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Islamisten richten in einer Universität in Kenia ein Blutbad an: 147 Tote

Geiseldrama in Kenianischer Universität. 
Geiseldrama in Kenianischer Universität. Bild: /AP/KEYSTONE

Islamisten richten in einer Universität in Kenia ein Blutbad an: 147 Tote

02.04.2015, 09:0202.04.2015, 21:18
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Bei dem Angriff der islamistischen Shabaab-Miliz auf eine Universität in der ostkenianischen Stadt Garissa sind mindestens 147 Menschen getötet worden. Das teilten die Behörden des Landes am Donnerstagabend mit. Damit ist die Zahl der Toten mehr als doppelt so hoch wie zuvor angegeben. Die Kämpfer nahmen überdies mehrere christliche Studenten als Geiseln. Wie das Innenministerium weiter mitteilte, wurden auch vier Angreifer erschossen.

Kämpfer der vorwiegend im Nachbarland Somalia agierenden islamistischen Al-Shabaab-Miliz hatten den Campus am Morgen gestürmt und nach eigenen Angaben gezielt christliche Studenten getötet oder als Geiseln genommen.

Zu der Attacke in Garissa bekannte sich die islamistische Al-Shabaab-Miliz. Nur die muslimischen Hochschüler seien freigelassen worden, sagte Al-Shabaab-Sprecher Ali Mohamud Rage.

Blutbad an kenianischer Universität

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Blutbad an kenianischer Universität
Verletzte des islamistischen Überfalls in Garissa.
quelle: epa/epa / dai kurokawa
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«Kenia führt Krieg mit Somalia», fügte er mit Blick auf die Beteiligung der kenianischen Armee an der internationalen Friedenstruppe in Somalia hinzu. Das Rote Kreuz erklärte, 50 Studenten seien den Angreifern entkommen. Wie viele Geiseln die Extremisten in ihre Gewalt brachten, blieb zunächst unklar. Nach Angaben des Innenministeriums wurde einer der mutmasslichen Angreifer festgenommen.

Gelände gestürmt

Die Täter hatten das Universitätsgelände am frühen Morgen gestürmt. Augenzeugen berichteten, sie hätten vier maskierte Angreifer gesehen. «Sie erschossen die Wachleute am Haupteingang gegen 5.30 Uhr», sagte Kenias Polizeichef Joseph Boinet. «Auf dem Campus schossen sie dann wahllos um sich.»

Zudem zündeten die Angreifer mindestens einen Sprengsatz. Später verschanzten sie sich in einem der vier Wohnheime mit den Geiseln. Die drei übrigen Gebäude, in denen hunderte Studenten untergebracht sind, wurden dem Innenministerium zufolge evakuiert.

Bis zum Mittag seien 195 Studenten gerettet worden, hiess es. Es könnten aber noch zahlreiche Menschen in der Gewalt der Extremisten sein, sagte Innenminister Joseph Nkaissery. Nach 535 Studenten werde gesucht.

Rückschlag für Tourismusbranche

Auch mehrere Stunden nach Beginn der Attacke waren noch vereinzelt Schüsse zu hören. Dem kenianischen Katastrophenschutz zufolge wurden 65 Menschen verletzt, viele von ihnen erlitten Schusswunden. Vier Opfer mussten mit lebensgefährlichen Verletzungen in ein Spital in die Hauptstadt Nairobi geflogen werden.

Vor Anschlag gingen Warnungen ein

Einer Studentin der benachbarten Pädagogik-Hochschule zufolge hatte es zuvor Warnungen vor einem drohenden Anschlag gegeben. Am Montag seien sie vom Direktor informiert worden, dass verdächtige Fremde in der Stadt und sogar in der Hochschule gesehen worden seien. Die Hochschule sei daraufhin am Dienstag geschlossen worden, der Universitätscampus aber offen geblieben.

Garissa liegt etwa 150 Kilometer von der Grenze zu Somalia entfernt. Seit 2011 verübt die Shabaab-Miliz immer wieder Anschläge in Kenia, um sich für die Beteiligung des Landes an der Mission der Afrikanischen Union in Somalia zu rächen. Die AU-Truppen bekämpfen die Islamisten dort an der Seite der somalischen Armee.

Die mit dem Al-Kaida-Netzwerk verbündete Shabaab-Miliz wird unter anderem für den Angriff auf ein Einkaufszentrum in der kenianischen Hauptstadt Nairobi mit 67 Toten im September 2013 verantwortlich gemacht. Alleine im vergangenen Jahr wurden bei Anschlägen der Extremistengruppe in Kenia nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP mindestens 200 Menschen getötet und genauso viele verletzt.

Kenias Staatschef Uhuru Kenyatta lobte die Sicherheitskräfte für ihren Einsatz. Der britische Botschafter in Nairobi, Christian Turner, verurteilte den Angriff als «feige», US-Botschafter Robert Godec nannte die Attacke «abscheulich». (sda/afp/reu)

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10 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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zombie1969
02.04.2015 11:39registriert Januar 2014
Es ist schade zu sehen, wie sich in einem toleranten und multikulturellen Staat wie Kenia diese intoleranten Hassprediger und Islamisten breitmachen. KSA und andere Staaten finanzieren und unterstützen nach Kräften diese furchtbare Ausprägung des Islams in Kenia bzw. Somalia. Daher ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis auch in Kenia die ersten grossen gesellschaftlichen Konflikte ausbrechen werden.
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Panda__
02.04.2015 16:47registriert Januar 2015
Mich nimmt es ja wunder, wie weit es noch so weitergeht. Wieder in einer Schule ein Blutbad. Solche Milizen sollten vernichtet werden ohne wenn und aber. Es ist eine Frage der Zeit, bis ein weiterer Anschlag in Europa kommt...
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