Bei der Flucht hat der von der Rebellenbewegung Abu Sayyaf im Süden der Philippinen entführte Schweizer einen seiner Wächter mit der Machete getötet. Dies erklärte Allan Arrojado, Kommandant des Spezialkommandos der Armee in der Provinz Sulu, laut der Nachrichtenagentur Reuters.
Der Schweizer Staatsbürger befand sich seit dem 1. Februar 2012 in der Hand philippinischer Geiselnehmer. Am Samstag entkam er während eines Gefechtes mit der philippinischen Armee.
Zum Kampf sei es gekommen, als die Schweizer Geisel die Machete seines Bewachers habe entwenden können, schrieb der Offizier in Sulu in einem SMS an Journalisten. Bei dem Handgemenge habe er seinem Bewacher die Machete in den Hals geschlagen. Als er schliesslich fliehen konnte, hätten die «Banditen» auf ihn geschossen, ihn aber nicht getroffen.
Er habe dem mit ihm entführten Niederländer zugerufen, ebenfalls die Flucht zu ergreifen. Dieser sei aber «sehr krank und sehr schwach» und deshalb nicht in der Lage gewesen, zu fliehen, schrieb Reuters weiter.
Die Fluchtmöglichkeit ergab sich durch eine Offensive des Militärs im Hinterland des Ortes Talipao auf der Insel Jolo im Süden des Landes. Im Schusswechsel seien fünf Rebellen getötet und sieben verletzt worden, berichtete ein Militärsprecher am Samstag.
Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) hat am Samstag Angaben einer philippinischen Militärsprecherin bestätigt.
Der Gesundheitszustand des Schweizers sei «den Umständen entsprechend gut», teilte das EDA auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA mit. Er befinde sich gegenwärtig in der Obhut der philippinischen Streitkräfte an einem sicheren Ort auf den Philippinen und werde so rasch wie möglich in die Schweiz zurückkehren. «Das EDA hat die Neuigkeit von der Befreiung des Schweizers mit grosser Erleichterung zur Kenntnis genommen» (siehe Box).
Der Mann wurde zunächst in einem Spital in Jolo City versorgt. Die Armee veröffentlichte Fotos des beim Kampf im Gesicht verletzten Schweizers auf einer Liege. Er sah ausgemergelt aus, mit Bart und trug einen Verband um den Kopf.
Sehr erleichtert zeigte sich auch die Frau des Schweizers. «Ich freue mich einfach sehr, dass er wieder zurück kommt», sagte sie am Samstag gegenüber Tagesanzeiger.ch/Newsnet. Gemäss EDA ist die Ausreise des Schweizers noch vor den Weihnachtstagen geplant.
Die beiden Männer waren Anfang Februar 2012 gemeinsam in die abgelegene Provinz Tawi-Tawi gereist, um seltene Vögel zu fotografieren. Dabei wurden sie von Bewaffneten entführt und später den Abu-Sayyaf-Rebellen übergeben.
Die beiden wurden auf der Insel Jolo in der Unruheregion rund 1000 Kilometer südlich der Hauptstadt Manila festgehalten.
Die in den 1990er Jahren mit Geld des Al-Kaida-Führers Osama bin Laden gegründete Abu Sayyaf wurde durch die Entführung zahlreicher Ausländer bekannt. Die philippinische Regierung und die USA betrachten die Rebellengruppe, die offiziell für einen islamischen Staat im mehrheitlich muslimischen Süden der Philippinen kämpft, als direkten Ableger des Terrornetzwerkes.
Erst Mitte Oktober hatten die philippinischen Dschihadisten zwei Deutsche nach sechsmonatiger Geiselhaft freigelassen. Nach Angaben eines Abu-Sayyaf-Sprechers wurde Lösegeld bezahlt. Abu Sayyaf verübte zudem zahlreiche Anschläge – darunter einige der blutigsten in der Landesgeschichte. (sda/afp/dpa/reu)