Sie heissen NDS 01, NDS 02, Khost Protection Force oder Kandahar Strike Force. Sie überfallen Krankenhäuser und töten dort das medizinische Personal. Sie eröffnen das Feuer auf wegrennende Zivilisten. Sie lassen Menschen verschwinden, töten Senioren und ordern US-Luftangriffe an, die ganze Familien eliminieren. Sie sind das Erbe der CIA in Afghanistan.
Um Kriegsverbrechen. Die amerikanische NGO «Human Rights Watch» veröffentlichte kürzlich einen Bericht über missbräuchliche, sogenannte «Night Raids», was soviel wie Nachtangriffe heisst. Dabei sollen zahlreiche Verbrechen gegen das humanitäre Völkerrecht und das Kriegsrecht begangen worden sein.
“They’ve Shot Many Like This”
— Human Rights Watch (@hrw) November 1, 2019
Abusive Night Raids by #CIA-Backed Afghan Strike Forces https://t.co/rW7IkqE0cp
Offiziell dienen diese Angriffe der Bekämpfung von al-Kaida. Seit Ende 2017 stieg die Anzahl dieser nächtlichen Angriffe stark.
Night Raids werden von paramilitärischen, afghanischen Streitkräften durchgeführt. Dabei erhalten sie Unterstützung der CIA. Der US-Geheimdienst bildet die Truppen aus und finanziert sie auch.
Afghanische paramilitärische Streitkräfte gehören auf dem Papier der Afghanischen Nationalen Sicherheitsdirektion (NDS) an, dem Geheimdienst des Landes. Die Streitkräfte fallen jedoch weder unter die übliche Befehlskette innerhalb der NDS noch unter normale afghanische oder US-amerikanische Befehlsketten.
Sie wurden grösstenteils von der CIA angeworben, geschult, ausgerüstet und beaufsichtigt. Angefangen hat dies nach den Anschlägen vom 11. September 2001, als die CIA anfing, afghanische Milizen zu rekrutieren. Sie sollen als eine Art Bollwerk gegen al-Kaida und den «Islamischen Staat» dienen.
Bei Tötungs- oder Entführungsoperationen sind oft US-Spezialkräfte an ihrer Seite. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Army Rangers, die zur CIA abdetachiert wurden.
Die paramilitärischen Truppen führen Operationen mit logistischer Unterstützung der USA durch und sind bei der Zielerfassung auf US-Geheimdienste und -Überwachung angewiesen. Seit 2017 können sie sogar Luftangriffe von US-Kampfflugzeugen anordnen.
Human Rights Watch listet in ihrem Bericht verschiedene Verbrechen auf:
Das sind keine Einzelfälle. Human Rights Watch zählt alleine zwischen Ende 2017 und Mitte 2019 14 Fälle auf, bei denen Kriegsverbrechen verübt wurden.
Ein Ende der Gewalt gegenüber der Zivilbevölkerung. In ihrem Bericht schreibt die NGO:
Die Verbrechen, die oftmals wegen Falschinformationen, die von gefolterten Taliban-Familienmitgliedern stammen, verübt werden, werden oftmals nicht untersucht.
Weder das afghanische Militär noch die Regierung haben bedeutende Ressourcen zur Verfügung gestellt, um mögliche Verstösse zu untersuchen. Es fehlt ihnen sowohl die Fähigkeit als auch der politische Wille, Vorfälle zu untersuchen, an denen diese von der CIA unterstützten paramilitärischen Kräfte beteiligt sind.
Human Rights Watch fordert alle involvierten Parteien auf, das humanitäre Völkerrecht und das Kriegsrecht einzuhalten. Ob das etwas bringen wird, ist fraglich.