumt werden, wie Tour-Organisatoren der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag sagten. «Ausser meiner Schweizer Gruppe gab es da noch fünf bis sechs andere Gruppen, die um Mitternacht ihre Zelten abbrechen mussten», erklärte der seit 15 Jahren an Afrikas höchstem Gebirgsmassiv lebende deutsche Bergführer Henning Schmidt. Dass Feuer dehne sich immer mehr aus.
Das Mweka-Camp befindet sich an der Baumgrenze und ist beim Abstieg über die diversen Routen das letzte Lager vor dem Verlassen der Gebirgsmassivs. Viele Bergtouristen erreichen es erschöpft vom beschwerlichen Abstieg.
Das Feuer am höchsten Berg Afrikas kommt für Tansania zur Unzeit. Nach der grossen Tourismusflaute durch die weltweiten Corona-Beschränkungen kehrten am Kilimandscharo endlich die ersten Touristen zurück.
Deutsche, Schweizer, Briten, Österreicher: Sie machten sich nach teilweise monatelanger Vorbereitung auf den Weg zum Uhuru-Gipfel, um sich einen Lebenstraum zu erfüllen. Einmal im Leben auf dem Kilimandscharo den weiten Blick über die Savanne geniessen – auf einem knapp 6000 Meter hohen Massiv. Sie zahlen viel Geld für den Aufstieg in der dünnen Luft, die schon so manchen Bergsteiger das Leben gekostet hat.
Für die örtlichen Helfer und Träger bedeuten die jährlich zehntausende Bergsteigern auch eine Menge Jobs. Doch dann kam das Feuer und zerstörte erst mal alle Hoffnungen. Das flammende Fanal, das der Berg seit Tagen nun weithin sichtbar darstellt, kommt Tansanias Regierung kurz vor den Wahlen am 28. Oktober denkbar ungelegen. Denn die nun schon tagelang lodernden Flammen senden kaum eine positive Botschaft aus.
Zwar stellt Brandbekämpfung in grosser Höhe überall auf der Welt Probleme dar, aber Löschflugzeuge und -helikopter mit spezieller Ausrüstung könnten da schnell Abhilfe leisten. Doch die sind teuer und müssten erst mal aus dem Ausland geholt werden.
Stattdessen verwirren zunehmend widersprüchliche und auch restriktive Informationen der Behörden. Während es auch am Donnerstag noch keine offiziellen Behördenangaben zu Opfern gab, sprachen Ranger bereits inoffiziell von drei Toten und diversen Schwerverletzten. Dabei hatten die Behörden zunächst Bergsteigergruppen den Aufstieg über Alternativrouten genehmigt. Doch am Donnerstag hiess es für viele Touristengruppen nur noch: Rette sich, wer kann. (mlu/aeg/dpa/sda)
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