Die Anti-Apartheid-Kämpferin Winnie Mandela ist tot. Die Ex-Frau des ehemaligen südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela starb am Montag im Alter von 81 Jahren nach im Spital in Johannesburg. Sie starb an den Folge eines Nierenleidens, «umgeben von ihrer Familie und ihren Lieben», wie ihr Sprecher sagte.
Der Friedensnobelpreiträger und frühere Erzbischof von Kapstadt, Desmond Tutu, würdigte Mandela, weil sie sich der in Südafrika über Jahrzehnte staatlich festgelegten und organisierten Trennung zwischen Weissen und Schwarzen konsequent widersetzt habe. «Ihr mutiger Trotz hat mich sehr inspiriert, wie auch Generationen von Aktivisten», erklärte er.
Der prominente ANC-Politiker Mbalula Fikile twitterte, Mandelas Tod sei ein grosser Schock. «Sie verkörperte Stärke, Widerstandskraft und eine unendliche Freiheitsliebe.»
Uno-Generalsekretär António Guterres würdigte Winnie Mandela als «starke und furchtlose Stimme im Kampf für Gleichberechtigung». Ihr Tod habe ihn traurig gemacht, und er richte ihrer Familie sein Beileid aus, sagte Uno-Sprecher Stéphane Dujarric in New York.
Die von vielen Südafrikanern als «Mutter der Nation» betrachtete Aktivistin war eine der schillerndsten, aber auch umstrittensten Persönlichkeiten im Jahrzehnte währenden Kampf gegen die Rassentrennung am Kap. Die als Nomzamo Winifred Zanyiwe Madikizela geborene, stets Winnie gerufene, Sozialarbeiterin war 38 Jahre lang mit dem späteren Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela verheiratet.
Die Anti-Apartheid-Ikone verbrachte davon 27 Jahre im Gefängnis, bis er 1990 vor den Augen der Weltöffentlichkeit Hand in Hand mit Winnnie in die Freiheit ging. Das Paar hatte sich jedoch während der Gefängniszeit entfremdet und trennte sich 1992.
Winnie hatte die zwei gemeinsamen Töchter während der Abwesenheit ihres Mannes allein grossgezogen und in dieser Zeit den Kampf für ein Ende der Apartheid unvermindert fortgeführt. Schon im Jahr ihrer Hochzeit mit Mandela, 1952, war Winnie wegen Verstosses gegen das Passgesetz, das den Bewegungsradius nicht-weisser Menschen reglementierte, zu einer Freiheitsstrafe verurteilt worden.
Nach der Verurteilung Nelson Mandelas zu lebenslanger Haft im Jahr 1964 musste auch Winnie immer wieder ins Gefängnis. Sie wurde gefoltert, durfte die Schwarzen vorbehaltene Siedlung Soweto nicht verlassen und wurde schliesslich ins abgelegene Brandfort verbannt.
Dennoch war ihre Stimme nie verstummt. Sie war laut vernehmbar, als sie 1976 während des Soweto-Aufstands die Studenten ermutigte, «bis zum bitteren Ende zu kämpfen.»
In den 80er Jahren aber wurde Winnie wegen ihrer Radikalität zur Belastung für Mandela und die Anti-Apartheid-Bewegung. Sie umgab sich mit wegen ihrer Brutalität berüchtigten Leibwächtern, die vermeintlichen Verrätern mit Benzin getränkte Reifen umlegten und anzündeten - zynisch als «Halsketten» bezeichnet. 1986 sagte Winnie Mandela in einer Rede, sie wolle das ganze Land «mit unseren Streichholzschachteln und unseren Halsketten» befreien.
Der Scheidungsprozess mit Mandela machte später eine Affäre von Winnie mit einem dieser Leibwächter öffentlich. 1989 töteten Winnies Leibwächter einen 14-Jährigen, den sie als Informanten verdächtigten.
Winnie wurde 1991 für den Tod des Teenagers mit schuldig gesprochen und zahlte eine Geldstrafe. Vor der von Erzbischof Tutu geleiteten Wahrheits- und Versöhnungskommission bestritt Winnie jedwede Mordbeteiligung.
Ihre Zeit als stellvertretende Ministerin unter Nelson Mandela währte nur kurz. Sie musste den Posten und die erste Reihe der Anti-Apartheid-Partei ANC wegen ihrer Aufmüpfigkeit verlassen. Nach einer Verurteilung wegen Betrugs im Jahr 2003 gelang Winnie Mandela noch einmal ein politisches Comeback, als sie 2009 ins Parlament gewählt wurde.
Erneut machte sie Negativschagzeilen: Sie beleidigte Tutu und nannte den Versöhnungsprozess eine «Scharade». Nelson Mandela habe ein «schlechtes Abkommen für die Schwarzen» erreicht. «Er hat uns im Stich gelassen», sagte Winnie 2010. Dennoch verbrachte sie 2013 die letzten Monate vor Nelson Mandelas Tod an seinem Sterbebett. (viw/sda/afp/dpa)