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Update: In Leser-Kommentaren wird zurecht darauf hingewiesen, dass es sich beim sexuellen Interesse für Teenager, respektive Pubertierende nicht um Pädophilie im engeren Sinn handelt (siehe Definition bei Wikipedia).
Pädophile suchen auf Dating-Plattformen, in sozialen Netzwerken und Chatrooms nach Opfern.
Es beginnt ganz harmlos. Mit List und Einfühlungsvermögen versucht der Täter, das Vertrauen der minderjährigen Person am anderen Ende der Leitung zu gewinnen.
Im Internet wird nonstop Jagd auf Kinder und Jugendliche gemacht. Laut einem Bericht von UNICEF (aus dem Jahr 2009!) sind um die 750'000 Männer mit pädophilen Neigungen aktiv – und zwar rund um die Uhr, in allen Ländern weltweit.
Zurzeit beschäftigt das Schicksal des 12-jährigen Paul die Menschen in der Schweiz. Die Hinweise mehren sich, dass er von einem erwachsenen Mann in dessen Wohnung gelockt wurde. Der erste Kontakt fand über einen Online-Chat statt.
Wenn Männer mit pädophiler Neigung im Internet nach potenziellen Opfern Ausschau halten, ist die Polizei in der Regel machtlos. Zwar gibt es Spezialisten, die verdeckt ermitteln und dafür auch falsche Online-Identitäten annehmen. Doch sind alle Massnahmen nur Tropfen auf den heissen Stein.
Hier kommen die «Creep Catcher» ins Spiel. Das sind Privatleute, die den Spiess umdrehen wollen und versuchen, mutmassliche Pädophile in die Falle zu locken.
Dazu gleich mehr, doch zunächst zum Vorgehen:
Creep Catcher sind kein neues Phänomen, doch zeigen aktuelle Ereignisse in den USA, dass aus solchen Aktionen gewaltige Probleme entstehen können.
Bei YouTube finden sich unzählige Videos, in denen angeblich Pädophile an den Pranger gestellt werden.
Egal, was zuvor passiert ist: Es handelt sich in jedem Fall um eine fragwürdige Form von Selbstjustiz, auch wenn dies die selbsternannten «Pädo-Jäger» in Abrede stellen.
Was auffällt: Es sind vornehmlich junge Männer, die mit Bürgerwehr-Methoden gegen Kindesmissbrauch kämpfen. Und sie erhalten im Netz viel Beifall für ihre Aktionen.
Das Online-Medium Vice News berichtete Anfang Juni über einen kanadischen Teenager (18), der sich als Creep Catcher betätigte. Als die Konfrontation mit einem in die Falle gelockten Mann aus dem Ruder lief, habe er um sein Leben gefürchtet.
Die Behörden betonen, der Kampf gegen Pädophile sei Sache des Staates, und sie warnen vor möglichen Konsequenzen: Polizeiliche Ermittlungen könnten gestört oder gar verunmöglicht werden. Bei Treffen drohen gewaltsame Auseinandersetzungen. Ausserdem sei mit juristischen Klagen zu rechnen.
Genau dies ist kürzlich dem Betreiber der Website anxietywar.com passiert. Der junge Amerikaner aus Michigan versucht, über eine Crowdfunding-Plattform Geld für einen Anwalt zu sammeln. Ihm droht Ungemach, weil er in einem Video einen 29-Jährigen als «Predator» brandmarkte.
Der Attackierte ging in den Gegenangriff über und behauptet, es habe sich um ein «Missverständnis» gehandelt. Er habe nicht geplant, mit einer angeblich 15-Jährigen Sex zu haben. Dann verklagte er den «Anxiety War»-Betreiber.
Dieser verteidigt sich öffentlich und versucht über eine Crowdfunding-Plattform, Geld zu sammeln.
Innert weniger Tage sind bei gofundme.com über 25'000 Dollar zusammengekommen für seine Verteidigung.
Der junge Mann sagt, sein Engagement gegen sexuellen Missbrauch erfolge nicht aus Geltungsdrang oder finanziellen Motiven. Er verdiene kein Geld mit seinem Tun.
Ein Augenschein bei YouTube zeigt, dass es sich bislang vor allem ein nordamerikanisches Phänomen handelt. Aber auch in Westeuropa betätigen sich Private als Pädophilen-Jäger ...
Fakt ist: Es sind längst nicht nur Privatleute, die im Internet Jagd auf Pädophile machen. 2014 sorgte der niederländische Ableger des Hilfswerks Terre des Hommes für Schlagzeilen.
Die «Sweetie»-Kampagne richtete sich gegen eine besonders perfide Form von sexueller Ausbeutung von Kindern. Die Täter sitzen zuhause vor dem Computer und missbrauchen Minderjährige aus vermeintlich sicherer Distanz.
Undercover-Leute von Terre des Hommes versuchten Pädophile in Chatrooms in die Falle zu locken, indem sie eine falsche Identität annahmen. Sie gaben sich als zehnjähriges Mädchen aus, das in den Philippinen vor dem PC sitzt. Die Täter sollten glauben, sie würden mit einem wehrlosen Kind chatten.
Die verdeckten Ermittler versuchten, den Tätern möglichst viele Informationen zu entlocken, um sie zu identifizieren.
Damit dies gelingt, haben Computer-Experten eine virtuelle Figur geschaffen. Sweetie sieht aus wie ein echtes Mädchen und bewegt sich scheinbar natürlich vor der Webcam.
«Sobald man sich anmeldet und sagt, man sei ein Mädchen aus den Philippinen, umschwärmen sie einen», erzählt ein Mitarbeiter der Hilfsorganisation im eindrücklichen Video.
Die Täter fühlten sich sicher, weil sie – dank Internet – weit weg lebten, falsche Namen hätten und mit Prepaid-Kreditkarten bezahlten, die sich nicht zurückverfolgen lassen. «Sie brauchen nicht in die Philippinen zu reisen, um Kinder zu missbrauchen.»
Die Recherche-Ergebnisse wurden später der internationalen Polizeibehörde Interpol übergeben. Trauriges Fazit: Die meisten stammten aus reichen Ländern, sie führen ein «normales» Leben in Westeuropa, Nordamerika oder anderswo ...
Wer pädophil veranlagt ist, muss nicht zum Kinderschänder werden oder sich mit Kinderpornos strafbar machen.
Seit zwei Jahren gibt es in der Schweiz eine Anlaufstelle, die professionelle Hilfe verspricht: Das Forensische Institut Ostschweiz in Frauenfeld wurde 2004 mit dem Ziel «Missbrauch verhindern – Veränderung fördern» gegründet.
Niemand entscheide sich bewusst für oder gegen eine sexuelle Neigung, heisst es in einem Beitrag auf der Website der Schweizerischen Kriminalpräventation.
Menschen mit pädophiler Neigung seien nicht per se auch Pädokriminelle. Ein Teil der Betroffenen verfüge sehr wohl über ein Problembewusstsein und sei offen für professionelle Hilfe, bevor es zu einem allfälligen Übergriff komme.
Auf der forio-Webseite finden Interessierte und Betroffene weitergehende Informationen.