Sechs afghanische Kinder sind bei der Überfahrt in einem Flüchtlingsboot von der Türkei nach Griechenland ertrunken. Die Leichen der Kinder, darunter ein Baby, wurden am Dienstag an der Küste der Provinz Izmir im Westen der Türkei gefunden.
Die berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Anadolu. Die Flüchtlinge waren in der Nacht von der Region Cesme zur griechischen Insel Chios in einem Schlauchboot gestartet, das später bei starkem Wind und hohen Wellen unterging.
Die türkische Küstenwache konnte acht Flüchtlinge retten, wie die Nachrichtenagentur Dogan meldete. Sie trugen alle Schwimmwesten. Zwei weitere Flüchtlinge wurden noch vermisst. Bereits am Montag war darüber hinaus die Leiche eines fünfjährigen Mädchens an der Küste von Cesme angeschwemmt worden, wie Dogan weiter berichtete.
Im September hatte das Bild des ertrunkenen,dreijährigen Buben Ailan Kurdi weltweit Bestürzung ausgelöst. Ailan, sein fünfjähriger Bruder Galip und ihre 27-jährige Mutter Rihana waren im Mittelmeer ertrunken, als die syrische Familie aus der Türkei nach Griechenland flüchten wollte. Als Symbol der Flüchtlingskrise in Europa ging das Bild von der an der türkischen Küste angeschwemmten Leiche Ailans um die Welt.
Seit Jahresbeginn sind laut der UNO mehr als 650'000 Flüchtlinge über das Mittelmeer von der Türkei aus Richtung EU geflüchtet. In dem Zeitraum kamen mehr als 500 von ihnen, darunter überwiegend Kinder, bei der gefährlichen Überfahrt ums Leben.
Die Türkei hat sich im Rahmen einer mit der EU getroffenen Vereinbarung dazu verpflichtet, Schlepper-Organisationen stärker zu bekämpfen. Diese schicken oft zu viele Flüchtlinge auf alten, wackeligen Booten und ohne genügend Schwimmwesten aufs Meer. (sda/afp)
Drei Wochen vor Jahresende ist die Zahl von einer Million Flüchtlinge in Deutschland offiziell erreicht. So viele Asylbewerber seien bis Dienstag im Erstaufnahme-System «Easy» registriert und deutschlandweit verteilt worden, erklärte die bayerische Sozialministerin Emilia Müller in München.
Allein im November seien es mehr als 200'000 neu registrierte Asylbewerber gewesen. Der Zugang sprenge alle Prognosen.Innenminister Thomas de Maizière hatte bis zum Jahresende eine Zahl von 800'000 Asylbewerbern vorausgesagt. «Sie ist übertroffen worden wegen der besonders steigenden Zahlen seit Mitte August», erklärte er bereits am Montag.
Unter Fachleuten ist umstritten, wie genau das «Easy»-System die Zahl der Flüchtlinge in Deutschland widerspiegelt. Manche Experten gehen davon aus, dass die tatsächlichen Zahlen noch höher sind, da es wegen der Überlastung der Behörden inzwischen Wochen dauern kann, bis ein Flüchtling registriert wird. Andere glauben, dass die Zahlen niedriger sind, da Mehrfachregistrierungen ebenfalls vorkommen.
Bayerns Sozialministerin Müller wiederholte angesichts der neuen Zahl ihre Forderung: «Wir brauchen nun dringender denn je eine Obergrenze für die Aufnahme von Flüchtlingen, denn Deutschland kann diese Zugänge dauerhaft nicht länger schultern.» (sda/dpa)