Zuerst war es nur einer. Quasi der Patient null in den USA. Dann steckte er erst ein paar, dann immer mehr an. Diese infizierten weitere und zum Schluss waren es Tausende. Nein, mit Ebola wurde in den USA noch niemand angesteckt, wohl aber mit der Angst vor Ebola.
Obwohl Experten die Infektionsgefahr als vernachlässigbar einstufen, blühen in sozialen Netzwerken die Angst und die Verschwörungstheorien. Selbst der Milliardär Donald Trump twitterte, dass es die Inkompetenz der US-Führung zeige, Ebola-Patienten ins Land zu bringen und warnte vor einer Seuchenwelle. «Lasst sie draussen!», forderte er.
The U.S. cannot allow EBOLA infected people back. People that go to far away places to help out are great-but must suffer the consequences!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 2. August 2014
«Ich möchte niemanden mit Ebola nahe der USA haben», twitterte eine besorgte Frau. «Die beiden dürfen nur verbrannt und in einer versiegelten Urne in dieses Land zurückkommen. Punkt!», schrieb ein anderer.
«Die beiden», das sind ein Arzt und eine Schwester, die in Afrika für eine Hilfsorganisation gearbeitet haben. Beide haben sich mit Ebola infiziert, der Krankheit, der in Westafrika in den vergangenen Wochen schon mehr als 700 Menschen zum Opfer fielen.
Der Zustand der beiden Helfer ist ernst, aber stabil. Am Samstag traf der Arzt in Atlanta ein, dann machte sich das Flugzeug wieder auf den Weg nach Liberia, um die Frau zu holen.
Why they bringing people with #ebola to the USA? If that shit spread someone needs to be shot
— Smug (@lcSmug) 3. August 2014
Atlanta is 6 hours away & I know at least 2 people there. How many degrees of separation are between you and #ebola? #EbolaOutbreak
— Carrington Shaw (@Carrington_Shaw) 1. August 2014
«Atlanta ist nur sechs Stunden entfernt, und ich kenne mindestens zwei Leute da», schrieb einer bei Twitter, als würden die beiden Patienten auf dem Centennial Plaza genau in der Innenstadt abgelegt.
«Ebola in die USA zu bringen, ist der grösste Mist, den ich je gehört habe», twitterte «Quandra». Und eine «Laura» fragt, «wie schnell das Virus von Atlanta zu mir nach San Diego» kommen könne.
Ist es Ernst oder Sarkasmus, wenn «Idaho Stan» empfiehlt, sich «mit Muni für deine Waffen einzudecken, bevor die Epidemie richtig ausbricht»? Eine «Kay» spottete bereits: «Ebola ist in den USA, lasst die Verschwörungstheorien beginnen!» Ihrer Aufforderung hätte es nicht bedürft: «Ein widerlicher Versuch der Bevölkerungskontrolle in Afrika?», fragt «Marianne S».
Ausgerechnet die, die die Kranken betreuen und die Menschen beruhigen soll, ist die grösste Zielscheibe: Die Gesundheitsbehörde CDC. «Ebola aus Afrika? Ich glaube, es kommt aus dem CDC-Labor», behauptet «Lalava1». «Stacy» glaubt zwar, dass Ebola aus Afrika kommt, dass die CDC die Kranken aber nur einfliege, um ihre Isolierstation zu testen.
Also #MSM is telling us #EbolaOutbreak started in #Africa!
I believe it came from the #CDC laboratory? Who can trust them?
— DSMILES4LIFE (@LALAVA1) 2. August 2014
Das Vertrauen in die CDC ist nicht mehr ganz felsenfest, seit CNN von allzu sorglosem Umgang der Wissenschaftler mit ansteckendem Material berichtete. So soll eine Vogelgrippeprobe mit nur minimalem Schutz transportiert worden sein, und einige Forscher hatten demnach gefährliches Material in Ziploc-Tüten. Das sind die Plastikbeutel, die man oben zudrücken kann – sehr praktisch für ein Butterbrot, unpassend für tödliches Material.
Präsident Barack Obama selbst umgab sich am Wochenende auf einem Gipfel in Washington mit Dutzenden afrikanischen Staatschefs, die gerade eingeflogen waren. Es bestehe keine Gefahr, beteuerte der Präsident, räumte jedoch ein, dass die Sicherheitsmassnahmen verschärft wurden.
Am sachlichsten sehen es noch die Experten selbst: «Ich werde einer der wenigen sein, die mit den beiden Kranken direkten Kontakt haben werden», sagte der Virologe Bruce Ribner von der Emory University. «Und ich habe keine Sorgen um meine Gesundheit oder die unseres medizinischen Personals.»
CDC-Direktor Tom Frieden sah schlicht eine Verantwortung: «Das sind zwei Amerikaner, die rübergeflogen sind, um Ebola-Patienten zu helfen. Sie verdienen die beste medizinische Betreuung, die sie bekommen können.» (pma/sda/dpa)