Eine Wüstenheuschrecke frisst gerade Mal zwei Gramm pro Tag. Doch ihre Schwärme sind so gross, dass sie zur verheerenden Plage werden können. In Kenia, Äthiopien und Somalia, im Süden der arabischen Halbinsel sowie in Pakistan und Indien fressen sie die Felder leer. Somalia und Pakistan haben den Notstand ausgerufen.
«Das ist ein sehr seltenes Phänomen», sagte Keith Cressman, Heuschreckenexperte der Welternährungsorganisation, gegenüber CBS News. «Aber wenn es auftritt, wird es extrem bedrohlich für die Ernährungssicherheit.» Das Risiko sei sehr hoch, dass in den nächsten Tagen Schwärme in weiteren Ländern wie Uganda auftauchen würden.
Die Insekten fressen dabei nicht nur direkt den Menschen die Nahrung – zum Beispiel Hirse – weg, sondern räumen auch die Weiden der Nutztiere kahl. Sie werden nun hauptsächlich von Flugzeugen aus mit Pestiziden bekämpft.
Heuschreckenplagen kommen mindestens seit dem Altertum immer wieder vor, im Alten Testament ist eine Invasion in Ägypten beschrieben. Während bei anderen Insekten – etwa Maikäfern – die Bestände einem mehr oder weniger regelmässigen Zyklus folgen, sind Prognosen bei der Wüstenheuschrecke kaum möglich, da die Entwicklung vom Wetter gesteuert wird. Die letzten grossen Plagen hatte es in den Achtziger- und Sechzigerjahren gegeben.
Meist führen Wüstenheuschrecken ein harmloses einzelgängerisches Dasein in Wüsten und Halbwüsten. Nur selten finden sie ein feuchtes Stückchen Erde, in das sie ihre Eier legen können. Wenn Larven schlüpfen, braucht es nochmals Regen, der Grünes spriessen lässt, von dem sie sich ernähren können. Sie entwickeln sich dann innert einigen Wochen zu ausgewachsenen Heuschrecken mit Flügeln. Nur bei üppigem Nahrungsangebot vermehren sie sich stark und bilden Schwärme.
Die aktuelle Plage nahm ihren Anfang im Jahr 2018, als Wirbelstürme vom Indischen Ozean aus Regen in die Wüste Arabiens brachten. Im Jemen wurden die Insekten wegen des Bürgerkriegs kaum bekämpft. Im vergangenen Jahr überquerten sie das Rote Meer und tauchten in Äthiopien und Somalia auf.
Dort sind die Winter in der Regel trocken, was die Heuschreckenbestände eindämmt. Doch erneut kam ihnen ein Wirbelsturm zu Hilfe. Im Dezember brachte er den Regen, den sie zum Brüten brauchten.
Äthiopien und Somalia erleben die schlimmsten Heuschreckenplage seit 25 Jahren, in Kenia war es zuletzt vor 70 Jahren so gravierend. Bei der aktuellen Plage soll ein Schwarm in Kenia 40 Kilometer lang und 60 Kilometer breit gewesen sein, was mehreren Milliarden Insekten entspricht.
Von allen Wanderheuschreckenarten wird die Wüstenheuschrecke am meisten gefürchtet, da ihre Bestände sehr rasch anwachsen können und sie bei günstigem Wind grosse Strecken zurücklegt. In früheren Jahrhunderten wurde auch Mitteleuropa hin und wieder von Heuschreckenplagen heimgesucht.
Die Europäische Wanderheuschrecke ist aber inzwischen in der Schweiz vom Aussterben bedroht. Die Feuchtgebiete und sandigen Wiesen, die sie für ihre Vermehrung braucht, sind im 20. Jahrhundert der Landwirtschaft gewichen.