Dumm gelaufen
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Forscher sagt, das Gift seines Konzerns sei voll easy. Dann bietet der TV-Reporter ihm ein Glas an

Forscher sagt, das Gift seines Konzerns sei voll easy. Dann bietet der TV-Reporter ihm ein Glas an

30.03.2015, 14:0131.03.2015, 11:09
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Sie versprechen, dass weniger Pestizide eingesetzt würden. Sie versprechen, dass die Ernte höher ausfalle. Und sie versprechen, dass genmanipulierte Pflanzen eines schönen Tages den Hunger von der Weltkarte tilgen würden. Doch wer diesen Argumenten glaubt, müsste sich konsequenterweise auch wundern, warum der Weihnachtsmann all jenen hungernden Menschen in Afrika noch nicht geholfen hat ... 

In Tat und Wahrheit ist genverändertes Saatgut eine Geissel für die meisten Bauern, die es benutzen. Die daraus hervorgehende Pflanze wurde in der Regel gegen ein Gift resistent gemacht, das von derselben Firma kommt. Die Bauern besprühen ihre Felder grosszügig mit dem entsprechenden Gift, das alles ausser ihre Feldfrucht tötet. Das böse Erwachen kommt später, wenn nach der Pflanze auch Schädlinge eine Resistenz gegen das Pestizid entwickeln. Der Ertrag sinkt dann, während die Farmer deutlich mehr Gift in die Hand nehmen, um den Rest der Ernte zu sichern.

Hintergrundinfos zum künstlich veränderten Saatgut lieferte 2014 die ARD-Dokumentation «Die Propagandaschlacht um die Gentechnik». Sie thematisiert auch die signifikant gestiegene Zahl der Krebserkrankungen und Missgeburten in Ländern, die dieses Saatgut einsetzen. Dauer: 28 Minuten.video: youtube/ard

Es ist ungefährlich. Aber trinken? Bin doch nicht blöd!

Wie es um die Ehrlichkeit der Konzerne bestellt ist, die in diesem Bereich tätig sind, verdeutlicht nun ein nur 45 Sekunden langer Clip. Der französische Sender «Canal+» interviewt Dr. Patrick Moore, der für «Ecosense Environmental» arbeitet. Der Name hört sich toll an, doch hinter der Firma steckt der Biotechnologie-Konzern «Monsanto». Der Reporter spricht den Wissenschaftler auf die Zahl von Krebserkrankungen an, die in grossen Anbaugebieten in Ländern wie Brasilien und Argentinien explodiert ist. 

Moore behauptet, das Produkt Glyphosat sei völlig harmlos, man könne es sogar trinken. Und zwar bedenkenlos. Der Journalist sagt, man habe zufällig etwas von dem Zeug da. Ob er es nicht trinken wolle?

Moore: «Nein. Ich bin doch nicht blöd.»

Canal+: «Also ist es doch gefährlich?»

Moore: «Nein, Leute versuchen oft, damit Selbstmord zu begehen und scheitern regelmässig.»

Canal+: «Sagen Sie die Wahrheit! Es ist gefährlich.»

Moore: «Es ist nicht gefährlich für Menschen.»

Canal+: «Sie sind also bereit, ein Glas zu trinken?»

Es ist der Moment, in dem der Wissenschaftler das Interview abbricht – nachdem er den Journalisten beschimpft hat. 

Vielleicht bestätigt er am Ende aber auch nur eine alte Bauernweisheit: Die dümmsten Bauern ernten die dicksten Kartoffeln. 

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(phi)

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18 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Dewar
30.03.2015 17:30registriert Januar 2015
Auch ein häufiges Problem bei Gentech-Pflanzen: Sie sind oft nur beschränkt fortpflanzungsfähig, mit dem Resultat dass ein Bauer von der Herstellerfirma abhängig wird und jährlich für viel Geld neues Saatgut kaufen muss. Gerade in Entwicklungsländern ist das ein grosses Problem, wenn den Bauern zuvor das Blaue vom Himmel versprochen wurde. Aber: Ich möchte trotzdem eine Lanze für Gentech brechen. Das Ganze wird zwar aus guten Gründen kritisch betrachtet, aber wenn verantwortungsbewusst damit umgegangen würde, wäre es tatsächlich eine Chance, die Landwirtschaft im positiven zu beeinflussen.
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Bowell
30.03.2015 16:13registriert Mai 2014
Ich finde genmanipulierte Pflanzen und Tiere sowieso suspekt. Da hats DNA drin, sowas ess' ich doch nicht! [ironie off]
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