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Afrika

Unruhen und Polizeigewalt nach Ebola-Ausgangssperre in Liberia

Ebola-Epidemie

Unruhen und Polizeigewalt nach Ebola-Ausgangssperre in Liberia

20.08.2014, 17:2922.08.2014, 09:33
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Um die Ebola-Epidemie unter Kontrolle zu bekommen, hat Liberia eine nächtliche Ausgangssperre über die Hauptstadt Monrovia verhängt. In einer Radioansprache kündigte Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf zudem an, zwei ganze Stadtviertel unter Quarantäne zu stellen.

Die Ausgangsperre für die Millionenstadt Monrovia gilt von 21.00 Uhr bis 06.00 Uhr. Zugleich ordnete Johnson Sirleaf die Schliessung von Nachtclubs und Kinos an, wo normalerweise grössere Menschenmengen zusammenkommen. Die Massnahmen erfolgten nach Berichten über nachts auf den Strassen abgeladene Leichen.

 «Wenn wir alle unseren Teil beitragen, können wir diese Krankheit besiegen», zitiert «Front Page Africa» die liberianische Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf. 
 «Wenn wir alle unseren Teil beitragen, können wir diese Krankheit besiegen», zitiert «Front Page Africa» die liberianische Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf. Bild: Abbas Dulleh/AP/KEYSTONE

Bei allen Sicherheitsvorkehrungen gehe es darum, Menschenleben zu retten, betonte die Präsidentin am Dienstagabend. «Wenn wir alle unseren Teil beitragen, können wir diese Krankheit besiegen», wurde sie von der lokalen Nachrichtenplattform «Front Page Africa» zitiert.

Bewaffnete Sicherheitskräfte riegelten am Mittwoch Teile des Stadtbezirks West Point ab, in dem rund 75'0000 Menschen unter äusserst ärmlichen Bedingungen leben, berichteten örtliche Medien am Mittwoch. Komplett isoliert wurde zudem die Ortschaft Dolo in der Region Margibi.

Die Polizei geht mit Gewalt gegen Protestierende des West-Point-Slums vor. 
Die Polizei geht mit Gewalt gegen Protestierende des West-Point-Slums vor. Bild: Getty Images Europe

Unter Bewohnern von West Point habe sich zuvor das Gerücht verbreitet, die Regierung habe das Gebiet unter Quarantäne gestellt, weil sie dort Ebola-Patienten aus anderen Landesteilen isolieren wolle.

In dem Bezirk waren am vergangenen Wochenende viele Ebola-Patienten aus einer Isolierstation geflohen. Sie konnten aber bis Dienstag gefunden und in einer medizinischen Einrichtung untergebracht werden.

Polizei setzt Tränengas ein

Die Bewohner von West Point traf die Massnahme am Mittwoch völlig unvorbereitet. Nach Angaben von Augenzeugen schleuderten wütende Einwohner Steine auf die Soldaten und Polizisten, die ihr Viertel komplett abriegelten. Andere beschwerten sich im Radio, dass sich die Preise in den Geschäften über Nacht verdoppelt hätten.

Ein Gläubiger der Gemeinde Aladura betet am Strand von Monrovia. 
Ein Gläubiger der Gemeinde Aladura betet am Strand von Monrovia. Bild: Getty Images Europe

Die Sicherheitskräfte in Liberia setzen die Notfallmassnahmen auch mit Gewalt durch. Am Mittwoch verschoss die Polizei in Monrovia nach Zeugenberichten Tränengas, um Bewohner des Ebola-Sperrgebiets am Verlassen des Viertels zu hindern.

Insgesamt wurden in Liberia nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bis zum 16. August 834 bestätigte oder Verdachtsfälle gemeldet, 466 Menschen starben an der Seuche.

In Nigeria stieg die Zahl der verstorbenen Ebola-Opfer nach dem Tod einer Ärztin auf fünf, berichtete die nigerianische Zeitung «Vanguard» am Mittwoch. Nach Angaben der WHO gab es in Nigeria am 16. August 15 bestätigte Ebola-Fälle. Knapp 200 Menschen standen dort unter Beobachtung.

In ganz Westafrika wurden demnach insgesamt 2240 bestätigte und Verdachtsfälle sowie 1229 Todesopfer gemeldet. Die Dunkelziffer liegt vermutlich deutlich höher.

Entwarnung in Berlin

Die USA, Vietnam und Myanmar meldeten unterdessen weitere Verdachtsfälle. Bei drei Verdachtsfällen in Deutschland und Österreich gab es hingegen wieder Entwarnung.

Eine Frau, die nach einem Schwächeanfall in einem Berliner Jobcenter mit hohem Fieber in die Klinik Charité eingeliefert worden war, litt nach Klinikangaben unter einer Malaria-Infektion. Alle Tests auf Ebola verliefen demnach negativ. Der 30-jährigen Patientin gehe es den Umständen entsprechend gut, sie bleibe aber zur Behandlung weiter in einer Berliner Klinik. (rar/sda/dpa/afp/reu)

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