Bei Twitter, Facebook und Co. kursieren seit ein paar Tagen unter dem Hashtag #DeepNostalgia zahlreiche animierte Fotografien von längst gestorbenen Persönlichkeiten.
AI-generated living portrait of Marie Curie using @MyHeritage #DeepNostalgia @Mariecurie_alum @MSCActions @MCAA_WB @MCAA_RoCur pic.twitter.com/5qTtdbmW2l
— Ornela Bardhi (@ornelabardhi) March 1, 2021
So glad to see finally #AlanTuring "alive"! Makes me feel even more connected to computer science and #AI. Via @MyHeritage https://t.co/FKYlBHELAR pic.twitter.com/lWbsYzcvR3
— Kristian Kersting (@kerstingAIML) February 27, 2021
AI will be upon us sooner than you think. Monalisa animated by AI. #DeepNostalgia pic.twitter.com/u4XZvE8Ib6
— Roflindian (@Roflindian) March 2, 2021
Alright, I'm joining the game and animating some ancient stuff. This is from the Acropolis Museum in Athens
— Flint Dibble 🍖🏺📖 (@FlintDibble) February 28, 2021
Kinda fun, though it won't work on ancient animals! I'll add more as I get some OK ones pic.twitter.com/AwG9fA99Lj
Here's Alexander the Great pic.twitter.com/djbnzszFM0
— Flint Dibble 🍖🏺📖 (@FlintDibble) February 28, 2021
Hinter den animierten Porträts steckt das US-Unternehmen MyHeritage, eine sogenannte Genealogie-Plattform, die Stammbäume erstellt, basierend auf persönlichen Angaben und DNA-Tests der User. Die 2003 in Israel gegründete Firma stellt die Spezialsoftware namens «DeepNostalgia» allen Interessierten zu Werbezwecken zur Verfügung.
Der Service könne kostenlos auf der Website von MyHeritage genutzt werden, berichtete The Verge (am 28. Februar) und rührte damit natürlich mächtig die Werbetrommel.
So funktionierts:
It's heartwarming to see #DeepNostalgia at use! Animate your old #family #photos! Learn more: https://t.co/9jQb55RHkt pic.twitter.com/IcJkrNZVPv
— MyHeritage (@MyHeritage) March 1, 2021
Logischerweise reizt es viele Menschen, ihre Vorfahren ein bisschen zum Leben zu erwecken. Es kann durchaus herzerwärmend sein, wenn einen die vor vielen Jahren gestorbene Urgrossmutter verschmitzt lächelnd anblickt. Darum war der Deep-Nostalgia-Server immer wieder überlastet.
MyHeritage bietet den Gratis-Service selbstverständlich alles andere als uneigennützig an. Das Unternehmen erhofft sich möglichst viele Neuanmeldungen. Und die registrierten Personen werden dann mehr oder weniger direkt aufgefordert, einen Stammbau zu erstellen. Sie sollen also eine DNA-Probe einreichen, mit der Aussicht auf neue Erkenntnisse zur Abstammung und zu möglichen Verwandtschaften.
Man schickt also eine Speichelprobe an die Firma und wird über die eigene Herkunft aufgeklärt. Was soll daran falsch oder gar gefährlich sein, denn im besten Fall erfährt man vielleicht von einer bis dato unbekannten Erbkrankheit?
Im Internet Health Report (Statusbericht zur Internetgesundheit) wurde schon 2019 auf zahlreiche Risiken und Nebenwirkungen rund um die kommerziellen DNA-Sammler hingewiesen. Die gravierendsten Probleme seien:
Für sein DeepNostalgia-Tool hat MyHeritage beim Tech-Unternehmen D-ID eine Software für Künstliche Intelligenz (KI) lizenziert. So gelingt es den Effekt zu erzeugen, dass sich ein Standfoto scheinbar bewegt. Es sei ein bisschen wie Apples «Live Photo»-Funktion fürs iPhone, konstatiert The Verge. Es würden ein paar Sekunden Video hinzufügt, um Handy-Knipsern zu helfen, die beste Aufnahme zu finden.
Hast du schon mal dein DNA-Probe bei einem kommerziellen Anbieter wie Ancestry oder MyHeritage eingereicht? Bist du der Meinung, dass trotz der oben aufgeführten Risiken und Nebenwirkungen die Vorteile überwiegen?