Ebola
Gesellschaft & Politik

Tausende Neuinfizierte in den kommenden drei Wochen erwartet

Ebola-Warnung der WHO

Tausende Neuinfizierte in den kommenden drei Wochen erwartet

Die Ebola-Epidemie breitet sich dramatisch aus. Die Zahl der Infizierten in Liberia steigt exponentiell, warnt die WHO; sie erwartet Tausende neue Patienten. US-Präsident Obama hat nun auch militärische Hilfe versprochen.
08.09.2014, 23:4710.09.2014, 08:07
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Ein Artikel von
Spiegel Online

Welche Waffen helfen gegen das Virus, das Westafrika quält? Die Ratlosigkeit im Kampf gegen die Ebola-Epidemie scheint zu wachsen, das Ausmass ist kaum abzuschätzen.

Es häufen sich die Alarmmeldungen zu der Seuche, die seit Monaten tobt. Allein in den drei am schwersten betroffenen Ländern Guinea, Liberia und Sierra Leone sind bereits mehr als 2000 Menschen gestorben. Seit Wochen nun hat auch Nigeria mit der Krankheit zu kämpfen.

Jetzt schlägt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erneut Alarm: In den kommenden drei Wochen sei mit Tausenden neuen Fällen zu rechnen; die Zahl der Infizierten steige «exponentiell» an.

Ein Slogan in Liberia lenkt die Aufmerksamkeit auf die Krankheit Ebola, die viele Menschen für nicht real halten.
Ein Slogan in Liberia lenkt die Aufmerksamkeit auf die Krankheit Ebola, die viele Menschen für nicht real halten.Bild: AHMED JALLANZO/EPA/KEYSTONE

Mit zivilen Mitteln allein sei der Kampf nicht mehr zu gewinnen, findet Barack Obama. Militärisches Gerät müsse zum Einsatz kommen, um «Isolierstationen und Geräte für Helfer einrichten zu können». Er sagte das in einem am Sonntag ausgestrahlten NBC-Interview, am Montag dann teilte das Pentagon mit, es werde ein Feldlazarett für medizinisches Personal nach Liberia entsenden.

Der US-Präsident hatte auch gewarnt: Wenn die USA und andere Länder nicht rasch mehr Hilfe leisteten, könnte der gefährliche Erreger womöglich mutieren und leichter übertragbar werden. Und die WHO mahnt, in Liberia weite sich die Epidemie außergewöhnlich stark aus, die Hilfen müssten um das Drei- bis Vierfache aufgestockt werden.

Tausende Fälle, das vergisst man schnell bei der Flut der Nachrichten, sind Tausende Schicksale. Die Krankheit trifft einige der ärmsten Staaten der Erde. In Liberia gab es schon vor dem Ausbruch lediglich einen Arzt für 100'000 Patienten. Jetzt infizieren sich immer mehr Mediziner bei ihrer Arbeit. Das Land verfügt zudem laut WHO nicht über genügend Spitalbetten, weshalb Erkrankte zu Hause blieben und weitere Menschen ansteckten.

Jetzt auf

Die Situation in den betroffenen Gebieten ist unübersichtlich, die wichtigsten Entwicklungen im Überblick:

  • Das britische Militär will ein Behandlungszentrum mit 62 Betten in Sierra Leone einrichten, davon zwölf Betten für die spezielle Behandlung von Ärzten, Pflegern und freiwilligen Helfern. Noch in dieser Woche sollten Experten an den künftigen Standort nahe der Hauptstadt Freetown reisen, teilte die Regierung in London mit.
  • Bei einer geplanten Ausgangssperre in Sierra Leone vom 19. bis 21. September sollen Teams der Behörden von Tür zu Tür gehen, um Ebola-Kranke zu finden. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen kritisierte das scharf: Es mangele an erfahrenen Helfern für ein solches Screening, aber auch an Ebola-Zentren im Land, in denen aufgespürte Verdachtsfälle untersucht werden könnten. Eine solche Ausgangssperre könne zudem zu Unruhen führen, warnte der Leiter eines katholischen Kinder- und Jugendschutzzentrums in Freetown: «Viele Menschen müssen aus dem Haus kommen, um sich ihr tägliches Brot zu verdienen.»
  • In der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba diskutierten die Außenminister der Afrikanischen Union (AU) am Montag bei einem Sondertreffen darüber, 200 medizinische Experten in die am stärksten betroffenen Gebiete zu schicken.
  • In der Provinz Euquateur in der Demokratischen Republik Kongo, wo seit mehreren Wochen ein regional isolierter Ebola-Ausbruch wütet, blieben die Schulen nach den Ferien zunächst geschlossen. Nach WHO-Angaben sind im Kongo bislang 31 Menschen an den Folgen des Virus gestorben.
Mitarbeiter des Roten Kreuzes bei Dekontaminationsarbeiten in einem Viertel in der liberianischen Hauptstadt Monrovia.
Mitarbeiter des Roten Kreuzes bei Dekontaminationsarbeiten in einem Viertel in der liberianischen Hauptstadt Monrovia.Bild: AFP

Ebola war zuerst 1976 in der Nähe eines gleichnamigen Flusses im Kongo aufgetreten. Seither war es in Zentral- und Ostafrika mehrmals zu kleineren Ausbrüchen gekommen. Für Westafrika ist die Krankheit hingegen neu. Zudem handelt es sich dort um den schlimmsten Ausbruch in der Geschichte der Epidemie. (trs/otr/dpa/AFP)

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